Hochbegabt, aber viel zu langsam

Inhaltsverzeichnis

von Anonym

Liebe Frau Reimann-Höhn,

auf Anraten der Schule haben wir unseren Sohn psychologisch testen lassen und ihm wurde eine überdurchschnittliche Begabung attestiert. Jetzt ist er probeweise von der zweiten in die dritte Klasse gesprungen. Intellektuell kann er dem Schulstoff durchaus folgen, aber in der Bearbeitung von Aufgaben ist er sehr langsam. Stets versucht er in Mathe, ein System hinter den Aufgaben zu erkennen. Dadurch denkt er enorm kompliziert und benötigt mehr Zeit als die anderen Kinder. Er erfasst nicht, was gerade wesentlich ist. In Deutsch kann er keine Bildergeschichte beschreiben, weil er so viel im Kopf hat, dass das zum einen nicht auf das Blatt passt und zum anderen auch mit seinem langsamen Schreibtempo in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen ist. Er lebt in einer eigenen Denkwelt, in der die Anforderungen viel höher sind als sie der Schulalltag erfordert. Er hat einen hohen inneren Leistungsdruck, durch den er sich selbst behindert. Meine Frage ist, wie die Schule und wir als Eltern damit umgehen können.

Antwort von: Dipl.-Päd. Uta Reimann-Höhn

Liebe Leserin,

was Sie hier ansprechen, ist die Arbeitshaltung Ihres Kindes. Ihrem Sohn mangelt es jedoch nicht an gutem Willen, sondern er weiß schlichtweg nicht, wie er anders, also effektiver arbeiten soll. Das muss ihm unbedingt in Ruhe gezeigt werden. Im Unterricht wird das nicht funktionieren, weil die anderen Kinder ja auf der Verständnisebene den Lösungsweg erklärt bekommen. Ihr Sohn muss aber lernen, wesentliche von unwesentlichen Lösungsgedanken zu trennen und den Lösungsweg festzuhalten. Außerdem wäre ein Schreibtraining hilfreich, um sein Tempo zu erhöhen. Immerhin fehlt ihm ja gegenüber den anderen Kindern ein Jahr Übung. Um ihm den Leistungsdruck zu nehmen, brauchen Sie Geduld und Alternativen, die Ihren Sohn fordern. Bieten Sie ihm ein nicht schulisches Betätigungsfeld, an dem er sich seine Zähne ausbeißen kann, vielleicht das Erlernen eines Instrumentes. Musizieren entspannt übrigens auch nachweislich.

Viel Erfolg wünscht

Ihre Uta Reimann-Höhn