Kommt bei Ihnen die Zahnfee?

Letzte Woche hat Martin wieder einen seiner Milchzähne verloren. Er hat ihn feinsäuberlich gewaschen und zum Trocknen neben der Seifenschale deponiert – wo er heute noch liegt. 
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„Wie, der liegt immer noch da, der Zahn?“, werden sich jetzt wahrscheinlich einige Eltern wundern. Denn seit die Zahnfee aus dem anglo-amerikanischen Raum auch nach Deutschland „herübergeschwappt“ ist, machen ja viele Kinder ihre Milchzähne geschäftstüchtig zu Geld. Das soll bei Taschengeldknappheit sogar soweit gehen, dass dem wackelnden Zahn mit Faden und Türklinke nachgeholfen wird, um den Zahn dann nachts unters Kopfkissen legen zu können, damit ihn die Zahnfee gegen ein Geldstück eintauscht.

Da Martins Zahn immer noch daliegt, können Sie unschwer daraus schließen, dass es bei uns keine Zahnfee gibt. Bei diesem Tauschgeschäft „Zahn gegen Geld/Überraschung“ wollte ich nicht mitmachen, schließlich fallen die Zähne ja von selbst und ohne Anstrengung des Kindes aus – und es gibt 20 Stück davon im Milchgebiss! Als Martin damals mit zweieinhalb Jahren den Schnuller aufgeben sollte, haben wir natürlich die „Schnullerfee“ mit einem ganz tollen Geschenk (ich glaube, es war der heiß ersehnte Doktorkoffer) bemüht. Da der Abschied vom Schnuller für so einen kleinen Kerl wirklich eine reife Leistung ist, die gar nicht so einfach zu bewältigen ist, musste das in jedem Fall gebührend belohnt werden! Da nimmt sich der Verlust eines Wackelzahnes doch recht bescheiden dagegen aus und muss deswegen aus meiner Sicht nicht extra belohnt werden.

Wussten Sie übrigens, wie der Zahnfee-Mythos entstanden ist? In Zeiten, als man noch an Hexen glaubte, befürchtete man, dass eine Hexe Macht über eine Person erlangen konnten, wenn sie von dieser Person Haare, Zähne, Finger- oder Zehennägel besaß. Deshalb war es nötig, solche „Körperabfälle“ mit der nötigen Sorgfalt zu entsorgen. In verschiedenen Kulturen gab es deshalb Bräuche, die vorsahen, dass Zähne verbrannt oder begraben werden mussten. Oft wurden sie auch an Tiere verfüttert.

Auch Feen waren bereits lange bekannt und irgendwann verband sich der Feen-Mythos mit der „Zahn-Entsorgung“ und die Zahnfee war geboren. Sie tauchte erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts auf und galt allgemein als gute Fee, die ausgefallene Zähne gegen Goldmünzen tauscht.

Auch wenn ich persönlich kein Befürworter der Zahnfee bin (meine Kinder sammeln ihre Milchzähne in schönen Döschen), könnte man den allerersten Wackelzahn doch ganz gut nutzen, um die Zahnpflege zu unterstützen. Vielleicht mit einem Brief und einer schicken neuen Kinder-Zahnbürste von der Zahnfee im Austausch gegen den Milchzahn.

Im Brief könnte beispielsweise stehen:

Liebe(r) …,

ich gratuliere dir ganz herzlich zu deiner ersten Zahnlücke. Bald wird dort ein schöner neuer, größerer Zahn gewachsenen sein, auf den du gut aufpassen musst, weil er dein ganzes Leben lang halten soll. Putze ihn darum jeden Tag zweimal gründlich und nasche nicht zu viele Süßigkeiten, damit er kein Loch bekommt.

Du gehörst jetzt zu den Großen, ich bin sehr stolzauf Dich.

Liebe Grüße

Deine Zahnfee