Welches Risiko bergen Röntgenaufnahmen beim Säugling?
von Heike W.
Unsere Tochter Julia ist elf Monate alt. In Kürze stehen wir wahrscheinlich vor der Entscheidung, ob ihre Wirbelsäule geröntgt werden soll. Im Alter von vier Wochen wurde bei ihr schon zweimal die Lunge geröntgt. Um uns selbst eine Meinung bilden zu können, benötigen wir das Fachwissen eines Experten, insbesondere zu langfristig schädigenden Einwirkungen von Röntgenaufnahmen. Gibt es kontrollierte Langzeitstudien, die eine Prävalenz für bestimmte Krebserkrankungen erkennen lassen, wenn in frühestem Alter geröntgt wird?
Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz
Liebe Heike,
es gibt einige fallkontrollierte Studien, die sich mit dem Leukämierisiko und dem Risiko für das Auftreten weiterer Tumoren durch Röntgenaufnahmen im Kindesalter befassen. Hier eine Zusammenfassung der entsprechenden Artikel: Schon durch einzelne Röntgenaufnahmen wird statistisch das Leukämierisiko gering erhöht. Es gibt keine unbedenkliche minimale Strahlendosis, nicht einmal kleinste Dosen sind wirklich ungefährlich. Den Studien ist zu entnehmen, dass je nach (genetisch bedingter) Ausstattung mit bestimmten Reparaturgenen das Leukämierisiko nach zwei oder mehr Röntgenaufnahmen bei durchschnittlich 1,48 liegt (Risiko ohne Röntgen = 1,0). Mädchen sind dabei genetisch bedingt größtenteils empfindlicher als Jungen! Frauen mit Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung), bei denen in der Kindheit zahlreiche Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule gemacht wurden, haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Die effektive Strahlenbelastung einer Wirbelsäulenaufnahme ist relativ hoch. Eine einzelne Aufnahme lediglich der Lendenwirbelsäule geht mit einer Strahlendosis von fast 1 mSv (Millisievert) einher. Zum Vergleich: Eine einfache Lungenaufnahme hat nur eine effektive Strahlendosis von 0,04 mSv. Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland liegt bei 2,4 mSv im Jahr. Sehr hoch ist demgegenüber die Strahlenbelastung von Kindern aus Raucherhaushalten.Werden in Gegenwart eines Kindes täglich 20 Zigaretten geraucht, ist es durch radioaktives Blei und Polonium im Nebenstromrauch mit zusätzlichen 5,28 mSv pro Jahr belastet! Meine Empfehlung: Lassen Sie die Wirbelsäule Ihrer Tochter wirklich nur dann röntgen, wenn sich daraus eine wichtige therapeutische Konsequenz ergibt (z.B. umgehende medikamentöse Behandlung, Operation). Seien Sie ansonsten aus den oben angeführten Gründen eher zurückhaltend!
Mit den besten Wünschen für Sie und Ihre Tochter!
Ihre Andrea Schmelz
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