Grundschulkinder konsequent erziehen

Schon kleine Kinder testen Grenzen aus und bringen ihre Eltern damit in Bedrängnis. Aber auch Grundschüler verhalten sich nicht immer vernünftig. Sie sind zickig, provozieren ihre Geschwister, zerstören Dinge oder halten sich nicht an Abmachungen. Gefragt ist in solchen Situationen ein Erziehungsstil, der weder zu streng noch zu nachlässig ist.  

Inhaltsverzeichnis

Bußgeldkatalog“ für Grundschulkinder

Kinder zu schlagen ist in Deutschland glücklicherweise verboten, doch noch vor wenigen Jahrzehnten war die körperliche Züchtigung in den meisten Familien das Mittel der Wahl, wenn Kinder frech oder ungezogen waren. „Ein Klaps auf den Po oder eine Ohrfeige hat noch keinem Kind geschadet!“ Kennen Sie solche Sprüche noch? Pädagogen und Psychologen sind sich heute einig, dass Gewalt in der Erziehung nichts zu suchen hat. Trotzdem brauchen Kinder von ihren Eltern dringend Richtlinien, die ihnen richtiges und falsches Handeln verdeutlichen. Doch anstelle des furchteinflößenden Begriffs „Strafe“ arbeitet die moderne Erziehung mit Konsequenzen. Ziel dabei ist es, dass ein Kind aus der Erfahrung lernt.

Familien sind häufig völlig überlastet

Der Alltag mit einem oder mehreren Kindern ist anstrengend, denn neben der Erziehung und Versorgung müssen die meisten Eltern auch noch arbeiten, um die Familie zu ernähren. Die Kinder müssen „funktionieren“, sonst bricht schnell Chaos aus. Je größer die Belastungen der Familienmitglieder sind, desto schneller gibt es Streit. Häufig fehlen den Erwachsenen einfach Geduld und Energie, um mit auftretenden Problemen gelassen umzugehen. Ein störrisches Kind kann erschöpfte Eltern schnell an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen. Umso wichtiger ist es, für bestimmte Situationen schon im Vorfeld klare Regeln zu vereinbaren.

Darüber ärgern sich Eltern am meisten – Die 10 häufigsten Ärgernisse 

Im Alltag gibt es viele Situationen, in denen sich Eltern über ihr Kind ärgern. Die Hitliste der Ärgernisse haben wir Ihnen hier zusammengestellt. Im weiteren Beitrag erfahren Sie, mit welchen Reaktionen und Sanktionen Sie dieses Fehlverhalten abstellen können.

  1. Kinderzimmer wird nicht aufgeräumt, neben Spielzeug und Klamotten liegt auch Essen im Zimmer.
  2. Das Kind erledigt ihm aufgetragene Aufgaben nicht, wie zum Beispiel den Müll rausbringen, den Tisch abräumen oder den Hasenkäfig säubern.
  3. Das Kind weigert sich, seine Hausaufgaben zu machen.
  4. Das Kind beschimpft und beleidigt die Eltern.
  5. Das Kind ist unpünktlich, kommt nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause.
  6. Das Kind isst nicht, mäkelt am Essen herum bzw. nascht vor den Mahlzeiten Süßigkeiten oder Chips.
  7. Das Kind wird sehr wütend, tritt gegen Türen und Wände oder versucht die Eltern oder Geschwister zu hauen.
  8. Das Kind ist so wütend, dass es bewusst etwas zerstört, zum Beispiel ein Heft zerreißt oder auf ein Spielzeug tritt.
  9. Das Kind bestiehlt jemanden, einen Freund, den Bruder oder die Eltern.
  10. Das Kind ist schlecht gelaunt und lässt seine Stimmung an der Familie aus.

Nicht jedes „Vergehen“ muss gleichermaßen sanktioniert werden

Nicht jedes Fehlverhalten von Kindern ist gleich zu bewerten. Lässt ein Kind ein Glas fallen, obwohl es im Vorfeld mehrfach dazu angehalten wurde, das Glas auf den Tisch zu stellen, handelt es sich einfach nur um Trotz, Schusseligkeit oder Bequemlichkeit. Lassen Sie Ihr Kind die Scherben zusammenkehren, und gehen Sie zur Tagesordnung über. Schlägt ein Kind jedoch nach anderen, tritt oder zieht es an den Haaren, ist das schon ernster zu nehmen. Gewalt, egal in welcher Form, sollten Sie Ihrem Kind auf keinen Fall durchgehen lassen. Lernt Ihr Kind erst mal, dass es mit Gewalt seine Interessen durchsetzen kann, wird es diese auch weiter anwenden. 

Passen Sie die Sanktion an Ihr Kind an

Bevor Sie Konsequenzen ziehen, sollten Sie zunächst mit Ihrem Kind reden. Dabei gilt:

  • Lebhafte Kinder benötigen mehr Grenzen als ruhige, beobachtende. Manche Kinder sprechen schon auf die leiseste Warnung an, anderen dagegen kommt man mit Worten fast gar nicht bei. Wenn man sein Kind genau beobachtet, weiß man, wo angemessene Grenzen gesetzt werden müssen.
  • Kinder sollten nur dann zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie eine Regel bewusst übertreten haben, das heißt, wenn sie genau wussten, dass etwas Bestimmtes verboten ist.

Unser „Bußgeldkatalog“ für häufige Ärgernisse 

Anstelle von schlimmen Strafen sollten Kinder möglichst oft logische Konsequenzen für ihr Verhalten erleben. Grundsätzlich sollen sich die Konsequenzen immer an dem Vergehen orientieren. Für die Hitliste der Ärgernisse haben wir Ihnen logische Konsequenzen zusammengestellt, die bei den meisten Kindern gut wirken. Bevor Sie diese konkreten Maßnahmen ergreifen, sollten Sie sich fragen, ob der Fehler wirklich bei Ihrem Kind lag. Vielleicht hatten Sie sich ja nur unklar ausgedrückt.

Alle logischen Konsequenzen führen auf Dauer zu einer Verbesserung des Verhaltens. Nicht immer geschieht das gleich beim ersten Mal. Seien Sie geduldig, und bleiben Sie Ihrer Linie treu.

„Bußgeldkatalog“ für häufige Ärgernisse
FehlverhaltenKonsequenz
Ihr Kind will nicht aufräumen.  Kaufen Sie keine neuen Spielsachen, und weigern Sie sich, im Kinderzimmer etwas zu spielen, solange Ihr Kind nicht konkrete Aufräumaufträge ausführt, z.B. „Alle Bücher kommen ins Regal“. 
Ihr Kind will Aufgaben nicht erledigen.  Weigern Sie sich im Umkehrschluss, eine Aufgabe für Ihr Kind zu erledigen (z.B. Essen kochen, ein Spielzeug suchen, zum Sport fahren). 
Ihr Kind will keine Hausaufgaben machen.  Die vereinbarte Hausaufgabenzeit soll das Kind „absitzen“, spielen darf es erst danach. Ruhig mal ohne Hausaufgaben in die Schule schicken und die Lehrerin informieren.  Fernsehen oder PC nicht gestatten, bis die Hausaufgaben erledigt sind. 
Ihr Kind beschimpft und beleidigt Sie.  Brechen Sie Gespräche sofort ab, diskutieren sie auf keinen Fall. Gut ist, wenn Ihr Kind an etwas nicht teilnehmen darf, was gerade geplant war, z.B. Kuchen backen. 
Ihr Kind ist unpünktlich.  Stellen Sie klar, dass Ihr Kind bei der nächsten Verabredung um genau die Zeit früher da sein muss, die es diesmal zu spät gekommen ist. 
Ihr Kind isst nicht, mäkelt am Essen herum.  Nehmen Sie Ihrem Kind den Teller weg, und beenden Sie seine Mahlzeit. Bis zum nächsten geplanten Essen sollte es nichts – auch keine Süßigkeiten – bekommen. 
Ihr Kind tritt und haut aus Wut oder Zorn.  Treten oder hauen Sie auf keinen Fall zurück, sondern klären Sie die Ursache. Schließen Sie dann das Kind vom Geschehen solange aus (ins Zimmer schicken), bis es sich entschuldigt. Wenn Ihr Kind erkennt, dass ihm sein Verhalten nur selber schadet, wird es damit aufhören. 
Ihr Kind zerstört absichtlich etwas.  Das zerstörte Teil wird vom Taschengeld ersetzt, zumindest teilweise. Das entsprechende Spielzeug wird für mindestens einen Tag weggenommen. 
Ihr Kind stiehlt etwas.  Für den Diebstahl muss sich das Kind beim Bestohlenen entschuldigen und den Verlust vom Taschengeld ersetzen. 
Ihr Kind lässt seine schlechte Laune an den anderen aus, es ist „zickig“.  Sagen Sie eine geplante Unternehmung ab, streichen Sie einen Ausflug, machen Sie etwas mit anderen. Ignorieren Sie das „zickige“ Verhalten. Das hilft, denn kein Kind will ignoriert und ausgeschlossen werden.