Süßstoffe: Dickmacher ohne Kalorien

Zucker schadet den Zähnen und fördert Übergewicht. Da scheinen Süßstoffe eine gute Alternative zu sein. Dass das ein Trugschluss ist, verrät Ihnen unser Artikel. 

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Süßstoffkonsum bei Kindern

In der Europäischen Union sind sechs Süßstoffe zugelassen. Sie werden vom Organismus nicht verstoffwechselt, sondern unverändert wieder ausgeschieden. Da möchte man doch meinen, dass ihre Verwendung hilft, Übergewicht zu bekämpfen.

Der Körper lässt sich nicht so leicht austricksen

Süßstoffe enthalten selbst zwar keine bzw. kaum Kalorien, doch regen sie den Appetit an. Melden die Geschmacksknospen der Zunge etwas Süßes, bedeutet das für den Körper: Gleich kommt eine Portion Zucker! Damit der Zuckerspiegel im Blut konstant bleibt, schüttet die Bauchspeicheldrüse innerhalb

von 90 Sekunden Insulin aus. War es jedoch „blinder Alarm“ und kommt statt Zucker nur kalorienfreier Süßstoff, stürzt sich das Insulin auf den noch vorhandenen Zuckergehalt im Blut und senkt damit den Blutzuckerspiegel. Das wiederum bedeutet für den Körper: Hunger, sofort etwas essen! Der Körper merkt also, dass er beschummelt worden ist, und fordert die gesparten Kalorien an anderer Stelle wieder ein. Prof. Dr.Volker Pudel, Leiter der Ernährungsphysiologischen

Forschungsstelle in Göttingen, stellte deshalb fest, dass mit Süßstoffen in der Tagesbilanz keine einzige Kalorie gespart werden könne. Denn Heißhungergefühlen durch übermäßigenSüßstoff-Verzehr kann auf die Dauer niemand widerstehen.Statistiken aus den USA belegen diesen Mechanismus, denn in den vergangenen Jahrzehnten stieg dort der Süßstoff-Konsumständig an, genauso wie die Zahl der übergewichtigen Amerikaner.Eine kürzlich durchgeführte amerikanische Studie an Rattenbelegt eindrucksvoll, wie Süßstoffe die Appetitregulation aushebeln. Eine Gruppe Ratten wurde 10 Tage lang mit einerNahrung gefüttert, die den Süßstoff Saccharin enthielt. EineKontrollgruppe bekam gezuckertes Futter. Anschließend durftenalle Ratten fressen, was und wie viel sie wollten. Die Nager ausder Süßstoffgruppe futterten dreimal so viel wie die Tiere ausder Kontrollgruppe. Die Forscher vermuten, dass die Rattendurch den Verzehr von Süßstoff ihre natürliche Fähigkeit, denbenötigten Kaloriengehalt richtig einzuschätzen, verlernt undsich deswegen überfressen haben. Wenn der Körper gelernt hat,dass er sich nicht auf den Geschmackssinn verlassen kann unddass mit süßem Geschmack nicht automatisch eine PortionKalorien verbunden ist, werden möglicherweise auch gezuckerteNahrungsmittel für kalorienfrei gehalten.

Bei Kindern droht schnell eine Überdosierung

Doch Süßstoffe sind auch aus anderen Gründen bedenklich: Wegen ihrer intensiven Süße erhöhen sie die Geschmacksschwelle für süß, was den Verzehr von Süßigkeiten fördern könnte. Aufgrund des geringeren Körpergewichts von Kindern und ihrer höheren Stoffwechselaktivität werden die empfohlenen täglichen Höchstmengen schnell überschritten. Alle Süßstoffe unterliegen der EU-Süßungsmittel-Richtlinie, die Höchstmengen für die verschiedenen Einsatzbereiche vorschreibt. Damit soll gesichert werden, dass selbst bei extremen Ernährungsgewohnheiten der ADI-Wert (acceptable daily intake) nicht überschritten wird. Dieser Wert beschreibt die Menge, die bei einer lebenslangen täglichen Aufnahme als unbedenklich angesehen wird. Er wird in Milligramm je Kilogramm Körpergewicht (mg/kg KG) pro Tag angegeben und beträgt z. B. für Saccharin 5, für Cyclamat 7 und für Aspartam 40 mg/kg KG. Kinder erreichen aufgrund ihres geringen Körpergewichts sehr schnell die für Erwachsene berechneten ADI-Werte. Trinkt ein 15 kg schweres Kind z. B. 0,7 Liter einer cyclamathaltigen Limonade, überschreitet es damit bereits den festgelegten Höchstwert. Da außerdem die Stoffwechselaktivität von Kindern höher ist als die von Erwachsenen, lassen sich die gesundheitlichen Folgen nicht abschätzen.

Teilweise umstrittene Süßstoffe

Saccharin = E 954 und Cyclamat = E 952 werden meist als Gemisch eingesetzt (z. B. für Süßstofftabletten). Im Tierversuch wurden unter hohen Dosen Blasenkrebs bzw.Hodenatrophie sowie unter Cyclamat zusätzlich ein Blutdruckanstieg beobachtet. Diese Wirkungen konnten am Menschen

trotz mehrerer Untersuchungen nicht bestätigt werden. Aspartam = E 951 ist ein Eiweißbaustein, der im Stoffwechsel zu den Aminosäuren L-Phenylalanin und Asparaginsäure sowie Methanol abgebaut wird. Da die entstehenden Methanolmengen minimal sind, gilt Aspartam gesundheitlich als unbedenklich. Lediglich Menschen mitPhenylketonurie müssen aspartamhaltige Lebensmittel meiden, da sie Phenylalanin nicht abbauen können.

Fazit

Der Speiseplan Ihres Kindes sollte keine oder höchstens gelegentlich Süßstoffe enthalten, jedoch sicherheitshalberkein Cyclamat und Saccharin.Süßstoffe müssen immer in der Zutatenliste deklariert werden. Bitte beachten Sie, dass sich auch bei bekannten Produkten die Rezeptur ändern und plötzlich statt ZuckerSüßstoff verwendet werden kann. Lesen Sie deshalb vor demKauf eines Fertigprodukts die Zutatenliste durch!

Kindgerechte Zuckeralternativen

Süßstoffe gilt es zu vermeiden, und Zucker enthält nur leere Kalorien. Als vollwertige Süßungsmittel eignen sich stattdessen Agavensirup, Ahornsirup,Apfel- oder Birnendicksaft, Honig oder Vollrohrzucker. Diese enthalten größtenteils jedoch ähnliche Mengen an Kalorien wie Zucker und sollten deshalb ebenso sparsam eingesetzt werden. Auch für die Zähne Ihres Kindes sind sie nicht

gesünder, also: Danach bitte Zähne putzen! Achtung: Die alternativen Süßungsmittel enthalten Fruchtzucker,der beim Backen die Bildung von Acrylamid fördert.Nach heutigem Kenntnisstand ist die Acrylamid-Bildung beiVerwendung von normalem Haushaltszucker am geringsten.