Verstopfung bei Babys und Kleinkindern: Das sind die hilfreichsten Tipps

Bis zu 10 Prozent aller Babys und Kinder leiden zumindest vorübergehend unter Verstopfung. Doch mit einer Ernährungsumstellung, mehr Bewegung, mehr Ballaststoffe und einer höheren Trinkmenge ist sie oft in den Griff zu bekommen. In hartnäckigen Fällen braucht Ihr Kind Hilfe durch sanfte Medikamente. 

Inhaltsverzeichnis

Hilfe bei Verstopfung

Bei einer Ernährungsänderung oder auch auf Reisen leiden Babys und Kinder schnell mal unter einer Verstopfung. Doch manche quälen sich jahrelang mit zu seltenem und zu hartem Stuhlgang und haben schon regelrecht Angst, wenn sie zur Toilette müssen.

Wie oft ein Kind Stuhlgang hat, ist abhängig von seinem Alter, seiner Ernährung und auch von seiner individuellen Veranlagung. Richtwerte finden Sie in folgender Tabelle.

Häufigkeit und Menge des Stuhlagnag in Abhängigkeit vom Alter
Alter des Kindes              Stuhlgang pro Tag                  Menge pro Tag

(in Millilitern)
1 bis 7 Tage3 bis 510 bis 15 
bis 12 Monate1 bis 417 bis 23
1 bis 3 Jahre0,7 bis 340 bis 45
3 bis 6 Jahre0,5 bis 2über 50

Durchschnittswerte; 0,5 bedeutet z.B. Stuhlgang jeden zweiten Tag

Verstopfung bei Babys und Kindern: Wann müssen Sie zum Arzt?

Tritt die Verstopfung neu auf (insbesondere wenn Ihr Kind noch ein Baby ist!) oder hält sie trotz der hier genannten Selbsthilfemaßnahmen länger als 14 Tage an, sollten Sie mit Ihrem Kind zum Arzt gehen.

Leidet Ihr Kind zusätzlich unter starken Bauchschmerzen, rufen Sie bitte sofort den Arzt. Weitere Warnzeichen für eine ernsthafte Erkrankung, z. B. einen Darmverschluss, sind ein hart gespannter Bauch, heftige Bauchkrämpfe, gleichzeitiges Erbrechen oder die Tatsache, dass auch keine Winde mehr abgehen.

Von chronischer Verstopfung spricht man, wenn die zu seltene und/oder zu harte Stuhlentleerung länger als drei Monate anhält. Kinder über einem Jahr sollten mindestens dreimal wöchentlich Stuhlgang haben.

Achtung!

Gestillte Kinder können anfangs bis zu zehnmal täglich Stuhlgang haben. Aber auch nur eine Stuhlentleerung alle acht bis 14 Tage gilt bei Stillkindern noch als normal!

Meist ist die Verstopfung bei Kindern nicht organisch bedingt

Die häufigsten drei Ursachen für eine Verstopfung bei Kindern sind:

  • zu wenig Bewegung
  • zu wenig Ballaststoffe in der Ernährung
  • zu geringe Trinkmenge

Manche Säuglinge sind sehr empfindlich, was ihre Verdauung angeht. Die Einführung von Beikost oder die Fütterung von Karotte oder Banane können bei ihnen schon zu leichter Verstopfung führen.

Häufig klappt es auch im Rahmen der Sauberkeitserziehung vorübergehend nicht mehr so recht mit dem Stuhlgang. Bei Kindergarten- und Schulkindern stecken manchmal auch psychische Gründe hinter einer Verstopfung.

Organische Ursachen, also z. B. Veränderungen am Darm, sind eher selten. Handelt es sich um angeborene Erkrankungen, tritt die Verstopfung bereits kurz nach der Geburt auf.

Mehr Ballaststoffe und eine höhere Trinkmenge machen den Stuhlgang weicher

Stellen Sie zunächst die Ernährung um:

  • Geben Sie Ihrem Kind keine stopfenden Nahrungsmittel wie Kakao, Schokolade und andere Süßigkeiten, Weißmehlprodukte oder Fastfood und Bananen. Babys mit Neigung zu Verstopfung nicht zu viel Karotten(saft) geben und auf Zugabe von Reis- oder Haferflocken zur Flasche verzichten!

Mein Tipp:

Haben Sie sehr kalkhaltiges Wasser, ist es zur Zubereitung der Flaschennahrung sinnvoll, spezielles Babywasser (z. B. von Humana oder Milupa) zu verwenden. Kalk aus dem Wasser kann sich nämlich im Darm mit Fettsäuren aus der Milch zu Kalkseifenstühlen verbinden. Diese sind sehr trocken, fest und bröckelig.

  • Geben Sie Ihrem Kind mehr Ballaststoffe, also viel Gemüse und Obst, ab dem zweiten Lebensjahr auch Vollkornprodukte, jedoch anfangs nicht in großen Mengen. In den ersten beiden Lebensjahren auf Vollkornprodukte mit ganzen Körnern oder Frischkornbreie besser verzichten, da die Verdauung von Kleinkindern damit oft noch nicht fertig wird und Blähungen auftreten.

Mein Tipp:

Das Buch „Bert, der Gemüsekobold“ von J.Volmert und S. Szesny (mit Plüsch-Brokkoli, Albarello 2003; 32 Seiten) ist eine gute Möglichkeit, kleinen Gemüsemuffeln ab drei Jahren gesunde Ernährung spielerisch näher zu bringen. 

  • Probiotische Joghurts können die Verdauung unterstützen. Dazu muss Ihr Kind allerdings täglich einen Becher davon essen. Für nicht gestillte Babys ist Milchnahrung mit prebiotischen Ballaststoffen zu empfehlen, z. B. Milumil® prebiotisch. Nach etwa ein bis zwei Wochen wird Ihr Baby damit einen weicheren Stuhlgang haben.
  • Trockenobst, etwa Pflaumen, Feigen oder Früchtebrot, wirkt ebenfalls verdauungsfördernd.

Mein Tipp bei einer Verstopfung: Feigenmus (ab dem 2. Lebensjahr)

Ein paar frische, reife Feigen klein schneiden und in einen Topf mit etwas Wasser geben. Die Feigen kurz dünsten, bis sie weich sind, dann pürieren. Mit etwas frisch gepresstem Zitronensaft und Honig abschmecken. Ersatzweise Trockenfeigen etwas einweichen und mit dem Einweichwasser weichkochen. Die Zugabe von Honig ist dann nicht erforderlich.

  • Achten Sie auf die Trinkmenge: Ihr Kind sollte viel trinken! Bieten Sie Ihrem Baby zusätzlich ungesüßten Tee an. Bei  Flaschenkindern halten Sie sich bitte unbedingt an die angegebene Wassermenge zur Zubereitung der Milchnahrung, eventuell lieber 20 bis 30 Milliliter Wasser mehr nehmen, keinesfalls aber weniger! Kleinkinder sollten bis zu einem Liter täglich trinken, Kindergartenkinder sogar bis 1,5 Liter.

Mein Tipp bei einer Verstopfung:

Geben Sie Ihrem Kind morgens sofort nach dem Aufwachen ein Glas Fruchtsaft (ideal: Orangensaft) oder Buttermilch, ersatzweise kaltes Wasser. Sie können zusätzlich ein bis zwei Teelöffel Milchzucker einrühren, das verstärkt die darmanregende Wirkung noch. Auch ein Glas lauwarmes Wasser mit Zitrone und etwas Honig ist wirksam.

  • Leinsamen und Weizenkleie machen den Stuhlgang weicher und regen die Verdauung an. Kinder ab dem zweiten Lebensjahr erhalten über den Tag verteilt drei Teelöffel Leinsamen oder zwei Esslöffel Weizenkleie (Kinder ab vier Jahren bis vier Esslöffel Kleie bzw. sechs Teelöffel Leinsamen täglich). Ganz wichtig: Pro Esslöffel Kleie bzw. pro zwei Teelöffel Leinsamen benötigt Ihr Kind eine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr von 150 Millilitern, da Kleie bzw. Leinsamen im Darm aufquellen. Bei zu wenig Flüssigkeit können sie den Stuhlgang verfestigen und wirken eher stopfend! Regelmäßig eingenommen setzt die Wirkung von Kleie und Leinsamen etwa nach vier Wochen ein – haben Sie also bitte etwas Geduld!
  • Auch Milchzucker regt den Stuhlgang an und fördert gleichzeitig das Wachstum der guten Darmbakterien. Er kann schon ab dem Säuglingsalter gegeben werden. Da jedoch sowohl Muttermilch als auch Säuglingsanfangsnahrungen (Pre- und 1-Milch) bereits viel Milchzucker enthalten, ist eine Dauergabe in den ersten sechs Monaten nicht zu empfehlen. Ab dem zweiten Lebenshalbjahr beginnen Sie mit einem Teelöffel Milchzucker pro Tag und erhöhen täglich um jeweils einen Teelöffel, bis sich ein Erfolg einstellt. Bekommt Ihr Kind Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall, war die Dosierung zu hoch!

Der Darm ist ein „Gewohnheitstier“

Durch einen regelmäßigen Tagesablauf lässt sich der Darm sehr gut erziehen. Wichtig sind dazu festgelegte Essenszeiten, damit sich die Verdauung Ihres Kindes darauf einstellen kann. Auch der Gang zur Toilette oder die „Sitzung“ auf dem Töpfchen sollten möglichst immer zur selben Tageszeit erfolgen. Der beste Zeitpunkt hierfür ist meist nach dem Frühstück oder generell etwa 15 bis 30 Minuten nach den Mahlzeiten. Wenn der Magen durch das Essen gedehnt wird, führt dies zu einer Reflexbewegung des Dickdarmes (so genannter gastrokolischer Reflex), die den Stuhlgang weiterschiebt und oft auch für Stuhldrang sorgt. Lassen Sie Ihrem Kind genügend Zeit (etwa 10 Minuten). Ein passender Aufsatz für die Toilette plus ein Hocker zum Abstellen der Beine oder ein spezieller Toilettenstuhl, der ein entspanntes Sitzen ermöglicht, erleichtern ihm den Stuhlgang.

Bewegung und Massage bringen den Darm in Schwung

Tägliche Bewegung nützt auch dem Darm. Besonders wichtig ist eine Kräftigung der Bauchmuskulatur:

  • Lassen Sie Ihr Baby viel in Rückenlage strampeln

    Später sorgen dann Krabbeln und Laufen für kräftige Bauchmuskeln.
  • Kinder ab zwei Jahren können in Rückenlage mit den Beinen in der Luft Rad fahren. Ab drei Jahren kann Ihr Kind durch Rumpfbeugen (mit gestreckten Beinen hinstellen, Körper nach vorne beugen, sodass die Hände die Füße berühren) seinen Darm aktivieren.

Mein Tipp:

Bei Babys lässt sich die Darmentleerung oft dadurch anregen, dass man die eingefettete Spitze des Fieberthermometers wie zum Fiebermessen in den After einführt und dort sanft etwas hin- und herbewegt.

Natürliche Hilfen für das „große Geschäft“

Führen die oben genannten Maßnahmen gegen Verstopfung nicht zum Erfolg, helfen folgende Schüßler-Salze:

  • Natrium sulfuricum D6 (Nr. 10): Basismittel bei Verstopfung
  • Natrium chloratum D6 (Nr. 8): wenn der Stuhlgang sehr trocken aussieht
  • Kalium phosphoricum D6 (Nr. 5): bei Verstopfung auf Reisen
  • Silicea D6 (Nr. 11) im Wechsel mit Natrium chloratum D6 (Nr. 8): bei chronischer Verstopfung

Dosierung: 3- bis 4-mal täglich eine Tablette des jeweiligen Mittels über zwei bis vier Wochen. Werden Tabletten im Wechsel gegeben, dann vier Tabletten täglich, von jeder Sorte zwei. Ist bei akuter Verstopfung einmal ein Abführmittel erforderlich, finden Sie geeignete Medikamente in folgender Tabelle.

Arzneimittel gegen eine Verstopfung

Alle hier aufgeführten Arzneimittel gegen Verstopfung erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Bitte führen Sie ohne ärztlichen Rat aber keine Eigenbehandlung Ihres Kindes durch! Das gilt insbesondere für Säuglinge und bei anhaltender Verstopfung.

Schnelle Hilfe bei kurzfristiger, akuter Verstopfung
ArzneimittelWirkstoffe(e)DosierungWirkungseintritt nachNebenwirkungen
Microklist® 81 (Klistier=5ml)

Natriumcitrat,

Natriumdodecyl-

sulfoacetat,

Sorbitol

Kinder unter vier Jahren: bei Bedarf ein halbes Klistier

Kinder ab vier Jahren ein halbes bis ganzes Klistier

5 bis 20 Minutengelegentlich leichtes

Brennen im Analbereich
Glycilax® für Kinder

Zäpfchen
Glycerol

Säuglinge und Kleinkinder: 

1 Zäpfchen bei Bedarf

ab zwei Jahren, wenn nötig, auch 2 Zäpfchen

20 bis 30 Minutenselten Schleimhaut-reizungen
Arzneimittel, die bei chronischer Verstopfung auch längerfristig geeignet sind
ArzneimittelWirkstoff(e)DosierungWirkungseintritt nachNebenwirkungen
verschiedene Handelsnamen,

z.B.Bifiteral®,

Eugalac® Töpfer,

Lactuverlan®
Lactulos

Säuglinge: 1-mal täglich 4,5 ml

Kinder über einem Jahr: 

1- bis 2-mal täglich 4,5 bis 9 ml

ca. 12 Stundenvor allem bei zu 

hoher Dosierung 

Bauchschmerzen 

und Blähungen
florabio Manna-

Feigen-Sirup

Manna-Extrakt,

Feigen-Extrakt

ab zweitem Lebensjahr: 

1-mal täglich 15 bis 20 ml
10 bis 12 Stundenbei empfindlichen 

Kindern Übelkeit 

und Blähungen möglich