So helfen Sie Ihrem Kind, wenn es einen Fremdkörper verschluckt hat

Ein kleines Kind steckt viel in den Mund. Da besteht immer die Gefahr, dass ein Fremdkörper verschluckt wird oder in die Luftröhre gerät. Dieser Beitrag gibt Ihnen die Sicherheit, im Notfall das Richtige zu tun. 

Inhaltsverzeichnis

Erste Hilfe bei Kindern

Fremdkörper, die Ihr Kind verschluckt hat und die die  Atemwege blockieren, sind absolute Notfälle, bei denen Sie sofort den Notarzt rufen müssen. Glücklicherweise müssen nur knapp zehn Prozent aller verschluckten Fremdkörper durch Magenspiegelung oder operativ entfernt werden.

Daran erkennen Sie, dass Ihr Kind einen Fremdkörper eingeatmet oder verschluckt hat

In allen Fällen können Unruhe sowie Schmerzen im Hals oder hinter dem Brustbein auftreten. Anzeichen für einen Fremdkörper, der in den Luftwegen verschluckt wurde: plötzliche Hustenattacken und Atemnot, keuchende oder pfeifende Einatmung, eventuell Blaufärbung von Lippen und/oder Haut, Einziehungen der Haut im Bereich der Schlüsselbeine oder sogar des ganzen Brustkorbes, Bewusstlosigkeit. Anzeichen für einen verschluckten Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt: oft keine Symptome! Ansonsten Schluckbeschwerden, Würgen, vermehrtes Speicheln, Erbrechen, Bauchschmerzen. Ein in der Speiseröhre stecken gebliebener Fremdkörper kann die Atemwege einengen und Beschwerden wie ein eingeatmeter Gegenstand hervorrufen.

Meine Tipps zur Vorbeugung vor dem Verschlucken von Fremdkörpern
Geben Sie Ihrem Kind unter drei Jahren keine Gegenstände zum Spielen, die durch die Papprolle des Klopapiers passen. Geben Sie Ihrem Kind bis zum Alter von vier Jahren keine Erdnüsse oder Pistazien. Verzichten Sie auf dünnwandige Gläser, aus denen Ihr Kind ein Stück Glas herausbeißen könnte. Achten Sie auch darauf, dass ältere Geschwister dem Kind keine riskanten Gegenstände zum Spielen geben.

Erste-Hilfe-Anleitung, wenn Ihr Kind einen Fremdkörper verschluckt hat

1. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben.

2. Hustet oder würgt Ihr Kind oder hat es Atemnot, legen Sie ein Baby wie in Abbildung 1 gezeigt auf Ihre Hand bzw. Ihren Oberschenkel. Ein Kleinkind halten Sie wie in Abbildung 2. Alternativ können Sie Ihr Kind auch an den Fußknöcheln mit dem Kopf nach unten halten. Klopfen Sie nun mit der flachen Hand in rascher Folge bis zu fünfmal kräftig zwischen die Schulterblätter.

3. Tritt keine Besserung ein bzw. wurde der Fremdkörper nicht ausgehustet, sofort Notarzt rufen!

4. Wiederholen Sie das unter 2. beschriebene Vorgehen mehrmals, bis der Notarzt eintrifft.

5. Droht Ihr Säugling zu ersticken, können Sie Folgendes tun: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie das Baby mit dem Rücken auf Ihre Oberschenkel (Kopf zum Knie). Unterstützen Sie den Kopf Ihres Kindes mit einer Hand, halten Sie es gut fest und senken Sie die Knie, sodass der Kopf tiefer als der Körper liegt. Legen Sie nun die freie Hand auf das Brustbein (knapp unterhalb der Verbindungslinie zwischen den beiden Brustwarzen) und drücken Sie bis zu fünfmal in Folge schnell und kräftig nach unten. Gegebenenfalls wiederholen.

6. Ist Ihr Kind älter als ein Jahr, umfassen Sie es von hinten mit beiden Armen und halten es mit seinem Rücken vor Ihren Bauch, Oberkörper des Kindes dabei nach unten hängen lassen. Legen Sie Ihre geballte Faust auf den Bauch Ihres Kindes zwischen Nabel und Brustbein. Drücken Sie mit der Faust nun kurz, aber kräftig, eventuell auch mehrmals, in Richtung Zwerchfell (Heimlich-Handgriff ). Wegen der Gefahr innerer Verletzungen nur bei drohendem Ersticken anwenden!

 

Bitte beachten Sie außerdem:

Wischen Sie sichtbare Fremdkörper oder Erbrochenes mit dem Finger aus der Mundhöhle. Versuchen Sie jedoch niemals, Erbrechen auszulösen oder einen nicht sichtbaren Fremdkörper mit dem Finger zu entfernen: Sie könnten ihn dadurch tiefer schieben! Suchen Sie bei allen Beschwerden und auch nach Abhusten des Fremdkörpers grundsätzlich einen Arzt auf.

Besondere Fälle

Bei verschluckten Fremdkörpern kann oft abgewartet werden, ob diese auf natürlichem Wege wieder zum Vorschein kommen. Ist der Durchmesser des Gegenstandes größer als 2,5 Zentimeter (z. B. 2-Euro-Stück), ist ein problemloses Abgehen mit dem Stuhlgang wenig wahrscheinlich. 

Puder: 
Fahren Sie mit Ihrem Kind sofort ins Krankenhaus, denn trotz heftigen Hustens bleiben stets Puderreste in den Atemwegen zurück. Diese können aufquellen und kleine Bronchien verstopfen.

Geldmünzen: 
Untersuchungen erbrachten, dass trotz Magensäure nur minimale Mengen an Metallverbindungen freigesetzt werden, es entstehen auch keine scharfen Kanten. Daher kann bis zu sieben Tage abgewartet werden.

Batterien: 
Nickel-Cadmium-Batterien lösen sich im Magen auf und setzen giftige Inhaltsstoffe frei. Knopfzellen bleiben nicht selten bereits in der Speiseröhre hängen und führen dort zu Schleimhautverätzungen. Eine sofortige Entfernung durch Magenspiegelung ist erforderlich.

Spitze Gegenstände: 
Bitte suchen Sie sofort einen Arzt auf! Meist gehen auch Gegenstände wie Reißzwecken oder Nägel mit dem Stuhlgang ab. Da jedoch Verletzungsgefahr für den Darm besteht, muss der Arzt entscheiden, ob eine Entfernung durch Magenspiegelung erforderlich ist.

Mein Tipp
Bis zum „Erscheinen“ des verschluckten Gegenstandes können Sie die Darmpassage durch ballaststoffhaltige Kost (z. B. Vollkornbrot, Sauerkraut) und viel Flüssigkeit unterstützen. Kontrollieren Sie den Stuhlgang in der Windel oder im Töpfchen.