Die Sechsfachimpfung

Hier finden Sie Informationen zu den einzelnen Impfungen, ihren Impfstoffen und zu den dadurch vermeidbaren Erkrankungen. Außerdem: Das Für und Wider der Sechsfachimpfung bzw. der Kombinationsimpfstoffe. 

Inhaltsverzeichnis

Kinder impfen

Die Sechsfachimpfung gegen Diphtherie, Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Hepatitis B, Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio) und Wundstarrkrampf (Tetanus) ist die erste Impfung, die Ihr Kind nach dem aktuellen Impfkalender im dritten Lebensmonat erhalten sollte. Es handelt sich bei dieser Sechsfachimpfung um so genannte Totimpfstoffe, die keine vermehrungsfähigen Erreger enthalten.

Dabei sind Kombinationsimpfstoffe für diese Impfungen sehr empfehlenswert.

Außerdem ist der Schutz gegen Hib oder Keuchhusten nur noch durch Kombinationsimpfstoffe möglich, da in den vergangenen Jahren einige Monoimpfstoffe vom Markt genommen worden sind.

Kein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod nach Impfungen

Viele Eltern sind besorgt, da ihr Baby bei den ersten Impfungen noch sehr jung ist und sie davon gehört haben, dass diese Impfungen mit dem plötzlichen Kindstod in Verbindung gebracht werden. Die Bedenken sind umso verständlicher, als mehr als ein Drittel der Fälle von plötzlichem Kindstod im Alter von zwei bis vier Monaten auftreten. Eine englische Studie, die 2001 im British Medical Journal veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass Impfen keinen Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod darstellt, sondern – im Gegenteil – eher schützend wirkt! Dazu wurden zwischen 1993 und 1996 die Daten bezüglich einiger Kombinationsimpfstoffe (Fünffachimpfung gegen Diphtherie, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Tetanus) von 303 Kindern mit einem plötzlichen Kindstod, 65 Kindern mit einem erklärbaren plötzlichen Tod und 1.588 Kindern als Kontrolle analysiert. Hierbei ergab sich, dass (unter Berücksichtigung aller zusätzlichen Faktoren, inklusive Schlafgewohnheiten und -umgebung des Kindes) für geimpfte Kinder ein um 33 Prozent geringeres Risiko bestand, am plötzlichen Kindstod zu sterben, als für Säuglinge, die keine Impfungen erhielten. Das galt auch für die ersten zwei Wochen nach der Impfung. Der Fünffachimpfstoff kann als sicher eingestuft werden.

Für andere Kombinationsimpfstoffe beispielsweise für den Sechsfachimpfstoff Infanrix® hexa ist meiner Meinung nach die Datenlage ungünstiger. In der „Datenbank zu Verdachtsfällen von Impfkomplikationen und Nebenwirkungen“ des Paul-Ehrlich-Institutes, in der alle entsprechenden Fälle von 2001 bis 2006 aufgelistet sind, ist die Sechsfachimpfung mit Infanrix® hexa auch 2006 wieder „Spitzenreiter“, was die gemeldeten Todesfälle angeht. 2006 wurden acht Todesfälle in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen gemeldet, davon sechs nach Impfungen mit Infanrix® hexa. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass der Sechsfachimpfstoff wirklich die Ursache ist, da statistisch gesehen eines von 1.500 Babys am Plötzlichen Kindstod stirbt. Meiner Meinung nach kann dies aber auch nicht völlig ausgeschlossen werden. Auch die EMEA (Europäische Arzneimittelagentur) kam 2004 zu dem Schluss, dass zumindest ein Verdacht bestehe, der weitere Studien notwendig mache.

Nur zum Vergleich: In den Jahren 2001 bis 2006 wurden vier Todesfälle (plötzlicher Kindstod) nach Fünffachimpfung mit dem Impfstoff Infanrix® IPV + Hib gemeldet und keiner im Zusammenhang mit dem Impfstoff PENTAVAC®. Berücksichtigt werden muss hierbei aber, dass der Sechsfach- wesentlich häufiger als der Fünffachimpfstoff verimpft wurde.

Gegen diese Erkrankungen schützt die Sechsfachimpfung

Die Diphtherie, eine bei 5 bis 10 Prozent der Erkrankten auch heute noch tödliche Erkrankung, wurde in Deutschland durch konsequente Impfungen ausgelöscht. Einzelfälle, die beispielsweise durch Fernreisende auch heute noch eingeschleppt werden können, treten jedoch immer wieder auf (1995 noch zwei tödlich verlaufene Erkrankungsfälle!). Gefährdet sind dann alle, die keine Impfungen erhielten sowie Erwachsene mittleren Alters, die keine Auffrischungsimpfungen erhalten haben. Impfungen gegen Diphtherie führen nach der vierten Dosis zu einem sicheren Schutz bei über 90 Prozent der Geimpften und ist der Impfstoff gut verträglich. Am ehesten treten Reaktionen an der Impfstelle auf, schwere Reaktionen sind selten.

Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist ein bekapseltes Bakterium, gegen das das Immunsystem von Kindern in den ersten zwei Lebensjahren noch nicht ausreichend Antikörper bilden kann (daher sind Zweiterkrankungen nach durchgemachter Krankheit möglich!). Hib verursacht Hirnhautentzündung und ist der Erreger der potenziell tödlichen Kehldeckelentzündung. Die durch Hib verursachte Hirnhautentzündung war in den 80er Jahren die häufigste Ursache erworbener Hirnschäden! Eine Hib-Infektion tritt fast ausschließlich bei Kindern unter fünf Jahren auf, zu 60 Prozent sind Säuglinge im ersten Lebensjahr betroffen. Deshalb sind möglichst frühzeitiger Impfungen hier besonders wichtig. Nach zwei bis drei Impfdosen haben 95 Prozent der Geimpften schützende Antikörper entwickelt. Die Impfungen werden gut vertragen, als Nebenwirkungen treten überwiegend lokale Reaktionen an der Impfstelle auf. Vor einigen Jahren sorgte der Verdacht, die Hib-Impfung könne mit einem erhöhten Risiko für Typ-I-Diabetes (insulinpflichtige Zuckerkrankheit) einhergehen, für Verunsicherung. Sowohl deutsche als auch amerikanische Wissenschaftler sind dieser Frage nachgegangen und kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass es für diesen Verdacht keine Belege gibt.

Wundstarrkrampf ist eine in Deutschland nur noch selten auftretende Erkrankung (1995 noch 34 Fälle). Der Tetanuserreger ist überall im Erdreich vorhanden und infiziert insbesondere verschmutzte, tiefe oder schlecht durchblutete Wunden. Er bildet das Tetanusgift (Tetanustoxin), das den Wundstarrkrampf mit schmerzhaften Muskelkrämpfen sowie der Gefahr des Atem- und Herzstillstandes auslöst. Impfungen werden meist gut vertragen, als Nebenwirkungen treten überwiegend Reaktionen an der Impfstelle auf. Die Schutzwirkung nach drei Impfungen beträgt über 95 Prozent.

Die Kinderlähmung ist in Deutschland mittlerweile ausgerottet, sie könnte aber wieder auftreten, wenn in Zukunft weniger Impfungen dagegen gegeben würden. Da diese Krankheit bei einem von 100 Patienten zu bleibenden Lähmungen führt und durch eine Atemlähmung auch Todesfälle auftreten können, ist die Impfung weiterhin erforderlich. Die Rate an Nebenwirkungen ist gering. Da der Impfstoff keine vermehrungsfähigen Erreger enthält, können keine impfbedingten Fälle von Kinderlähmung auftreten. Die Schutzwirkung liegt bei über 95 Prozent.

Die Hepatitis B ist eine Form der Leberentzündung, die vor allem durch Sexualkontakte, aber auch durch Körperflüssigkeiten eines Erkrankten (meist infektiöses Blut bzw. Blutprodukte, kann aber unter Kindern auch durch Beißen oder Kratzen übertragen werden!) oder während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen wird. Dabei ist das Hepatitis B-Virus etwa 100-mal ansteckender als HIV, der Erreger von AIDS.

Säuglinge haben, sofern die Mutter nicht an Hepatitis B erkrankt ist, ein sehr geringes Ansteckungsrisiko. Allerdings wird die Erkrankung im ersten Lebensjahr in 60 bis 90 Prozent der Fälle chronisch (bei Erwachsenen nur 10 Prozent!), das heißt, es entwickelt sich ein chronisches Leberleiden, das mit dem Risiko möglicherweise schwerer Komplikationen und einem erhöhten Risiko für Leberkrebs einhergeht. Einer von 500 infizierten Säuglingen stirbt an Hepatitis B.

Die Schutzwirkung der Impfung liegt bei etwa 90 Prozent, da 5 bis 10 Prozent der Geimpften nur unzureichend Antikörper bilden. Kinder sprechen jedoch besonders gut auf die Impfung an, eine fehlende Antikörperbildung gibt es hier nur bei 2 bis 3 Prozent. Die Impfung wird im Allgemeinen gut vertragen, als Nebenwirkungen treten vor allem Lokalreaktionen an der Impfstelle auf.

Keuchhusten ist eine über viele Wochen andauernde, wegen der schweren Hustenanfälle sehr quälende Erkrankung. Bei Säuglingen verläuft die Krankheit besonders schwer, da bei ihnen lebensbedrohliche Atemstillstände (Apnoe-Anfälle) auftreten können. Als Komplikationen kommt es zu Lungenentzündungen, Krampfanfällen und bleibenden Hirnschäden. Einer von 200 Säuglingen verstirbt an Keuchhusten. Ein frühzeitiger Impfschutz ist also besonders wichtig. Nach der zweiten Impfung ist bereits bei 60 bis 70 Prozent der Geimpften ein Immunschutz nachzuweisen, nach der dritten Impfung (bei Beginn im dritten Lebensmonat also spätestens ab dem sechsten Monat) schon in über 80 Prozent der Fälle. Nach kompletter Impfung liegt die Schutzwirkung bei 97 Prozent.

Die Impfung gegen Keuchhusten ist unter Eltern äußerst umstritten. Die Skepsis resultiert noch aus der Zeit, als der Ganzkeim- Impfstoff, der mit mehr Nebenwirkungen belastet war, verwendet wurde (in Einzelfällen damals bleibender Hirnschaden). Der heutige azelluläre – also nur einzelne Teile des Erregers enthaltende – Impfstoff ist deutlich besser verträglich. Als Nebenwirkungen treten vor allem Reaktionen an der Impfstelle und grippeähnliche Beschwerden mit Fieber auf.

Ein Zusammenhang zwischen Keuchhusten-Impfung und plötzlichem Kindstod konnte nie belegt werden. In Schweden beispielsweise stieg die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes an, als weniger geimpft wurde, und sie ging zurück, als die Keuchhustenimpfung vom dritten auf den zweiten Lebensmonat vorgezogen wurde.

Zahlreiche Übersichtstabellen mit Informationen rund um die entsprechenden Impfungen und einigen Bewertungen finden Sie in unserem Spezialreport „Impf-Wissen für Eltern“.