So folgt Ihr Kind Ihren Anweisungen besser

An den Ohren liegt es selten, wenn Ihr Kind Ihren Anweisungen nicht gehorcht, sondern macht, was es will. Und die zehnte Wiederholung macht die Situation auch nicht besser. Lesen Sie hier, was wirklich hilft, damit Ihr Kind Ihren Anweisungen folgt. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungstipps zum Thema Gehorsam

Wenn Sie Ihr Kind immer wieder ermahnen und auffordern, Ihren Anweisungen zu folgen, und absolut nichts geschieht, dann ist es wahrscheinlich „muttertaub“. So nennen Pädagogen das Phänomen, wenn Kinder bei Ermahnungen die Ohren routiniert auf Durchzug schalten. Ständiges Meckern bringt überhaupt nichts. Hilfreich ist nur eine andere Strategie: Sei es mehr Humor, sodass Ihr Kind auch wieder Spaß hat zuzuhören und Ihnen zu gehorchen, oder sei es, dass Sie Ihren Worten auch Taten folgen lassen.

So geben Sie Anweisungen, denen Ihr Kind folgen kann

Sprechen Sie Ihr Kind laut und deutlich mit seinem Namen an und nehmen Sie Blickkontakt auf. Gehen Sie am besten zu ihm hin, denn je weiter weg Sie sind, desto weniger fühlt es sich persönlich angesprochen. Gehen Sie eventuell vor Ihrem Kind in die Hocke, sodass Sie auf gleicher Augenhöhe sind und/oder legen Sie ihm die Hand auf die Schulter. Das hilft Ihrem Kind, sich auf Sie und die Aufforderung zu konzentrieren. Bringen Sie Anweisungen und Verbote nicht zu leise, schon fast bittend, sondern in bestimmtem Tonfall vor. Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen und sagen Sie ganz konkret, was Sie von Ihrem Kind erwarten. Sagen Sie Ihrem Kind nicht, was es nicht tun soll, sondern teilen Sie ihm genau mit, was Sie von ihm erwarten. Sagen Sie also z. B. „Setz dich ruhig auf deinen Stuhl, die Beine gehören unter den Tisch“ statt „Du sollst bei Tisch nicht so herumkaspern“. Lassen Sie Ihr Kind die Aufforderung eventuell wiederholen („Also, was sollst du tun?“), um sicherzugehen, dass es sie auch gehört hat. Zerlegen Sie Aufgaben in kleine, überschaubare Schritte! Die meisten Kinder sind mit Anweisungen wie „Zieh deine Schuhe aus, häng deine Jacke auf, wasch dir die Hände und wirf die Bonbonpapiere aus der Jackentasche in den Abfall“ überfordert. Schuhe ausziehen und Jacke aufhängen sind fürs Erste genug. Nachdem Ihr Kind das erledigt hat, schicken Sie es als Nächstes zum Händewaschen usw.

Erstaunlich wirksam bei Anweisungen an Kinder: die 1-2-3-Regel

Damit Ihr Kind besser folgt, können Sie die 1-2-3-Regel einsetzen. Sagen Sie Ihrem Kind, was es tun bzw. lassen soll und welche Konsequenzen erfolgen, wenn es bei „drei“ nicht gehorcht. Zählen Sie dann bis drei. So lange hat es Zeit, Ihrer Aufforderung nachzukommen. Konsequent angewendet, hat dieses Vorgehen eine gewisse Signalwirkung, die das Befolgen von Aufforderungen erleichtert. Ihrem Kind muss dabei immer klar sein, was nach drei kommt!

Beispiel:
Ihr Kind buddelt im frisch angesäten Blumenbeet herum, obwohl es direkt daneben den Sandkasten hat. Sie sagen: „Nein, (Name Ihres Kindes)! Bei drei bist du in deiner Sandkiste, sonst gehen wir ins Haus. Eins, zwei und die letzte Zahl heißt (hier können Sie ja noch ein kleines Päuschen machen) drei. Und jetzt bist du weg vom Blumenbeet.“ Andernfalls gehen Sie wie angekündigt mit Ihrem Kind hinein. Sie können ihm nach 20 bis 30 Minuten eine neue Chance geben und wieder in den Garten gehen. Buddelt es dann allerdings erneut im Beet, darf es für den Rest des Tages nicht mehr in den Garten.

Ihr Kind braucht klare Aussagen bei Anweisungen

Oft genug gibt es Verständnisschwierigkeiten schon zwischen Frauen und Männern. Sie sagt: „Schatz, der Abfalleimer ist voll“ und meint eigentlich: „Trag ihn bitte raus“. Er hört: „Der Abfalleimer ist voll“ und denkt: „Stimmt!“, fühlt sich aber nicht angesprochen. Nur eine klare Aussage wie „Trag bitte den Abfall raus!“ käme bei ihm auch korrekt an. Wenn schon zwei Erwachsene derartige Verständnisschwierigkeiten haben können, wie viel schwieriger ist die Situation dann erst für ein Kind, das über viel weniger „Gesprächserfahrung“ verfügt! Deshalb müssen Sie ganz präzise Aussagen machen, wenn Sie von Ihrem Kind richtig verstanden werden wollen. Wie leicht Anweisungen missverstanden werden können und wie Sie korrekt formulieren, verrät Ihnen die Tabelle auf Seite 9. Oft sind es gerade Formulierungen, die für uns Eltern freundlicher klingen, weil sie keinen direkten Befehl enthalten, die die Kleinen im Unklaren lassen, was Mama und/oder Papa denn jetzt wirklich wollen.

Anweisungen mal anders: Versuchen Sie’s mit einem flotten Spruch

Verpacken Sie Ermahnungen doch mal „filmreif“ oder „bilderbuchmäßig“. Statt einem: „Jetzt trödel doch nicht so!“ können Sie mit Pi Pa Po, dem Oberbonzen von Mandala aus der Serie „Jim Knopf“, sagen: „Pi Pa Po sagt bloß: Na los, na los, na los!“ Ihr Kind hat sich mal wieder bekleckert oder etwas über die Hose geschüttet? Reichen Sie ihm ein Tuch mit den Worten: „Hast du Suppe auf der Hose, wasch doch selbst die ganze Chose“ – einem unvergleichlichen Reim des kleinen Kobolds Pumuckl. Und wenn es schlechte Laune hat und finster dreinguckt, bringt es vielleicht der Vergleich: „Du bist ja saurer als ein saurer Hering!“ von Findus, Petterssons Kater, zum Lachen. Wichtig für die durchschlagende Wirkung ist nur, dass Ihr Kind den Ausspruch aus dem Buch oder Film schon kennt oder zumindest allgemein mit der entsprechenden Geschichte vertraut ist. Übertreiben Sie schamlos. Ihr Kind will sich vor dem Essen nicht die Hände waschen? Vielleicht kann es ein „Iiieeh, da seh’ ich ja schon, wie die Bakterien rumhüpfen!“ doch noch ans Waschbecken bringen. Lenken Sie mit Reimen und Wortspielchen ab. Ihr Kind hat beim Spaziergang keine Lust mehr? Das Gehen macht wieder Spaß, wenn Sie zum Reim „Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm und vorwärts, rückwärts, seitwärts, an!“ mit den entsprechenden Extraschritten marschieren. Ihr Kind sitzt vor seiner Kleidung und kommt morgens einfach nicht in die Klamotten? Machen Sie ein Anzieh-Gedicht: „Jetzt hast du schon das Hemdchen an, drum kommt jetzt gleich die Hose dran! Dann geh ich in die Hocke und schnappe mir ‘ne Socke!“

Anweisungen für typische Konfliktsituationen mit Kindern:

Das An- und Ausziehen sorgt häufig für Stress zwischen Ihnen und Ihrem Kind? Morgens will es nicht rein und abends nicht raus aus seinen Kleidern? Zweckentfremden Sie verschiedene Kleidungsstücke doch einfach! Ziehen Sie Ihrem Sprössling morgens zum Spaß z. B. den Slip über den Kopf, sodass er durch die Beinlöcher rausgucken kann. Zeigen Sie sich zusätzlich verwirrt: „Upps, da hab ich mich wohl vertan!“ Oder versuchen Sie sich beim Wickeln für die Nacht am Modell „Witwe Bolte“: Setzen Sie ihm die Windel als weißes „Häubchen“ auf. Ganz wichtig: Ihr Kind braucht unbedingt einen Spiegel, damit es die Neukreation auch gebührend bewundern kann!

Huch, wie niedlich! Die Laune wird sicherlich gleich um einiges besser, wenn Sie Ihr brummiges Kind mit Nettigkeiten überschütten: „Möchte mein herzallerliebstes Schnuckelmuckelbärchen jetzt nicht sein superkuscheliges Schlafanzüglein anziehen, damit es gleich traumhaft schlafen kann?“ Meist huscht dann ein Lächeln über das Gesicht des kleinen Brummbären, und vielleicht steigt er jetzt auch freiwillig in die Schlafanzugshose.

Singen Sie’s! Wenn die Aufforderung, doch nun endlich aufzuräumen, wieder mal ungehört verhallt, können Sie nach Opernsängerinnen-Manier losschmettern und Ihre Anordnung in den höchsten Tönen vorbringen – auf ein paar gesangliche „Ausrutscher“ kommt es dabei nicht an.

Wichtig bei Anweisungen: So wirkungsvoll Humor bei Kindern ist, vergessen Sie nie, dass Kinder unter zehn Jahren mit Ironie und Sarkasmus noch nichts anfangen können. Kinder bis zum Grundschulalter nehmen alles wörtlich und reagieren verwirrt auf Äußerungen wie: „Na toll! Jetzt hast du schon wieder was ausgeschüttet!“ Spaßige Bemerkungen sind außerdem tabu, wenn Ihr Kind wirklich unter etwas leidet. Das würde dazu führen, dass Ihr Kind sich nicht ernst genommen fühlt und glaubt, Sie würden sich über sein Problem lustig machen.