Hilfe, mein Kind beißt!

Manche Kleinkinder werden schnell aggressiv, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht. Wenn Sie unsere Erziehungs-Tipps befolgen und konsequent und richtig reagieren, gehören Hauen, Beißen und Treten jedoch bald der Vergangenheit an. 

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Erziehungs-Tipps gegen aggressives Verhalten bei Kindern

Sicher kennen Sie auch den einen oder anderen kleinen Wüterich, der nach seiner Mutter schlägt, wenn ihm etwas verboten wird. Oder den Mini-Sandkastenrambo, der anderen Kindern gleich die Schippe über den Kopf zieht, wenn er nicht sofort das gewünschte Lastauto bekommt. Am meisten beunruhigt es viele Eltern jedoch, wenn ihr Sprössling plötzlich aggressives Verhalten zeigt andere Kinder oder sie selbst sogar beißt.

Was tun, wenn Kinder beißen

Wenn die ersten Zähnchen da sind, kommen viele Kinder in eine Phase, in der sie schnell mal zubeißen. Das ist anfangs in der Regel ein Ausprobieren, was sich mit den neuen Zähnchen so alles anstellen lässt. Wenn Eltern dann auf die ersten Beißversuche besonders heftig und vor allem prompt reagieren, haben die Kleinen schnell heraus, dass ihnen mit dieser Form der „Betätigung“ sofortige und intensive Aufmerksamkeit gewiss ist.

Wenn Ihr Kleines zu beißen beginnt, sollten Sie ihm sofort signalisieren: „Au, das tut weh!“ Drücken Sie ihm gleichzeitig einen Beißring, ein Stück hartes Brot oder einen Kohlrabischnitz in die Hand und sagen Sie ihm: „Hier darfst du hinein beißen!“ Haben Sie Ihr Kleines auf dem Arm oder auf dem Schoß, sollten Sie es für kurze Zeit – ohne zusätzliches Aufhebens darum zu machen – auf den Boden hinunter setzen. So lernt Ihr Kind, dass man mit dem Beißen nicht etwa besondere Aufmerksamkeit bekommt, sondern einem die Aufmerksamkeit sogar kurz entzogen wird.

Meine Erziehungs-Tipps:
So manchem kleinen Beißwütigen lässt sich auch mit Humor beikommen. Sagen Sie Ihrem Kind: „Krokodile beißen, aber doch nicht du!“ Dann nehmen Sie das Krokodil aus dem Kasperletheater und das darf dann überall hinein beißen.

Hauen, Beißen und Treten sind oft Ausdruck von Hilflosigkeit

Klein- und Kindergartenkinder sind oft aus reiner Hilflosigkeit körperlich aggressiv. Weil sie noch nicht gelernt haben, wie sie mit anderen Kontakt aufnehmen können, hauen sie ein anderes Kind, um ihm zu signalisieren: „Ich will mit dir spielen!“ Wenn sie das Spielzeug eines anderen Kindes haben wollen, können sie sich noch nicht ausreichend sprachlich ausdrücken, um darum zu bitten. Deshalb wird es dem anderen Kind oft kurzerhand „mit Gewalt“ abgenommen.

Hier müssen Sie als Eltern Ihrem Kind immer wieder zeigen, dass es auch anders geht. Wenn Ihr Kind zu einem anderen hingeht und es offensichtlich grundlos beißt oder schlägt, sollten Sie sofort einschreiten und laut und bestimmt: Nein!“ sagen. Dann können Sie ihm zeigen, wie es das andere Kind streicheln kann, statt es zu schlagen. Und wenn Ihr Kind bei Ihnen auf dem Arm sitzt, kann es Sie küssen, statt Sie zu beißen. Kann Ihr Kind schon gut sprechen, ermutigen Sie es, zu einem anderen Kind hinzugehen und Hallo zu sagen, wenn es Kontakt aufnehmen möchte.

Hat Ihr Kind ein anderes Kind verletzt, können Sie ihm zeigen: „Schau, das Kind weint jetzt – so weh hast du ihm getan!“ Eine Entschuldigung zu verlangen, würde ein Kleinkind noch überfordern. Ist Ihr Kind schon im Kindergartenalter und tut es ihm danach Leid, sollten Sie gemeinsam mit ihm zu dem angegriffenen Kind hingehen und sich entschuldigen. Anfangs werden Sie das vielleicht stellvertretend für Ihr Kind tun müssen. Doch später kann es das auch alleine tun.

Erziehungs-Tipps, wenn Ihr  Kind gerade aggressiv ist

Hat Ihr Kleines einem anderen Kind gerade gewaltsam das begehrte Spielzeug aus der Hand gerissen, sollten Sie sofort einschreiten. Ihr Kind darf damit nicht durchkommen! Nehmen Sie ihm das ergatterte Spielzeug sofort ab und geben Sie es dem anderen Kind zurück. Dann erklären Sie Ihrem Kind, dass es um das Spielzeug bitten kann oder aber mit einem seiner Spielzeuge ein Tauschgeschäft vorschlagen kann. Am besten ist es, wenn Sie das erwünschte Verhalten gleich zusammen einüben! Hat Ihr Kind sich richtig verhalten, loben Sie es dafür.

Wenn Ihr Kind auf dem Spielplatz oder in der Krabbelgruppe ein anderes Kind beißt, schlägt oder tritt, sagen Sie sofort „Nein!“, nehmen Sie es an die Hand und führen es für eine kurze Auszeit weg. Ihr Kind muss nun wenige Minuten ruhig nehmen Ihnen sitzen, dann erst darf es weiterspielen. Erklären Sie ihm, dass sein Verhalten nicht akzeptabel ist. Kann Ihr Kind bereits gut sprechen, sollten Sie herausfinden, warum es so gehandelt hat und dann mit Ihrem Kind gemeinsam andere, akzeptable Lösungen suchen. Weil hinter Wut und Aggression auch immer unerfüllte Bedürfnisse stehen, sollte Ihr Kind lernen, dass es seine Wünsche auf andere Weise ausdrücken muss, um gehört zu werden.

Wenn Ihr Kind trotz konsequentem Eingreifen und Auszeit immer wieder andere Kinder beißt, tritt oder schlägt, sollten Sie spätestens beim dritten „Ausrutscher“ die Konsequenzen ziehen: Gehen Sie nach Hause! Nehmen Sie Ihr Kind an die Hand – oder notfalls auch unter den Arm – und verlassen Sie den Spielplatz oder die Krabbelgruppe mit den Worten: „Wenn du immer wieder andere Kinder beißt/trittst/schlägst, kannst du nicht mehr mit ihnen spielen. Deswegen gehen wir jetzt heim.“

Wenn ein Kleinkind in der Trotzphase voller Wut auf Sie einschlägt oder zu beißen versucht, sollten Sie seinen Angriff abwehren (Hand oder Kopf festhalten). Bedrängt Ihr Kind Sie dann weiter, sollten Sie kurz auf der Toilette verschwinden, sodass Sie „in Sicherheit“ sind. Ihr Kind wird schnell lernen, dass es mit seinem Verhalten nichts erreicht: Es bekommt nicht, was es will – im Gegenteil, Mami verschwindet dann auch noch!

Sonderfall Geschwisterstreit

Auch unter Geschwistern geht es oft nicht zimperlich zu. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie kommen mit den oben aufgeführten Maßnahmen nicht weiter, hilft oft folgendes Vorgehen: Statt den Angreifer zu schimpfen und ihm damit auch noch besondere Aufmerksamkeit zu schenken (Tatsache ist: negative elterliche Aufmerksamkeit ist immer noch besser als gar keine!), sollten Sie das „arme Opfer“ besonders trösten und verwöhnen. Sagen Sie in Richtung Angreifer lediglich beiläufig: „… muss noch lernen, dass er/sie nicht beißen/schlagen/schubsen darf.“ Handgreiflicher Streit im Kinderzimmer ist, wie Kinder wissen, ein probates Mittel, Mama oder Papa sofort auf den Plan zu rufen und sich die elterliche Aufmerksamkeit zu sichern. Mit Ihrer neuen Strategie geht die Rechnung des kleinen Angreifers jedoch nicht mehr auf. Er wird nun einfach links liegen gelassen und das Opfer bekommt die ganze Aufmerksamkeit. Da lohnt sich das schlechte Verhalten für ihn nicht mehr!