Geschrumpftes Hirn durch veganes Essen? Risiken eines unausgewogenen Speiseplans

Auch bei uns kommt es vor, dass Kinder mangelernährt sind. Allerdings nicht wegen Nahrungsmangel, sondern weil viele Eltern nicht ausreichend über die fatalen Folgen einer unausgewogenen Ernährung informiert sind. Erfahren Sie hier, welche Risiken ein unausgewogener Speiseplan mit sich bringen kann, was Sie beachten sollten und wann eine bestimmte Ernährungsform durchaus Sinn macht. 

Inhaltsverzeichnis

Falsche Ernährung bei Kindern

Vegetarier essen kein Fleisch, verzehren aber Milch, Milchprodukte und Eier. Veganer hingegen verzichten auf alles Tierische. Eier, Milch und Honig sind völlig vom Speiseplan gestrichen. Und Lebensmittel, die nur in Ansätzen mit tierischen Produkten in Berührung gekommen sind, sind ebenfalls tabu – genau wie verschiedene Medikamente. Strenge Veganer verzichten sogar auf Fell, Leder und Wolle.

Veganes Essen ist in aller Munde. Der vegane Kochbuchmarkt boomt. Jeder, der im Trend sein will, hat es schon mal ausprobiert. Auch ich und meine Kinder lieben verschiedene vegane Gerichte. Aber: Viele Eltern glauben, dass sie durch komplett veganes Essen – also den Verzicht auf alles Tierische – Ihrem Kind einen gesundheitlichen Vorteil verschaffen. Fakt ist: Wenn wirklich alles richtig gemacht wird, kann es gutgehen. Wenn nicht, können langfristige Schäden die Folge sein.

Experten warnen vor veganer Ernährung von Kindern

Nicht nur Bundesernährungsminister Christian Schmidt warnt vor veganer Ernährung bei Kindern, auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät in einem Positionspapier von veganer Ernährung ab. Und der Verband der deutschen Kinder- und Jugendärzte ist ebenfalls dagegen. Speziell für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kinder ist das Risiko, mit gewissen Nährstoffen unterversorgt zu sein, einfach zu hoch.

Schwere Mangelerscheinungen bei Kindern durch Unterversorgung mit Vitamin B12

Es gibt einen Stoff, der in ausreichenden Mengen nur durch tierische Lebensmittel aufgenommen werden kann: das Vitamin B12. Dieses Vitamin benötigen wir unter anderem für die Blutbildung, die Teilung der Zellen und die Nerven. Es wird von Bakterien produziert, die im Verdauungstrakt von Tieren leben. Daher steckt es in erster Linie im Fleisch der Tiere, in geringeren Mengen in Milch und Milchprodukten sowie in Eiern, nicht aber in Pflanzen.

Es gibt immer wieder Berichte von Kindern, die mit schweren Mangelerscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. So berichteten Ärzte aus Jena auf einer Tagung von einem Zweijährigen, der mit einer Hirnblutung und Atemnot auf ihre Intensivstation gekommen sei. Groß- und Kleinhirn waren geschrumpft, das Kind litt an Blutarmut. Es war ein Jahr lang nur gestillt worden. Seine Mutter hatte sich in dieser Zeit und in der Schwangerschaft vegan ernährt.

Mein Tipp: Vitamin-B12-Tabletten oder mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel sind für Veganer ein absolutes Muss. Mittlerweile gibt es auch schon Zahnpasta mit Vitamin B12. Zusätzlich wird allen Veganern geraten, den Nährstoffstatus ihres Blutes regelmäßig überprüfen zu lassen.

Vegane Ernährung der Familie: Umfangreiches Wissen ist unbedingt erforderlich

Entscheiden sich Eltern, sich und ihre Kinder vegan zu ernähren, ist ein umfangreiches Wissen rund um das Thema Ernährung äußerst wichtig. Es reicht nicht aus, einfach Fleisch, Milch und Eier vom Speiseplan zu streichen. Hochgefährlich ist es, sich nur noch von Obst und Gemüse zu ernähren. Das kommt aber speziell bei Jugendlichen vor, die sich oft von heute auf morgen entscheiden, vegan zu essen.

Achten Eltern auf gute Nährstoffkombinationen und neben dem oben erwähnten Vitamin B12 auf ausreichend Zink, Kalzium, Eisen, Jod, Selen, Eiweiß, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren, kann auch eine vegane Lebensweise funktionieren. Aber eben nur dann!

  • Vollkorngetreideprodukte kombiniert mit Hülsenfrüchten sorgen für bessere Eiweißverfügbarkeit.
  • Auch hochwertiges Eiweiß aus Soja wie Tofu, Sojamilch und -joghurt sollte regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
  • Etwas Vitamin-C-reicher Saft (z.B. Orangensaft) fördert die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Quellen.
  • Nüsse und pflanzliche Öle wie Raps- und Leinöl sind als Quellen der Omega-3-Fettsäuren besonders wichtig.
  • Dunkelgrüne Gemüsesorten wie Brokkoli, Salat und Mangold versorgen Veganer mit Kalzium, genauso wie kalziumreiche Mineralwässer.
  • Ausreichend Sonnenlicht ist für die Vitamin-D-Versorgung bei Veganern besonders wichtig. In der dunkleren Jahreszeit sollten dementsprechende Nährstoffpräparate nach Rücksprache mit dem Arzt angedacht werden.

Kinder haben andere Essmotive als Erwachsene

Kinderessen noch nicht rational wie Erwachsene und verweigern eventuell optimale Kombinationen. Gerade dann ist eine vegane Ernährung kritisch, weil sie so eben schnell einseitig wird. Daher sollten Sie bei einer veganen Ernährung unbedingt zusätzlich Folgendes beachten:

  • Verwenden Sie dauerhaft ein Vitamin B12-Präparat für sich und Ihre Familie.
  • Wählen Sie gezielt Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte aus, also Lebensmittel mit verhältnismäßig wenig Kilokalorien sowie einem Maximum an Vitaminen und Mineralstoffen (Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide).
  • Lassen Sie regelmäßig Ihren Nährstoffstatus und den Ihrer Kids überprüfen.
  • Empfehlen kann ich nur, sich speziell zu Beginn von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft beraten zu lassen.

Sind „Frei von …“-Lebensmittel besser als herkömmliche Produkte?

Neben der veganen Ernährung gibt es weitere Trends in der Ernährung, die – unüberlegt und unkritisch hinterfragt – Gefahren für die Entwicklung Ihres Kindes mit sich bringen können. Die „Frei von …“-Schiene ist zurzeit sehr angesagt. Wo früher die Diabetikerprodukte standen, finden sich nun Produkte, die als glutenfrei, weizenfrei, fruktose- oder laktosefrei gekennzeichnet sind. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, dass es mittlerweile ungesund ist, sich „normal“ zu ernähren. Doch Sie tun Ihrem Kind nichts Gutes, es nur auf Verdacht hin gluten- oder laktosefrei zu ernähren.

Hier macht „laktosefrei“ Sinn:

Laktosefreie Produkte, also Produkte, bei denen der Milchzucker schon industriell gespalten wurde, haben für Menschen einen Sinn, bei denen das laktosespaltende Enzym Laktase nicht mehr oder nur in geringem Umfang funktioniert. Sie können nun wieder Milch trinken, ohne gleich Verdauungsbeschwerden zu bekommen.

Hier macht „glutenfrei“ Sinn:

Glutenfreie Produkte haben für Kinder mit manifester Glutenunverträglichkeit absolut ihre Berechtigung – sie haben die tägliche Lebensmittelauswahl für diese Personen sehr erleichtert und erweitert. Achtung! Wissenschaftlich nicht haltbar ist, Weizen und Gluten als Verursacher von Erkrankungen wie Übergewicht oder Gehirnleiden darzustellen. Grundlos auf Gluten zu verzichten, schränkt zudem nicht nur die Lebensmittelauswahl ein, es erschwert auch den Alltag, belastet die Geldbörse und erhöht die Gefahr einer zu einseitigen Lebensmittelauswahl.

Mein Tipp: Versuchen Sie, das helle Weizenmehl mehr und mehr durch Vollkornprodukte zu ersetzen. Ersetzen Sie also die Brötchen am Wochenende lieber durch ein Vollkorngebäck, probieren Sie anstatt der hellen Nudeln Vollkornnudeln, und backen Sie Kuchen vermehrt mit Vollkornmehl.