Erste Hilfe: Was Sie tun müssen, wenn Ihr Kind bewusstlos ist

Bei den meisten Kinderunfällen sind Atemspende und Herzmassage zum Glück nicht nötig. Hängt das Leben Ihres Kindes doch einmal von Ihrer schnellen Hilfe ab, führen Sie die hier gezeigten Wiederbelebungsmaßnahmen durch. Auch wenn Sie kein Profi sind: Selbst ein ungeübter Versuch ist im Notfall nützlicher als gar keine Hilfe! Unser Flussdiagramm führt Sie Schritt für Schritt durch alle notwendigen Maßnahmen. 

Inhaltsverzeichnis

Wenn Ihr Kind bewusstlos ist, dann prüfen Sie an diesen Stellen den Puls

Bei einem Säugling oder Kleinkind unter vier Jahren können Sie den Puls am besten an der Innenseite des Oberarms tasten. Bei Kindern über vier Jahren kann der Puls wie beim Erwachsenen gut an der Halsschlagader gefühlt werden: Bringen Sie dafür den Kopf Ihres Kindes in Schnüffelstellung wie zur Beatmung (siehe Abbildung). Tasten Sie nach dem Kehlkopf. Etwas seitlich davon verläuft die Halsschlagader in einer Vertiefung zwischen Kehlkopf und Halsmuskulatur. Hier fühlen Sie mit zwei Fingern den Puls erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Bitte niemals auf beiden Seiten gleichzeitig den Puls fühlen, da es sonst reflektorisch infolge des Drucks zu einer Verschlechterung der Kreislauffunktion kommen kann!

Ihr Kind ist bewusstlos-Wichtig
Wenn Ihr Kind bewusstlos ist und Sieden Puls nicht tasten können und bereits festgestellt haben, dass es nicht mehr atmet, beginnen Sie bitte sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Überwachen Sie hingegen Ihr zwar bewusstloses, aber noch selbst atmendes Kind oder kontrollieren Sie den Puls bei einem drohenden Schock, sollten Sie mehrere Versuche machen, den Puls zu fühlen.

Schritt für Schritt in die stabile Seitenlage, wenn Ihr Kind bewusstlos ist

Die stabile Seitenlage ist immer dann angebracht, wenn Ihr Kind bewusstlos ist, Herzschlag und Atmung jedoch noch funktionieren. Sie sorgt dafür, dass eventuell Erbrochenes abfließen kann und nicht versehentlich in die Lunge gerät.

1. Kind auf den Rücken legen.

2. Den Arm des Kindes, der Ihnen am nächsten liegt, angewinkelt nach oben legen, sodass die Hand mit der Handinnenfläche nach oben nahe am Kopf liegt (siehe Abbildung 12a).

3. Die andere Hand ergreifen, über den Körper ziehen und dadurch den Arm quer über die Brust legen. Den Handrücken an die Wange des Kindes legen und dort festhalten (siehe Abbildung 12b).

    

4. Mit Ihrer freien Hand den gegenüberliegenden Oberschenkel des Kindes etwas oberhalb des Knies ergreifen, sein Bein anwinkeln und damit das Kind zu sich herüberdrehen, sodass es auf der Seite liegt (siehe Abbildung 12c).

5. Das oben liegende Bein des Kindes so legen, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt. Jetzt kann das Kind weder versehentlich auf den Bauch noch auf den Rücken rollen (siehe Abbildung 12d).

6. Kopf in den Nacken zurückbeugen, Gesicht erdwärts wenden und Mund öffnen (siehe Abbildung 12e). Die an der Wange liegende Hand so ausrichten, dass der Kopf in den Nacken gebeugt bleibt.

7. Überprüfen, ob Kopf korrekt liegt, Kind zudecken, Puls und Atmung überwachen.

Babys und Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren werden nicht in die stabile Seitenlage gebracht, sondern auf den Bauch gelegt. Legen Sie dann beide Arme des Kindes neben seinen Kopf und winkeln Sie eines seiner Beine an, damit es nicht auf den Rücken rollen kann. Drehen Sie anschließend seinen Kopf zur Seite und legen Sie ihn zusätzlich etwas in den Nacken (siehe Abbildung 13). Zum Schluss den Mund leicht öffnen, damit Erbrochenes abfließen kann.

Wenn Ihr Kind bewusstlos ist, kann Notfall- Akupressur helfen

Stabilisiert den Kreislauf bei allen Notfällen wie Schock, Bewusstlosigkeit, Kreislaufkollaps oder auch Krampfanfällen. Die lebensrettenden Sofortmaßnahmen haben jedoch immer Vorrang! Wenn möglich, Notfall-Akupressur von einem weiteren Helfer durchführen lassen.

Lenkergefäß 26: in der Mitte des Grübchens zwischen Oberlippe und Nase (siehe Abbildung 14a).

Kreislauf 9: an der Fingerkuppe des Mittelfingers unterhalb des Fingernagels (siehe Abbildung 14b) – an beiden Händen akupressieren! Zusätzlich können Sie auch die Fingerkuppen aller anderen Finger kräftig massieren. Die genannten Punkte jeweils 30 Sekunden bis eine Minute kräftig stimulieren, bei Schock oder Bewusstlosigkeit am besten mit dem Fingernagel. Mit Fingerkuppe oder Fingernagel drücken und den Finger rhythmisch auf und ab vibrieren lassen.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen, wenn Ihr Kind bewusstlos ist

Ist Ihr Kind bewusstlos? Überprüfung des Bewusstseins:

  • Kind liegt reglos auf dem Boden.
  • Gesicht des Kindes ist blass oder eventuell bläulich.
  • Kind reagiert nicht auf lautes Ansprechen (mit Namen rufen), leichtes Anstoßen/Rütteln an der Schulter und Zwicken an einer empfindlichen Stelle, etwa an der Innenseite des Oberarmes.
  • Kind keinesfalls anstoßen oder schütteln nach offensichtlichen oder zu vermutenden Schädel- oder Halsverletzungen!

Atmet Ihr Kind? Atemkontrolle:

  • Beobachten Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt, dazu Oberkörper frei machen (Kleidung öffnen bzw. ausziehen)
  • Kopf leicht nach hinten beugen in die so genannte Schnüffelstellung (siehe Abb. 15)
  • Eigenes Ohr dicht vor den Mund des Kindes halten:Wenn Ihr Kind atmet, können Sie das Atemgeräusch hören und den Luftstrom seiner Atemluft an Ihrer Wange spüren.
  • Hand an die unteren Rippen legen, um Atembewegungen (= Ausdehnung des Brustkorbes) zu erfühlen.
  • Halten Sie sich nicht länger als 10 bis 20 Sekunden mit der Überprüfung der Atmung auf.Wenn Sie nach dieser Zeit keine normale Atmung feststellen konnten, beginnen Sie mit der Beatmung! Achtung:Wenn Ihr Kind nur einzelne schnappende Atemzüge mit längeren Pausen dazwischen macht, atmet es nicht normal und muss beatmet werden!

Kind atmet nicht: Beatmung

  • Kind flach in Rückenlage auf eine feste Unterlage (Tisch, Fußboden) legen, in Kopfhöhe danebenstellen oder -knien
  • von außen sichtbare Fremdkörper entfernen
  • Kopf des Kindes nach hinten überstrecken = etwas in den Nacken beugen: bei Baby nur wenig, bei größeren Kindern etwas stärker (verhindert Zurückfallen der Zunge in den Rachen und hält die Atemwege frei), dazu Kopf aus der Schnüffelstellung heraus am Kinn etwas anheben (siehe Abb. 16).
  • Beim Baby umschließen Sie Mund und Nase des Kindes mit Ihrem geöffneten Mund.
  • Bei älteren Kindern (ab 12 bis 18 Monaten) beatmen Sie nur durch den Mund, die Nase das Kindes halten Sie mit Daumen und Zeigefinger zu (siehe Abb. 17).
  • Kurz und sanft Luft einblasen, sodass sich der Brustkorb des Kindes sichtbar hebt. Hebt sich auch der Bauch, war es zu viel!
  • Nach jeder Atemspende den eigenen Kopf leicht anheben, sodass die in die Lunge eingeblasene Luft wieder entweichen kann.
  • Klappt die Beatmung nicht, zuerst die Position des kindlichen Kopfes überprüfen (häufigster Fehler!) und korrigieren; funktioniert die Atemspende immer noch nicht, den Mund des Kindes öffnen und hineinsehen: Befindet sich Schleim, Blut, Erbrochenes oder ein Fremdkörper im Mund mit dem Finger oder, wenn vorhanden, einem Tuch auswischen. Kind 5-mal hintereinander beatmen, jede Atemspende sollte etwa 1 Sekunde dauern.

Abb. 17

Reicht die alleinige Beatmung aus?  Überprüfung der Kreislauffunktion:

  • Beginnt das Kind wieder selbstständig zu atmen? Bewegt es sich, hustet oder schluckt es?
  • Nicht mehr als 10 Sekunden auf die Beobachtung des Kindes verwenden!
  • Vergeuden Sie keine Zeit damit, den Puls zu tasten, wenn Sie darin nicht geübt sind!

ja:

  • Stabile Seitenlage für Kinder ab 4 Jahren,
  • Babys und Kleinkinder werden auf den Bauch gelegt

nein:

Kein Kreislauf vorhanden?  Herzmassage:

  • Sofern noch nicht geschehen, Brustkorb des Kindes freimachen.
  • Druckpunkt im unteren Drittel des Brustbeins aufsuchen (siehe Abb. 19).
  • Druckstärke: Beim Baby mit Zeige- und Mittelfinger den Brustkorb etwa 1 bis 2 cm tief in Richtung Wirbelsäule eindrücken (siehe Abb. 20), bei Kindern zwischen 1 und 6 Jahren mit dem Handballen einer Hand den Brustkorb etwa 2 bis 3 cm tief eindrücken (siehe Abb. 21), bei Schulkindern eventuell zur Unterstützung zweite Hand auf die erste legen und den Brustkorb etwa 4 cm tief eindrücken
  • Möglichst gleichmäßig und nicht ruckartig drücken!
  • Frequenz der Herzmassage: 100-mal pro Minute.
  • Rhythmus zwischen Herzmassage und Beatmung: immer abwechselnd 30-mal drücken zur Herzmassage, dann 2-mal beatmen (laut mitzählen beim Drücken!).
  • Wichtig: Zur Beatmung muss der Kopf nach hinten überstreckt werden (siehe EBeatmung). Sind zwei Helfer anwesend, macht der eine die Herzmassage und der andere beatmet.Während der eine Helfer Luft in die Lunge des Kindes bläst,muss der andere mit der Herzmassage eine Pause machen!

 

Nach 1 Minute Herzmassage und Beatmung: Notruf, Wohnung hell beleuchten.

Mit Herzmassage und Beatmung so lange weitermachen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Ausnahme: Kind beginnt selbstständig wieder zu atmen, dann in stabile Seitenlage bzw. Bauchlage bringen und Atemkontrolle sowie Pulskontrolle jede Minute.

Kind atmet

Stabile Seitenlage für Kinder ab 4 Jahren, Babys und Kleinkinder werden auf den Bauch gelegt

Notruf, Wohnung hell beleuchten.

Jede Minute Atemkontrolle und Pulskontrolle:

  • Bei Kindern unter 4 Jahren an der Innenseite des entkleideten Oberarms den Puls fühlen
  • (Oberarm-Schlagader wird dabei leicht gegen den Knochen gedrückt, siehe Abb. 18); wenn an
  • einem Arm kein Puls tastbar, auch am anderen Arm fühlen.
  • Tipp: Bei Babys in den ersten 6 bis 12 Lebensmonaten kann der Puls auch am Kopf an der offenen Fontanelle gefühlt werden.
  • Bei Kindern über 4 Jahren den Kopf in Schnüffelstellung lassen, mit Zeige- und Mittelfinger den Kehlkopf suchen, dann seitlich in der Halsgrube erst rechts, dann links nach dem Puls der Halsschlagader tasten; der Puls kann – alternativ – auch in diesem Alter an der Oberarm-Schlagader gefühlt werden.
  • Wichtig: An der Halsschlagader niemals links und rechts gleichzeitig fühlen, das kann die Kreislaufsituation verschlechtern!
  • Den Puls pro Körperseite etwa 5 Sekunden lang fühlen (leise bis 5 zählen).