Frühchen profitieren besonders von Impfungen

Sollten Frühchen später als „pünktlich“ geborene Kinder geimpft werden? Gibt es häufiger Nebenwirkungen? Brauchen Frühchen spezielle Impfungen? Antworten finden Sie hier.  

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Richtig handeln bei Impfungen für Frühchen

Frühchen sind in erhöhtem Maße durch Infektionskrankheiten gefährdet. Ihnen fehlt größtenteils der mütterliche Nestschutz. Die schützenden Antikörper werden nämlich erst ab der 32. Schwangerschaftswoche aktiv von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen, sodass Frühgeborene hier deutlich zu kurz kommen. Auch verlaufen viele Infektionskrankheiten umso schwerer, je jünger der kleine Patient ist (z. B. Keuchhusten oder Infektionen durch Meningokokken und Pneumokokken). Ein frühzeitiger Impfschutz ist daher gerade für diese Babys besonders wichtig. Auch Frühgeborene sollten im 3. Lebensmonat nach ihrer Geburt die empfohlenen Schutzimpfungen erhalten, am besten noch vor der Entlassung aus dem Krankenhaus.

Wichtig für Frühchen: Die Auffrischimpfung im 2. Lebensjahr

Aus Studien ist bekannt, dass Frühgeborene in den meisten Fällen ausreichend schützende Antikörper auf Impfungen produzieren. Die Höhe der erreichten Antikörpertiter (= Konzentration der Antikörper im Blut) liegt jedoch häufig etwas niedriger, und der Schutz scheint früher nachzulassen. Zur Langzeitwirksamkeit der einzelnen Impfstoffe bei Frühgeborenen gibt es allerdings kaum Daten. Um auch später gut geschützt zu sein, sind gerade bei Frühgeborenen die für das 2. Lebensjahr empfohlenen Auffrischimpfungen von großer Wichtigkeit, weil sie für einen deutlichen Anstieg der Antikörpertiter sorgen.

Impfungen bei Frühchen- Mein Tipp:
 Um ein Frühgeborenes so effektiv wie möglich vor Infektionen zu schützen, sollten sich alle engen Kontaktpersonen (Eltern, Geschwister, Verwandte, Babysitter) gegen Keuchhusten und im Herbst auch gegen Grippe impfen lassen.

Nebenwirkungen nach den Impfungen bei Frühchen nicht häufiger

Die in den ersten zwei bis drei Tagen zu beobachtenden typischen Nebenwirkungen (z. B. Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle sowie Fieber) treten bei Frühchen nicht häufiger oder stärker auf als bei Reifgeborenen. Das bestätigt auch eine bundesweite Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ). Anhand der Daten von 216 Frühgeborenen der Geburtsjahrgänge 2004 bis 2006, die alle ein Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm aufwiesen, ließ sich belegen, dass Frühchen Impfungen in der Regel gut verkraften. So gab nur ein Fünftel der Eltern an, dass ihr Kind nach den Impfungen unter leichten Nebenwirkungen wie Fieber, Schlafstörungen oder einer leichten Lokalreaktion litt. Diese leichteren und in der Regel ungefährlichen Nebenwirkungen können jedoch auch bei reif geborenen Kindern auftreten. Schwere Nebenwirkungen wie eine Beeinträchtigung der Atmung (verlängerte Atemaussetzer mit Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut) oder des Herzens (zu langsamer Herzschlag), die speziell bei Frühgeborenen beobachtet werden, traten lediglich bei 1,1 Prozent aller geimpften Frühgeborenen vorübergehend auf. Für eine amerikanische Studie wurden 191 Babys (Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche) untersucht, die nach etwa 60 Lebenstagen je zur Hälfte nicht geimpft oder mit einem Kombi-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten geimpft wurden. In den beiden auf die Impfung folgenden Tagen gab es bei 16 Prozent der Geimpften verlängerte Atemaussetzer. Im gleichen Zeitraum wurden bei 20 Prozent der ungeimpften Kinder ebenfalls verlängerte Atemaussetzer beobachtet. Eine Verlangsamung des Herzschlages trat bei 58 Prozent der Geimpften und bei 56 Prozent der Ungeimpften auf.