Fehlgeburt – Halt finden in der Zeit danach

Eine Fehlgeburt wünscht sich keine Frau. Obwohl dieser Schicksalsschlag gar nicht so selten ist, gehört eine Fehlgeburt zu den Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, nach dieser Katastrophe wieder Halt zu finden. 

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Wie Sie nach einer Fehlgeburt neue Kraft schöpfen können

Der Prozentsatz ist nicht klein: 15 bis 20 Prozent aller Frauen machen im Laufe ihres Lebens diese Erfahrung: Sie erleiden eine Fehlgeburt. Oft passiert das im sehr frühen Stadium, wenn die Frau noch gar nicht wirklich weiß, dass sie schwanger ist. 98 Prozent aller Frauen verlieren das Baby in den ersten dreizehn Wochen. Trotzdem leiden Frauen darunter sehr, vor allem wenn sie sich schon lange ein Baby wünschen.

Eine Fehlgeburt gehört sozusagen zum Leben dazu. Wenn eine Mutter einmal eine Fehlgeburt erlebt hat und anderen gegenüber dieses schlimme Ereignis erwähnt, wird sie feststellen, dass viele, von denen sie das niemals erwartet hätte, ebenfalls ein solches Erlebnis gehabt haben. Die trauernde Mutter ist also nicht allein.

Wenn Sie also davon betroffen sein sollten, dürfen Sie wissen, es gibt auch in Ihrem persönlichen Umfeld Frauen, die das Gleiche schon einmal erlebt haben.

Nach Gleichgesinnten suchen

Sie können sich auch in verschiedenen Internetforen umschauen und dort die Frage nach dem Umgang mit Fehlgeburten eingeben. Sie werden überrascht sein, wie viele Frauen dort freimütig über ihre Erfahrungen berichten. Vor allem wenn Sie sich nicht „outen“ wollen, haben Sie hier eine anonyme Plattform, die ihnen in Ihrer Situation helfen kann. Das Erlebnis anderer Frauen kann Ihnen Halt geben. Sie erfahren wie die mit ihrer Trauer umgehen und welche Ängste jetzt zurückbleiben. Sie können gemeinsam Ihre Traurigkeit und Ihre Angst verarbeiten.

Thematisieren Sie den Tod Ihres Ungeborenen

Trauern Sie um das Kind, das in Ihrem Bauch gewachsen ist. Umso kürzer Ihre Schwangerschaft Bestand hatte, umso weniger haben Freunde und Bekannte Notiz von Ihrer Schwangerschaft genommen. Viele wussten möglicherweise gar nichts davon. Trotzdem sollten Sie Ihre Fehlgeburt nicht schamhaft verschweigen. Dazu besteht kein Grund. Das kleine werdende Leben war Teil von Ihnen. Sie kannten es nicht und doch kreisten Ihre Gedanken bereits um dieses Kind. Vielleicht hatten Sie sogar schon einen Namen für das Baby. Wenn nicht, geben Sie ihm einen. Dann können Sie konkret an dieses Kind denken. Nicht als „Etwas“, sondern als eine Person mit einem eigenen Namen. Lassen Sie Ihre Trauer zu. Falls Sie Ihr Kind in einem eigenen Grab beerdigen konnten, gehen Sie hin und tragen Sie Ihre Trauer an das Grab. Es wird Ihnen helfen, den Schmerz zu überwinden.

Schuldgefühle überwinden

Eine Fehlgeburt ist immer ein Schock. Zuerst denkt die Betroffene, das kann doch gar nicht sein, das bin doch nicht ich, die das erlebt. Man fühlt sich wie in Trance. Doch mit der Zeit kommt die Empfindung zurück und damit sehr häufig auch das Schuldgefühl. Wir sind es gewöhnt, alles zu lenken, immer die Oberhand zu haben und unser Leben zu planen. Das Kind war ebenfalls geplant. Wenn es einfach gestorben ist, suchen wir nach einer Ursache. Es muss doch einen Grund haben. Also suchen Sie als Mutter die Schuld bei sich selbst. Sie fragen sich, ob Sie zu schwer gehoben haben. Ob die Einkaufskörbe zu schwer gewesen sind, ob Sie das Gläschen Sekt zum Anstoßen auf den Geburtstag Ihrer Freundin doch nicht hätten trinken sollen, oder ob Sie gar zu viel Sport gemacht haben. Doch egal, was immer Sie auch finden, es ist keinesfalls die Ursache. Auch wenn Freunde, oder Verwandte behaupten, man darf nicht Radfahren, oder die Wäsche aufhängen. Das eine ist so falsch wie das andere. Es ist nur ein Erklärungsversuch, weil wir es nicht wahrhaben wollen, dass wir nicht die Herren über Leben und Tod sind. Eine Schuld trifft Sie nicht.

In die Zukunft schauen

Wenn Sie Ihre Zeit der Trauer abgeschlossen haben, dann sollten Sie wieder in die Zukunft schauen. Sie wollten doch eine Familie. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen und lassen Sie sich hinsichtlich einer weiteren Schwangerschaft beraten. Wenden Sie sich  Ihrem Partner zu, denn auch für ihn ist es schwer, nicht Vater zu werden. Gemeinsam lässt sich der Verlust leichter tragen. Nehmen Sie eine erneute Schwangerschaft in Angriff. Am besten lassen Sie es locker angehen. Haben Sie keine Angst. Gehen Sie davon aus, dass das Schicksal nicht zweimal hintereinander zuschlagen wird. Eine zweite Fehlgeburt ist nicht so wahrscheinlich, obwohl sie natürlich vorkommt. Trotzdem sollten Sie vom Idealfall ausgehen. Freuen Sie sich auf eine weitere Schwangerschaft. Wenn es dann geklappt hat, konzentrieren Sie sich auf dieses Baby. In Ihrem ungeborenen Kind liegt Ihre ganz persönliche Zukunft.