Was hilft gegen Nägelbeißen?
von Tonia P.
Sehr geehrte Frau Doktor Schmelz,
Johannes (3 3/4
Jahre) beißt und reißt seine Fingernägel ab. Damit begann er etwa mit zwei
Jahren. Als er zwei Jahre und fünf Monate alt war, bekam er einen kleinen
Bruder. Kurze Zeit ließ er es wieder sein, um dann noch schlimmer wieder damit
anzufangen. Mittlerweile reißt er sich die Nägel manchmal so tief ein, dass es
blutet. Für einen guten Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz
Liebe Tonia,
Nägelbeißen bei Ein- bis
Zweijährigen ist meist eine Phase des Ausprobierens, was man mit den Zähnen so
alles machen kann. Bei älteren Kindern wird Nägelkauen als Zeichen von
Unsicherheit, Überforderung, Angst und auch mangelndem Selbstvertrauen
interpretiert. Bei Johannes hat sich das Problem nach der Geburt des Bruders
noch verstärkt, sodass durchaus Eifersucht mit im Spiel sein könnte. Das
Herumknabbern an den Nägeln dient dem Stressabbau und beruhigt – deshalb ist es
auch oft so schwierig, diese Angewohnheit wieder sein zu lassen. Das typische
Alter, in dem das Nägelbeißen meist beginnt, liegt zwischen vier und sechs
Jahren, und es ist leider nicht ungewöhnlich, dass das Nägelbeißen bis zum
Beginn der Pubertät bestehen bleibt oder sogar noch zunimmt. Folgende Tipps
können helfen:
- Bieten Sie Johannes eine Alternative an, auf der er herumbeißen kann, statt an den Fingernägeln zu nagen, z. B. ein hartes Stück Brot oder auch rohes Gemüse wie Kohlrabi oder Karotten.
- Sinnvoll wäre es auch, seine Hände zu beschäftigen, indem Sie ihn zum Spielen und Basteln anregen oder er etwas zum Herumtragen oder Im-Arm-Halten bekommt, eventuell ein Kuscheltier.
- Ermahnen Sie Ihren Sohn nicht wegen des Nägelbeißens, sondern ignorieren Sie es möglichst, da sich durch Druck Ihrerseits möglicherweise andere Störungen entwickeln können. Außerdem sind verbotene Dinge bekanntlich immer am spannendsten, und wenn keiner darauf reagiert, kann man es (in manchen Fällen – funktioniert nicht bei allen Kindern!) auch gleich bleiben lassen.
- Verzichten Sie bitte auf alle Versuche, ihm das Nägelkauen unter Zwang abzugewöhnen (wie Daumexol® N oder Ähnliches).
- Kommt Langeweile als Ursache in Frage, sollten Sie versuchen, Ihren Sohn mehr zu beschäftigen und zu fordern, etwa durch Spaziergänge, gemeinsames Spielen usw. Oder bitten Sie ihn, Ihnen etwas zu helfen.
- Wenn Eifersucht der tiefere Grund ist: Versuchen Sie sich täglich eine bestimmte Zeit freizuhalten, in der Sie oder Ihr Mann sich ausschließlich Ihrem „Großen“ widmen. Hilfreich wäre auch die Unterstützung durch eine Oma oder Tante, die sich ganz besonders um Ihren Sohn kümmern kann.
Es besteht außerdem die Möglichkeit, eine individuell auf Ihren Sohn
abgestimmte Bach-Blüten-Mischung einzusetzen. Ist Eifersucht der Auslöser,
empfehle ich Ihnen folgende Blüten (Dosierung 4-mal 4 Tropfen): Heather, Mimulus,
Star of Bethlehem, Sweet Chestnut, Walnut und Willow. In der Schüßlerschen
Biochemie wird bei Nägelbeißen zum Abbau von Spannungen mehrmals täglich Magnesium
phosphoricum Nr. 7 in der Potenz D6 empfohlen. Dazu 3- bis 4-mal täglich eine
Tablette in etwas heißem Wasser auflösen (mit Plastiklöffel umrühren!) und,
sobald die Lösung Trinktemperatur erreicht hat, zu trinken geben. Bekommen Sie
mit diesen Tipps das Nägelkauen nicht in den Griff, empfehle ich Ihnen die
Vorstellung bei einer psychologischen Beratungsstelle.
Mit den besten Wünschen
für Sie und Johannes!
Herzlichst Ihre Andrea Schmelz
Kommentare zu "Was hilft gegen Nägelbeißen?"

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Wolfgang schreibt am 26.02.2015
Ich finde Ihre Antwort sehr hilfreich. Unsere Tochter (5 Jahre) hat eine ähnliche "Angewohnheit", die darin besteht, ihre Lippen permanent abzulecken. Und der Grund ist jener, dass ihr 20 Monate älterer Bruder von allen in der Familie bevorzugt wird. Das nagt massiv am Selbstewusstsein unserer Tochter.Ich widme mich ihr daher ganz besojnders, aber dem misst sie nicht dieselbe Wichtigkeit wie der Zuneigung meiner Frau (der Mutter) zu.
Freundlichen Gruß, Wolfgang