Rückenschule: Bewegungsspiele für einen gesunden Kinderrücken

Jeder dritte Erstklässler hat bereits eine schlechte Körperhaltung und ein Fünftel der Grundschüler klagt über Rückenschmerzen. Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen! Damit Ihr Kind keine Haltungsschäden bekommt, ist eine gute Rückenschule wichtig. Unsere Bewegungsspiele stärken den Rücken Ihres Kindes und beugen einer schlechten Haltung vor. 

Inhaltsverzeichnis

Rücken-Fitness für Kinder

Kleine Kinder tun instinktiv das Richtige: Sie springen in Pfützen, balancieren auf der Bordsteinkante und müssen auf jeden Hügel klettern – kurz, sie sind immer in Bewegung. Dabei trainieren sie ausgiebig alle Muskelgruppen, lernen ihre Bewegungen zu koordinieren und stärken ihre Körperhaltung und benötigen keine Rückenschule.

Doch mit zunehmendem Alter wird Sitzen mehr und mehr zur „Hauptbeschäftigung“: vor dem Fernseher, vor dem Computer und später dann natürlich in der Schule. So verbringt ein achtjähriger Grundschüler Untersuchungen zufolge alleine von Montag bis Freitag 33 Stunden auf einem Stuhl – und da sind Zeiten vor dem Fernseher und PC noch gar nicht mitgerechnet! Kein Wunder, dass die Fitness bei Kindern immer mehr zu wünschen übrig lässt!

Eine gute Rückenschule ist wichtig für die Kinder-Fitness

Kinderärzte schlagen inzwischen Alarm, denn es ist unübersehbar, dass sich Kraft und Koordination von Kindergarten- und Schulkindern in den letzten 20 Jahren eindeutig verschlechtert haben. So kann manches Kindergartenkind nicht einmal mehr einen Purzelbaum! Und weil die Bauchmuskeln häufig zu schwach, die Hüft- und Oberschenkelmuskeln nicht mehr dehnbar genug sind, können sie Becken und Wirbelsäule oft nicht mehr richtig stützen und aufrichten. So kommt es im Lauf der Zeit zu einer Haltungsschwäche. Je früher Haltungsprobleme erkannt werden, umso besser lässt sich schweren Haltungsschäden bpsw. durch die gezielte Rückenschule vorbeugen.

Doch das ist gar nicht so einfach: Bei Kindern im Vorschulalter kann eine Haltungsschwäche noch nicht eindeutig festgestellt werden. So ist das Becken bei Dreijährigen entwicklungsbedingt noch leicht nach vorne gekippt. Erst im Alter von vier bis sechs Jahren richtet sich die Wirbelsäule auf, um ihre endgültige S-Form zu erreichen. Deswegen ist es besonders im Alter zwischen sechs und 12 Jahren wichtig, die Körperhaltung Ihres Kindes regelmäßig beim Kinderarzt überprüfen zu lassen. Bleiben Haltungsschäden nämlich zu lange unbeachtet, können sie infolge einer jahrelangen Fehlbelastung der Wirbelsäule viel schwerer rückgängig gemacht werden.

Die  etwas andere Rückenschule für Kinder

  1. Bringen Sie Ihr Kind in Bewegung!

    Gehen Sie viel nach draußen, z. B. auf den Spielplatz. Dort kann Ihr Kind nach Herzenslust klettern, turnen, rutschen, schaukeln und rennen. Machen Sie gemeinsam Wanderungen und Radtouren. Lassen Sie für kürzere Strecken das Auto stehen. Vielseitige Bewegung stärkt nicht nur die Haltung, sondern wirkt sich auch positiv auf die Intelligenz Ihres Kindes aus! Außerdem haben wir einige Bewegungsspiele für Sie zusammengestellt.
  2. Sorgen Sie für einen guten Stand!

    Unsere Körperhaltung baut sich von unten, von den Füßen her auf. Deshalb ist eine starke Fußmuskulatur so wichtig. Lassen Sie Ihr Kind im Sommer im Sand oder auf der Wiese viel barfuß laufen. So kann Ihr Kind unterschiedliche Arten von Untergrund erspüren und lernt, Unebenheiten auszugleichen.
  3. Gerade sitzen ist out, „bewegtes Sitzen“ für einen starken Kinderrücken!

    Den Spruch „Nun sitz doch mal gerade.“ können Sie getrost vergessen, denn auf eine kerzengerade Körperhaltung kommt es gar nicht an. Viel wichtiger ist, dass Ihr Kind immer wieder die Sitzposition wechselt. Mal auf dem Stuhl lümmeln oder knien ist also durchaus erlaubt. Beim bewegten Sitzen werden immer wieder andere Muskelgruppen beansprucht und der Druck des Körpergewichts verteilt sich besser auf die Bandscheiben. Es gibt nur eines, das besser für den Rücken ist als bewegtes Sitzen: überhaupt nicht sitzen! Deswegen ist es günstig, wenn Ihr Kind zwischendurch immer wieder aufsteht oder herumgeht – aber das tun zumindest kleinere Kinder ganz von selbst.
  4. Ohne passenden Arbeitsplatz geht es nicht!

    Schon Kindergartenkinder sollten in rückenfreundlicher Haltung malen und basteln, denn sonst nützt die beste Rückenschule nichts. Sitzt Ihr Kind auf einem Stuhl, sollte es Hüfte und Knie im 90-Grad-Winkel beugen und beide Füße fest aufstellen können. Kommt es noch nicht auf den Boden hinunter, hilft ein verstellbarer Stuhl mit einem Fußbrett (z. B. Kinderstuhl Tripp Trapp von Stokke, erhältlich im Fachhandel oder unter www.skandic.de). Ihr Kind sollte so hoch sitzen, dass sich die Tischplatte in Höhe der Ellenbogen befindet.
Mein Tipp
Besonders rückenfreundlich ist ein Sitzkissen in Keilform, das schräg nach vorne abfällt. So kippt das Becken leicht nach vorne und die Wirbelsäule richtet sich auf.

Bewegungsspiele: So macht Rückenschule Spaß

Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur müssen nicht langweilig und dröge sein. Die im Folgenden vorgeschlagenen Bewegungsspiele machen Kindern ab zwei bis drei Jahren Spaß, wenn auch die Kleinsten sie meist noch nicht ganz exakt nachturnen können – aber das macht nichts! Damit Ihr Kind versteht, wie es sich bewegen soll, machen Sie ihm jede Übung – wenn nötig, mehrmals – vor oder turnen Sie mit.

Bewegungsspiel:Gelenkig wie ein Kätzchen

Dieses Bewegungsspiel stärkt die Rückenmuskulatur und verbessert die Gelenkigkeit der Wirbelsäule. Erzählen Sie Ihrem Kind, dass es jetzt ein kleines, verspieltes Kätzchen ist, das sich nach einem erholsamen Nickerchen kräftig reckt und streckt. Dann jagt es eine Maus.

Diese Übung besteht aus verschiedenen Teilen:

(Ruheposition)1. Das kleine Kätzchen schläft noch

Es kniet auf dem Boden, die Unterarme liegen dabei vor den Knien und sein Kopf ruht auf den Unterarmen (siehe Abbildung 1).
(Vierfüßlerstand)2. Das Kätzchen wird wach und reckt und streckt sich

Ihr Kind hebt nun den Kopf und streckt die Arme nach vorne aus. Bei leicht gebeugten Ellenbogen und erhobenem Kopf biegt es dann die Wirbelsäule weit nach unten durch (siehe Abbildung 2). Anschließend streckt es die Arme durch, senkt den Kopf und krümmt die Wirbelsäule nach oben – es macht also einen Katzenbuckel.
(Strecken)3. Nun kommen die Pfötchen dran 
(Runder Rücken)

4. Das Kätzchen lugt ins Mauseloch hinein

Ihr Kind, das Kätzchen, muss sich dazu ganz flach machen. Es sitzt im Kniesitz und schiebt mit aufgestützten Händen (Fingerspitzen zeigen zueinander) und erhobenem Kopf den Oberkörper so weit es geht flach am Boden entlang. Wenn es nicht mehr weiter geht, macht es den Rücken ganz rund und kommt mit gesenktem Kopf in den Kniesitz zurück (siehe Abbildung 4).

5. Das Kätzchen schleicht sich an die Maus heran

Ihr Kind kann jetzt auf Händen und Knien durch das Zimmer schleichen und nach dem Mäuschen suchen. Hat es eines entdeckt, setzt es aus dem Vierfüßlerstand zu einem gewaltigen Sprung an. Damit dabei die Handflächen und Knie nicht leiden, ist eine Isomatte oder auch eine ausrangierte Matratze als Unterlage zu empfehlen.

Bewegungsspiel: Verspielt wie ein Hund

Ihr Kind ist jetzt ein kleiner Hund, der versucht, sein eigenes Schwänzchen zu fangen.



(Bewegung im

Vierfüßlerstand
)
  • Verbessert die Elastizität der Wirbelsäule

Es steht im Vierfüßlerstand und bewegt den Kopf in Richtung Becken (siehe Abbildung 5). Dabei dreht es sich um die eigene Achse – mal zur rechten, dann wieder zur linken Seite.

Bewegungsspiel: Fischen wie ein Bär

Erzählen Sie Ihrem Kind, dass es ein Eisbär ist und an einem Eisloch lauert, um einen Fisch zu fangen.



(Fersensitz)
  • Stärkt die Rückenmuskulatur

 Dabei sitzt Ihr Kind im Fersensitz auf dem „Eis“, der Oberkörper liegt mit gestreckten Armen auf dem Boden (siehe Abbildung 6). Nun streckt es abwechselnd erst den rechten, dann den linken Arm nach vorne, um mit der „Tatze“ im Wasser zu fischen.

Bewegungsspiel: Hüpfen wie eine Frosch

Ihr Kind ist nun ein Frosch, der einer flinken Fliege hinterher springt.



(Springen)
  • Stärkt den gesamten Rücken
Es geht in die Hocke und setzt beide Hände auf dem Boden auf. Dann springt es wie ein Frosch nach vorne, indem es sich mit den Händen abstützt und mit den Füßen nachsetzt (siehe Abbildung 7).

Majestätisch wie ein Storch

Erzählen Sie Ihrem Kind, dass es ein Storch ist, der mit großen Schritten langsam und majestätisch über eine Wiese schreitet.



(Arme ausstrecken)
  • Stärkt die obere Rückenmuskulatur
  • verbessert das Gleichgewicht

Ihr Kind steht dabei auf einem Bein, wobei es das Standbein nicht überstrecken (nach hinten durchdrücken) darf. Die Arme breitet es in Schulterhöhe zu beiden Seiten aus. In dieser Position soll es fünf Sekunden verharren (siehe Abbildung 8), dann kommt der nächste Schritt des Storches und die andere Seite ist dran.

Drunter und drüber mit der schiefen Brücke



(Brücke)
  • Stärkt die unteren Rückenmuskeln,

    die Gesäß- und die Oberschenkelmuskeln

Ihr Kind legt sich auf den Rücken, winkelt die Knie ab und stellt beide Beine mit ein wenig Abstand (gibt einen besseren Stand!) fest auf den Boden. Dann hebt es das Becken vom Boden ab und bildet quasi eine schräge Brücke (siehe Abbildung 9) – das ist allerdings ganz schön anstrengend, sodass Sie Ihr Kind immer wieder ermutigen sollten, noch ein wenig durchzuhalten, wenn es gleich aufgeben will!

Nun bekommt Ihr Kind einen nur wenig aufgeblasenen Luftballon, einen kleinen Ball oder ein kleines Stofftier, das es um seinen Körper kreisen lassen soll: Es soll den Gegenstand unter dem Rücken durch von der rechten Hand in die linke geben. Zurück zur rechten Hand geht es dann oben drüber über den Bauch usw.