So schützen Sie Ihr Kind vor Cybergrooming

Cybergrooming ist eine besonders perfide Art der sexuellen Belästigung von Kindern und Jugendlichen im Internet. Grooming bedeutet so viel wie „vorbereiten“: Pädophile nehmen im Schutze der Anonymität des Internets eine Scheinidentität an und bahnen so Kontakte zu potenziellen Opfern an. Lesen Sie hier, wie Sie Ihren Teenager vor Cybergrooming schützen können, woran Ihr Kind Cybergrooming erkennen kann und was Sie tun sollten, wenn Ihr Kind davon betroffen ist.  

Inhaltsverzeichnis

Gefahren aus dem Netz

Cybergrooming ist leider keine Seltenheit: Immerhin 20 % aller Kinder und Jugendlicher sahen sich bereits mit sexuellen Belästigungen im Internet konfrontiert. Da es sich um ein besonders schambesetztes Thema handelt, könnte die Dunkelziffer hoch sein. Jungen sind davon übrigens auch betroffen.

Cybergrooming ist verboten und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden. Das Prozedere des Cybergroomings ähnelt sich häufig: Der Täter erschleicht sich durch geheucheltes Interesse und Nettigkeiten das Vertrauen des Jugendlichen, überredet ihn zu einer privaten Unterhaltung, bittet um private Informationen, schickt pornografische Links und erfragt sexuelle Details. Oft werden die jungen Opfer dann aufgefordert, sich vor der PC-Kamera zu entblößen oder sogar sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Es besteht dabei auch die Gefahr, dass der Täter das filmt und als kinderpornografisches Material ins Netz einspeist. Manchmal will der Täter auch, dass der Jugendliche ihn selbst beim Cybersex beobachtet, oder im echten Leben Bekanntschaften schließen. Dann wird es natürlich extrem gefährlich.

10 Tipps: So schützen Sie Ihr Kind vor Cybergrooming

Damit Ihr Kind nicht aus lauter Naivität und Neugier zum Opfer von Cybergrooming wird, sollten Sie Folgendes tun:

1. Erlauben Sie Ihrem Kind nur Internetdienste, die ihm auch offiziell gestattet sind, beachten Sie also die entsprechenden Altersbeschränkungen in den AGB. YouNow und Facebook etwa sind für Jugendliche ab 13 Jahren, WhatsApp erst für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet.

2. Stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind bei den sozialen Netzwerken, die es nutzt, die passenden Schutzfunktionen ein. So kann es unerwünschte Kommentare und Kontakte blockieren.

3. Machen Sie Ihrem Teenager klar, dass er nicht mit Fremden chatten soll. Zu oft verbergen sich hinter angeblich 15-Jährigen mit fröhlichen Nicknames ältere Männer, deren Interessen alles andere als ehrenhaft sind.

4. Sagen Sie Ihrem Kind, dass es niemals private Daten an Fremde oder flüchtige Internetbekanntschaften herausgeben soll. Insbesondere Handynummern sollten nur Freunden vorbehalten bleiben.

5. Ihr Kind sollte Kontaktanfragen von Unbekannten bei Messangerdiensten oder sozialen Netzwerken immer ablehnen. Machen Sie ihm klar, dass das unter Umständen lebensrettend sein kann.

6. Ihr Kind sollte nicht in unmoderierten Chats unterwegs sein; aber auch in moderierten Chats wie etwa Knuddels.de tummeln sich sexuell interessierte Erwachsene. Bleiben Sie also auf dem Laufenden darüber, wo sich Ihr Kind im Internet bewegt.

7. Klären Sie Ihr Kind über Cybergrooming und das perfide Verhalten der Cybergroomer auf.

8. Weisen Sie Ihren Teenager darauf hin, dass es einen Chat, in dem es sich unwohl fühlt, ohne Angabe von Gründen sofort beenden darf und soll.

9. Ermutigen Sie Ihr Kind, Sie auf jeden Fall zu informieren, wenn es sich sexuell oder anderweitig belästigt fühlt.

10. Weisen Sie Ihr Kind auf  mögliche Hinweise auf Cybergrooming hin. Diese liegen z.B. vor, wenn der Chatpartner

  • schnell von einem öffentlichen Chatraum in einen privaten Chat wechseln möchte (z.B. zu WhatsApp);
  • sehr neugierig ist und anfängt, intime Sachen zu fragen;
  • angeblich genau dieselben Interessen und Ansichten hat wie der Teenager;
  • Ihrem Teenager irgendetwas Besonderes verspricht, etwa eine Modelkarriere,
  • besonders viele Komplimente macht und Ihren Teenager sehr umschmeichelt,
  • Fotos von Ihrem Teenager in Unterwäsche oder Bikini haben möchte,
  • möchte, dass Ihr Teenager seine Webcam anstellt und benutzt, er selbst aber angeblich keine hat;
  • fordert, dass der Kontakt geheim bleiben sollte.

Mehr Infos für Teenager finden Sie hier: www.chatten-ohne-risiko.net/teens

Wenn es doch passiert ist: Das sollten Sie tun

Wenn Sie von Cybergrooming oder einer sexuellen Belästigung Ihres Kindes erfahren, sollten Sie Ihr Kind unbedingt trösten und beruhigen. Nehmen Sie ihm die Scham und die Angst, selbst schuld daran zu sein. Schimpfen Sie nicht mit ihm, sondern machen Sie ihm klar, dass es keine Verantwortung dafür trägt. Machen Sie außerdem einen Screenshot zur Beweissicherung und melden Sie das Geschehene ggf. der Polizei, auf jeden Fall aber auf den Seiten www.jugendschutz.net/hotline oder

www.internet-beschwerdestelle.de/de/index.html. Wenn Sie glauben, dass Ihr Kind psychischen Schaden genommen hat, sollten Sie einen Jugendpsychotherapeuten einschalten, damit es das Geschehene dort verarbeiten kann.