Bessere Aufsätze in der Schule: 8 wertvolle Tipps für Ihr Kind

Regelmäßig fragen sich Eltern, wie Sie durch häusliches Training die Aufsätze ihres Kindes verbessern können. Neben der Kreativität Ihres Kindes gibt es noch viele formale Anforderungen, die auch beachtet werden. Diese lassen sich relativ leicht zu Hause von Ihrem Kind üben.  

Inhaltsverzeichnis

Worauf Lehrer bei der Benotung von Aufsätzen achten

In allen vier Grundschuljahren verfasst Ihr Kind eigene Texte. Dabei werden in Klasse 1 noch keine richtigen Aufsätze vorgeschrieben. Die Erstklässler schreiben freie Texte, Briefe oder Karten zu Weihnachten oder anderen Anlässen. Leistungsstärkere Schüler erhalten meist schon Lückentexte oder Textteile, um daraus Geschichten zu entwickeln. Ab Klasse 2 wird der Aufsatzunterricht strukturierter. Verschaffen Sie sich hier einen Überblick, welchen Aufsatz Ihr Kind wann schreiben wird. Ich beziehe mich dabei auf den bayerischen Lehrplan, weil er repräsentativ für die übrigen Bundesländer stehen kann.

Aufsatzerziehung im bayrischen Lehrplan

Klasse 2Klasse 3Klasse 4
  • Bildergeschichten
  • Anfang oder Schluss erfinden
  • Sachtexte zu Lebewesen oder Dingen oder Vorgängen (z.B. Kochrezept, Spielanleitung oder Tiersteckbrief)
  • Briefe
  • Texte zu einer Klassenlektüre
  • Bildergeschichten
  • Sachtexte
  • Erlebnisaufsätze (z.B. Bildergeschichte, Reizwortgeschichte, Fantasieerzählung)
  • kreatives Schreiben zu Kunstwerken, Fotomontagen usw.
  • Textvorbilder nutzen (z.B. Fabeln, Märchen)
  • Texte um- oder weiterschreiben (z.B. Nacherzählung, Bildergeschichte mit offenem Ende)
  • Vorgangsbeschreibung
  • Stichwortsammlungen z.B. für Referate
  • Sachtexte

8 Tipps wie Ihr Kind Schwachstellen im Aufsatz beseitigen kann

1.Ist der Aufsatz erst fertig geschrieben, legen die meisten Kinder ihren Füller beruhigt zur Seite und geben ihren Aufsatz beim Lehrer ab, ohne ihn noch einmal durchzulesen. Dabei ist die Überarbeitung eines Aufsatzes das Wichtigste überhaupt! Deshalb sollte Ihr Kind beim Aufsatzschreiben immer nur jede zweite Zeile zum Schreiben verwenden. Dann hat es genügend Platz, um später noch Wörter einzusetzen, Sätze auszuformulieren oder sprachliche Holprigkeiten zu beseitigen. So bleibt der Aufsatz auch nach der Überarbeitung noch leserlich. Nachdem Ihr Kind das Schreiben beendet hat, soll es sich seinen Aufsatz einige Male halblaut durchlesen und Auffälligkeiten folgendermaßen verbessern:
2.Viele Kinder überlegen sich den Titel ihrer Geschichte meist als Erstes. Allerdings ist es sinnvoller, wenn Ihr Kind sich erst zum Schluss nach dem Durchlesen seines Aufsatzes für eine Überschrift entscheidet. Denn jetzt kennt es den Verlauf seiner Geschichte und weiß, welche Überschrift den Leser neugierig machen könnte.
3.Die Einleitung soll Ihr Kind auf die wesentlichen Daten überprüfen: WER macht WANN WO WAS?
4.Fehler im Satzbau und bei grammatischen Strukturen fallen durch halblautes Vorlesen meist auf.
5.Viele Kinder verwenden in Aufsätzen fälschlicherweise die im mündlichen Sprachgebrauch gängige Vergangenheitsform des Perfekts (z.B. er hat gedacht, er hat gesagt). Deshalb ist es wichtig, zum Schluss noch einmal alle Verben zu kontrollieren und gegebenenfalls in das Präteritum zu setzen (dachte, sagte).
6.Legen Sie mit Ihrem Kind zusammen eine Sammlung von Wortfeldern an (z.B. „sagen“). Sie finden solche Wortfelder in vielen Sprachbüchern. Durch diese Vorarbeit fällt es Ihrem Kind dann beim Schreiben leichter, unterschiedliche Verben zu verwenden und Wiederholungen zu vermeiden.
7.Die wörtliche Rede sollte Ihr Kind farblich markieren. So zeigt sich schnell, wie hoch deren Anteil ist. Im benoteten Aufsatz sollte Ihr Kind besser auf Bleistift zurückgreifen, den es vor der Abgabe an den Lehrer wieder ausradiert.
8.Auch eine zuvor angelegte Liste mit Satzanfängen hilft Ihrem Kind. So kann es ganz einfach die ersten Wörter aller Sätze überprüfen und gegebenenfalls Wiederholungen (dann … dann … dann) verändern oder noch fehlende Satzanfänge einfügen.





Wird die Rechtschreibung mitbewertet?

Eine häufig gestellte Frage: Grundsätzlich werden Rechtschreibfehler nicht in die Aufsatznote mit einberechnet. Allerdings muss die Lehrerin oder der Lehrer alle Fehler markieren, weil es die Schulordnungen so vorsehen. An vielen Schulen ist es üblich, dass der Aufsatz zunächst auf Konzept geschrieben wird. Dieses wird dann von der Lehrerin korrigiert sowie zur Überarbeitung und Reinschrift zurückgegeben. Erst jetzt schreiben die Kinder die Aufsätze in ihre Aufsatzhefte, und die Texte werden benotet.

  • Mein Tipp: Bevor ein bewerteter Aufsatz geschrieben wird, erklärt die Lehrerin oder der Lehrer Ihres Kindes, welche Dinge in der bestimmten Aufsatzart beachtet werden müssen. Wenn Sie sich unsicher sind, nehmen Sie mit der Lehrerin oder dem Lehrer Ihres Kindes Kontakt auf und fragen Sie gezielt nach den Beurteilungskriterien. Außerdem helfen auch die Einträge in den Heften oder die bearbeiteten Arbeitsblätter weiter, wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Merkmale in der Schule erarbeitet wurden.

Wie viele Aufsätze muss Ihr Kind schreiben und wie viel zählt ein Aufsatz in Bezug auf die Deutschnote Ihres Kindes?

Für jedes Bundesland gibt es verbindliche Vorgaben hinsichtlich der Anzahl der Aufsätze. Ich selbst unterrichte in Baden-Württemberg, wo in den Klassen 3 und 4 je fünf Aufsätze geschrieben werden. In Rheinland-Pfalz sind es sechs bis acht Aufsätze. Im Saarland schreiben die Dritt- und Viertklässler vier Aufsätze. Fragen Sie beim Lehrer nach, wie es an der Schule Ihres Kindes geregelt ist! Die Note im Fach Deutsch setzt sich aus den Teilen Lesen, Rechtschreibung, Sprache untersuchen und Textproduktion zusammen. Wie die einzelnen Bereiche gewichtet werden, hängt vom jeweiligen Bundesland oder um den Absprachen an der Schule Ihres Kindes ab. In Bayern z.B. werden Aufsätze für die Deutschnote dreifach gewertet, Grammatik- und Rechtschreibproben zählen zweifach und Leseproben einfach.

Wie bewerten Grundschullehrer einen Aufsatz?

25 Hefte liegen vor mir: Erlebniserzählungen meiner Viertklässler. Ich bin neugierig darauf zu erfahren, welche tollen Ideen die Kinder diesmal hatten. Gleichzeitig weiß ich, dass jetzt mindestens zwei anstrengende Wochen vor mir liegen, in denen ich die Aufsätze wieder und wieder durchlesen werde, Formulierungen vergleiche, einzelne Textstellen noch einmal genauer betrachte und immer wieder auch schmunzeln werde. Aber: Wie komme ich eigentlich zu den Aufsatznoten? Im Unterricht erarbeite ich mit den Schülern die Kriterien für die Aufsatzform, die dann später benotet wird. Daraus erstelle ich ein Beurteilungsraster oder verwende vorgefertigte Beobachtungsbögen. Dort werden die einzelnen Merkmale eines Aufsatzes in ein Punkteraster eingepasst, und die Schüler erhalten Kommentare zu den einzelnen Bereichen ihres Aufsatzes. Dabei wird zwischen inhaltlichen und formalen Kriterien unterschieden. Machen Sie Ihrem Kind also Mut, wenn es vielleicht nicht so fantasievoll ist und seine Aufsätze inhaltlich etwas langweiliger sind. Es kann im Bereich der Textgestaltung durchaus punkten, wenn es abwechselnde Satzanfänge verwendet, die Erzählzeit beachtet usw. Diese Fertigkeiten können Sie gut mit Ihrem Kind zu Hause üben. Das Aufsatztraining mit selbstgemachten Story Cubes kann ebenfalls helfen.

Bewertungskriterien: Was ist ein gelungener Aufsatz?

Aufteilung des AufsatzesKriterienGesamt-

punktzahl
ÜberschriftMit einer guten Überschrift macht Ihr Kind den Leser neugierig und verrät nicht zu viel vom Inhalt.1 Punkt
EinleitungIhr Kind führt in wenigen Sätzen in seine Geschichte ein. Die Personen werden vorgestellt, der Handlungsort und die Situation beschrieben.2 Punkte
Hauptteil
1. Fantasie und ErzählflussIm ausführlichsten Teil des Aufsatzes erzählt Ihr Kind, was den Personen passiert, was sie dabei sehen, hören und fühlen. Es schreibt auf einen Höhepunkt hin, den es ausführlich ausgestaltet. Dabei verwendet Ihr Kind häufig wörtliche Rede, Fragesätze und Ausrufe.3 Punkte
2. Text-gestaltungIhr Kind variiert die Satzanfänge und vermeidet Wortwiederholungen.2 Punkte
Ihr Kind beschreibt mit treffenden Adjektiven und Verben.2 Punkte
Die Sätze Ihres Kindes sind vollständig und grammatikalisch richtig formuliert.2 Punkte
Ihr Kind entscheidet sich für eine Perspektive oder hält sich an die Vorgabe. Es verwendet dann die ICH- oder ER-Form in allen Sätzen seines Aufsatzes.1 Punkt
Ihr Kind verwendet die einfache Vergangenheit (Präteritum), die normalerweise die Erzählzeit ist (manchmal wird das Präsens/die Gegenwart verwendet).1 Punkt
SchlussIhr Kind rundet in wenigen Sätzen die Geschichte ab und beschreibt, wie das Erlebnis endet.2 Punkte

Auswertung:

Erfüllt Ihr Kind das jeweilige Kriterium vollständig, so erhält es auch die volle Punktzahl (z.B. alle Verben sind im Präteritum). Hat es die Anforderung nur teilweise erfüllt (z.B. einzelne Verben nicht im Präteritum verwendet), bekommt es nur einen Teil der Punkte. Erfüllt es die Anforderung überhaupt nicht (z.B. die meisten Verben sind in der falschen Zeitform), erhält es keinen Punkt.