Hilfe, mein Kind isst so schlecht! Wie Sie mit Essproblemen richtig umgehen

Manche Eltern sind völlig verzweifelt, weil ihr Kind so wenig isst, und befürchten Mangelzustände. Zur Beruhigung: Ein gesundes Kind wird nicht freiwillig verhungern! Außerdem kann der Appetit von Kindern phasenweise sehr unterschiedlich sein. Lesen Sie hier, wie Sie entspannt mit schlechten Essern umgehen. 

Inhaltsverzeichnis

Essprobleme bei Kleinkindern

Im Säuglingsalter sind schlechte Esser eher die Ausnahme, da die Kleinen bis zum ersten Geburtstag im Verhältnis zum Körpergewicht einen relativ hohen Nahrungsbedarf haben, weil sie so schnell wachsen. Danach verlangsamt sich das Wachstum etwas, und der Energiebedarf sinkt. Deshalb scheinen Kleinkinder auf einmal weniger Hunger zu haben – ohne dass sich Eltern deswegen gleich Sorgen machen müssten! Außerdem werden andere Dinge zunehmend wichtiger, beispielsweise das Laufen, sodass die Kleinen vor lauter Bewegungsdrang und Entdeckergeist gar keine Zeit zum Essen haben.

Gemäkel am Essen ist bei Kleinkindern an der Tagesordnung

Je älter Kleinkinder werden, desto genauer ist ihre Vorstellung davon, was wo auf ihrem Teller zu liegen hat und was sie auf keinen Fall zu essen gedenken. Nehmen Sie Nörgelei am Essen nicht persönlich. Die Kleinen wollen damit ihre wachsende Selbstständigkeit beweisen und zeigen, dass sie allein für sich sorgen können. Selbst eine zeitweilige Essensverweigerung ist bei Kindern normal, insbesondere in heftigen Trotzphasen. Die Kleinen äußern im Rahmen ihrer Persönlichkeitsentwicklung nun sehr deutlich ihre Wünsche, z. B. ob sie Hunger haben oder nicht, ob sie essen wollen oder das Weiterspielen wichtiger ist. Druck wäre jetzt völlig verkehrt und würde nur in einem Machtkampf enden! Überlassen Sie Ihrem Kind die Entscheidung und vertrauen Sie darauf, dass es schon essen wird, wenn es hungrig ist.

Wann wird es bedenklich?

Wie viel ein Kleinkind an einem Tag isst, ist nicht so wichtig, denn der Appetit kann von Tag zu Tag erheblich schwanken. Aussagekräftiger ist die Beobachtung, ob es im Durchschnitt über eine ganze Woche ausreichend gegessen hat. Haben Sie daher das Gefühl, dass Ihr Kind zu wenig isst, sollten Sie eine Woche lang ein Ernährungstagebuch führen. Vergessen Sie dabei nicht, auch alle Getränke, Zwischenmahlzeiten und Naschereien aufzuführen! Vielleicht sind Sie am Ende bass erstaunt, dass Ihr Kind doch deutlich mehr gegessen hat, als Sie geschätzt hätten. Oder es fällt Ihnen dadurch erst auf, wie viel Milch und Saft Ihr Kind über den Tag verteilt trinkt – und wenn es quasi damit schon seinen Kalorienbedarf deckt, hat es natürlich zu den Mahlzeiten nur noch wenig Hunger. Dasselbe gilt natürlich auch für Süßigkeiten oder Knabbereien wie z. B. Salzstangen. Zum Kinderarzt gehen sollten Sie, wenn Ihr Kind

  • über mehrere Monate nicht zunimmt und/oder nicht wächst,
  • an Gewicht verliert,
  • andauernd krank ist,
  • Schluck- oder Kauprobleme hat oder das Essen schmerzhaft zu sein scheint,
  • nicht nur zeitweise, sondern über Wochen und Monate schlecht isst oder
  • vom Gewicht her auf oder unterhalb der 3. Perzentile liegt (Perzentil-Kurven finden sich z. B. im gelben Vorsorgeheft).

Die besten Tipps gegen die 6 häufigsten Essprobleme

  1. Ihr Kind will überhaupt nichts essen. Zwingen Sie Ihr Kind niemals zum Essen, denn Essen soll Genuss sein und Spaß machen. Besprechen Sie mit ihm, was ihm gar nicht schmeckt oder was es lieber anders mag. Führen Sie ein Ernährungstagebuch (siehe oben).Wenn Ihr Kind appetitlos ist, könnte es daran liegen, dass es eine Krankheit ausbrütet, gerade der letzte Backenzahn durchbricht oder ein Wachstumsschub abgeschlossen ist und es deshalb wenig Hunger hat. Versuchen Sie Ihrem Kind mit seinen Lieblingsgerichten wieder Lust aufs Essen zu machen. Richten Sie das Essen besonders liebevoll an (z. B. Clownsgesicht auf der Pizza oder Papierschirmchen in der Quarkspeise). Schimpfen Sie nicht, wenn Ihr Kind mit dem Essen matscht, das könnte ihm den Appetit verderben. Essen Sie gemeinsam, denn wenn Ihr Kind alleine essen muss, schmeckt es nur halb so gut. Oder laden Sie andere Kinder ein, denn durch einen gewissen „Futterneid“ bekommen selbst schlechte Esser oft Appetit.
  1. Ihr Kind mag kein Gemüse. Gekochtes Gemüse ist bei vielen Kindern unbeliebt. Oft mögen sie keine Eintöpfe oder Suppen, bei denen man nicht erkennen kann, was darin enthalten ist. Versuchen Sie es einmal mit rohem Gemüse als Fingerfood mit einem Jogurt- oder Quarkdipp. Manchmal hilft es, wenn Sie geeignetes Gemüse wie Kohlrabi, Möhren oder Paprika in Stifte schneiden und als „Gemüse-Pommes“ anbieten. Auch eine geschälte Karotte wird Ihr Kind vielleicht mit Vergnügen knabbern. Lehnt es nur bestimmte Gemüsesorten ab, tischen Sie die bei ihm beliebten Sorten extra, also nicht mit anderen Speisen vermischt, auf. Ansonsten können Sie bei „Totalverweigerung“ das Gemüse durch mehr Obst und Kartoffeln ausgleichen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Je mehr Gemüsesorten Ihr Kind kennen lernt, umso eher wird sich sein Geschmacksempfinden auf „Gemüsiges“ einlassen können.
  1.  Ihr Kind isst kein Obst. Dass ein Kind gar kein Obst mag, kommt sehr selten vor. Meist findet sich doch die eine oder andere Obstsorte, die ihm schmeckt. Schälen Sie diese Obstsorten und bieten Sie sie in mundgerechten Stücken an. Weintrauben müssen Sie oft auch entkernen oder gleich kernlos kaufen. Versuchen Sie es mit Obstspießchen oder selbst angerührtem Naturjogurt mit frischen Obststückchen. Oder Sie legen z. B. aus Apfelvierteln und Aprikosenspalten kleine Segelschiffe (Apfel als Schiffsrumpf, Aprikosenspalte als Segel). Notfalls bieten Sie verdünnte Obstsäfte an oder pürieren die Früchte zu einer Obstsoße. In Formen für Eis am Stiel wird aus eingefrorenem Fruchtpüree eine begehrte Leckerei. 
  1. Ihr Kind trinkt keine Milch. Vielleicht mag es stattdessen Kakao? Bieten Sie selbst gekochten, wenig gesüßten Kakao an, denn Kakao-Instantpulver enthält viel Zucker (ein Teelöffel enthält etwa eineinhalb Stück Würfelzucker!). Locken Sie Ihr Kind mit Milchmixgetränken aus frischen Früchten wie Bananen oder Erdbeeren, bieten Sie Milchreis oder auch einmal einen Pudding an. Der Kalziumbedarf lässt sich aber ersatzweise auch mit 150 Gramm Jogurt und 30 bis 40 Gramm Käse decken.
  1. Ihr Kind mag kein Fleisch. So lange es Milch, Milchprodukte, Fisch, Eier, Getreide und Getreideprodukte mag, muss es kein Fleisch essen. Ansonsten reicht eine kleine Fleischportion von 40 bis 60 Gramm zweimal pro Woche für ein Kleinkind aus, um seinen Eisenbedarf zu decken. Versuchen Sie, Ihrem Kind Fleisch in Form von Hackbällchen schmackhaft zu machen. Die kann es gut aus der Hand essen und es muss nicht so lange kauen.
  2. Ihr Kind will ständig etwas Süßes. Süßigkeiten ganz verbieten funktioniert zwar in den ersten Lebensjahren noch, doch spätestens im Kindergarten kriegen die Kleinen mit, was andere Kinder so alles dabei haben. Besser ist es oft, Süßigkeiten in Maßen wie etwa zehn Gummibärchen (es gibt inzwischen auch Mini-Tütchen), einen Riegel Schokolade oder einen kleinen Kinderquarkbecher zu erlauben. Wählen Sie Süßwaren gezielt aus und legen Sie nur Mini- Vorräte an. Sparen Sie generell mit Zucker, geben Sie keine Limonaden, Fruchtsaftgetränke und anderen stark gesüßten Getränke, sondern lieber nur schwach gesüßten Tee. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und überprüfen Sie Ihr eigenes Naschverhalten. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nichts Süßes vor den Mahlzeiten isst. Kleine Zwischenmahlzeiten wie ein Fruchtjogurt oder ein Obstteller verhindern, dass zwischendurch Heißhunger auf Süßes aufkommt. Auch ein süßes Hauptgericht einmal pro Woche oder eine süße Nachspeise können den Süßhunger stillen. Geben Sie keine Süßigkeiten als Trost oder zur Belohnung. Dann könnte sich Ihr Kind „süß – dann ist alles in Ordnung“ einprägen, auch für sein späteres Leben.