Wie geht man am besten mit Trotzanfällen um?
von Mario und Claudia L.
Unser Sohn ist zwei Jahre und sieben Monate alt. Eigentlich ist er ein artiges Kind, aber in letzter Zeit ist er oft unleidig und möchte abends nicht mehr ins Bett. Er ist manchmal sehr aufgedreht und will unbedingt seinen Kopf durchsetzen. Dann hört er überhaupt nicht mehr auf uns.Wenn wir ihn z. B. anziehen oder umziehen möchten, will er das partout nicht. Tun wir es trotzdem, wehrt er sich mit aller Kraft und weint ständig.Meist hilft auch gutes Zureden und Ablenken nichts. Können Sie uns einen Rat geben, wie wir dann mit ihm umgehen sollen?
Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz
Liebe Claudia, lieber Mario,
Ihr Sohn befindet sich mitten in der Trotzphase. Sein Verhalten ist ganz typisch und auch als normal anzusehen, auch wenn das für Sie momentan recht mühsam ist. Dass Zureden und Ablenken oft nichts hilft, liegt daran, dass es dabei oft nicht um die Sache an sich, sondern um die Abgrenzung seiner Persönlichkeit und seiner Wünsche gegenüber Ihnen und Ihren Wünschen geht. Auf welchem „Feld“ der Kampf stattfindet, ist hingegen eher nebensächlich. Und wenn Sie ihn bei einer Sache ablenken, findet er oft schnell einen anderen Grund, um einen neuen Trotzanfall zu bekommen. Es ist auch nicht selten, dass der Trotz bei Mama am stärksten ist, denn zu ihr haben Kinder ja die engste Bindung. Ablenkung hilft manchmal vor, jedoch nicht mehr während des Trotzanfalls. Sie können dann entweder den Raum verlassen, wenn Ihnen das Gebrüll zu viel wird (ohne Publikum „rentiert“ es sich gleich viel weniger!), ruhig dabeibleiben und den Trotzanfall ignorieren oder sich Ihren Sohn auf den Schoß setzen und ihn festhalten, bis sein Trotzanfall vorbei ist. Danach möglichst nicht mehr darauf eingehen, sondern wieder zur Tagesordnung übergehen. Lassen Sie ruhig auch logische Folgen wirken:Wenn Ihr Sohn sich nicht anziehen lässt, kann er nicht mit zum Einkaufen gehen. In der Regel werden Sie dann aber zu Hause bleiben müssen, wenn Sie niemanden haben, der so lange auf ihn aufpasst. Trödelt er abends beim Ausziehen zu lange rum, gibt es eben keine Gute-Nacht-Geschichte mehr. Lässt er sich nicht die Zähne putzen, kann er keine Süßigkeiten, keinen gesüßten Tee oder Saftschorle haben, bis er wieder mitmacht. Sie können, selbst wenn Ihr Sohn mit Zeitbegriffen noch nichts anfangen kann, einen Eierwecker auf eine realistische Zeit einstellen, in der das Ausziehen und das Zähneputzen zu bewältigen sind. Erklären Sie Ihrem Sohn, dass er fertig sein muss, bevor der Wecker klingelt, sonst gibt es eben keine Geschichte mehr, weil es schon zu spät geworden ist. Das ist ein Trick, der bei meinen Kindern immer schon gut geholfen hat und, wenn nötig, auch heute noch hilft. Davon, ein sich vehement wehrendes Kind gegen seinen Willen an- oder auszuziehen, rate ich eher ab. Dabei würde nur der Wille Ihres Kindes gebrochen, und die Machtspiele würden sich auf andere Schauplätze verlagern. Ihr Sohn wird sich in seinen Zorn nur hineinsteigern und möglicherweise ernsthaft versuchen, Sie zu schlagen, zu treten oder zu kratzen. Darauf sollten Sie sich nicht einlassen.Wenn es gar nicht anders geht, muss er z. B. eben angezogen, wie er ist, ins Bett.Wenn Ihr Sohn seine gewohnte Ordnung will, muss er sich zukünftig ohne Gegenwehr ausziehen und den Schlafanzug anziehen lassen. Einen eigenen Beitrag zum Thema Trotz bei Kleinkindern finden Sie auf Seite 10 in Heft 11/03.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit meinen Ratschlägen und vor allem gute Nerven!
Herzlichst Ihre Andrea Schmelz
Kommentare zu "Wie geht man am besten mit Trotzanfällen um?"

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