Nur schlau oder schon hochbegabt?
Immer wieder kursieren Geschichten über hochbegabte Kinder, die ihre Fähigkeiten nicht zeigen können und schlimmstenfalls sogar in Förderschulen landen. Das muss nicht sein. Lesen Sie, was Hochbegabung wirklich bedeutet und was hochbegabte Kinder brauchen.
- So fördern Sie Ihr Kind richtig
- Checkliste: Diese Anzeichen könnten auf eine Hochbegabung hinweisen
- Hochbegabtes Kind? Entspannen Sie sich!
- Förderung nutzt hochbegabten und schlauen Kindern gleichermaßen
- Keine Sorge: Die meisten Hochbegabten sind gute Schüler
- Achtung: Manchmal leiden Kinder unter einer Hochbegabung!
- Schulprobleme hochbegabter Kinder lassen sich lösen
So fördern Sie Ihr Kind richtig
Kleine Genies, wie Hochbegabte gerne genannt werden, sind wirklich nicht immer leicht zu erkennen. Besonders stille, introvertierte Kinder, die sich ihrer Andersartigkeit bewusst sind, neigen zum inneren Rückzug. Aber auch durch Extremverhalten in die andere Richtung kann sich eine Hochbegabung äußern – muss sie aber nicht. Die meisten hochbegabten Kinder verhalten sich völlig unauffällig.
Checkliste: Diese Anzeichen könnten auf eine Hochbegabung hinweisen
- Ihr Kind hat ein besonders ausgeprägtes Wissen in speziellen Gebieten (kennt z. B. alle Buslinien und
- Umsteigemöglichkeiten, sammelt Mineralien, interessiert sich für das Weltall und die Sternbilder).
- Ihr Kind zeigt Interesse an Themen, für die es eigentlich noch zu jung ist (liest und rechnet z. B. lange vor der Einschulung, diskutiert politische Fragen).
- Ihr Kind hat viele ältere Freunde und langweilt sich mit Gleichaltrigen.
- Ihr Kind stellt komplexe Fragen, die nur schwer zu beantworten sind (z. B.: Warum gibt es nicht genug Essen für alle Menschen?).
- Ihr Kind ist neugierig und wissbegierig, es hinterfragt und diskutiert viel.
- Ihr Kind klagt über starke Langeweile in der Schule, ohne schlechte Leistungen zu haben.
Hochbegabtes Kind? Entspannen Sie sich!
Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind zu den 2 bis 3 Prozent der hochbegabten Menschen zählt, ist gering. Sollte es aber wirklich dieser kleinen Gruppe angehören, gibt es nicht automatisch einen Handlungsbedarf, wenn Ihr Kind zufrieden und sozial integriert ist. Lassen Sie sich und Ihrem Kind Zeit! Hochbegabung verschwindet nicht über Nacht, sie hält sich lebenslang. Seine besonderen Fähigkeiten kann Ihr Kind also jederzeit einbringen, wenn es die Gelegenheit bekommt und daran interessiert ist.
Förderung nutzt hochbegabten und schlauen Kindern gleichermaßen
Falls Ihr Kind besonders interessiert, wissbegierig oder lerneifrig ist, sollten Sie seine Interessen auf jeden Fall unterstützen. Probieren Sie es gleich einmal mit Kombinatorik-Aufgaben. Ganz gleich ob hochbegabt oder nicht: Vom Lösen kniffliger Probleme profitiert jedes Kind. Außerdem gilt: hochbegabte Kinder sind nicht immer leistungsstark – und leistungsstarke Kinder sind nicht immer hochbegabt.
Keine Sorge: Die meisten Hochbegabten sind gute Schüler
Auch ohne eine besondere Förderung, spezielle Beschulung oder extrem aufmerksame Pädagogen entwickeln sich die weitaus meisten hochbegabten Kinder gemäß ihren Möglichkeiten.
Entwarnung: Hochbegabung kann also nicht zwangsläufig mit schwierigem Sozialverhalten oder Anpassungsproblemen gleichgesetzt werden, wie lange vermutet wurde. Zu dieser Erkenntnis kam die Langzeitstudie (Marburger Hochbegabten Projekt MHP), die Ende der 1980er Jahre gestartet wurde. Die Studie stellt fest, dass „die Hochbegabten als im Schulsystem gut integriert und schulisch erfolgreich sowie sozial unauffällig, psychisch besonders stabil und selbstbewusst charakterisiert werden können“.
Achtung: Manchmal leiden Kinder unter einer Hochbegabung!
Hochbegabte Kinder merken, dass sie anders denken als ihre gleichaltrigen Klassenkameraden. Wie sie mit dieser Erkenntnis umgehen, liegt sowohl an der eigenen Persönlichkeit als auch am Umfeld. Entwickelt ein hochbegabtes Kind Probleme mit anderen, zieht es sich immer mehr zurück, fallen seine Noten unerklärlicherweise ab oder treten psychosomatische Beschwerden auf, braucht es jedoch Hilfe. In diesem Fall kann eine Kinderpsychologin helfen, Ihr Kind besser zu verstehen und Hilfe zu bekommen. Auch Erziehungsberatungsstellen (www.bke.de) oder der schulpsychologische Dienst können helfen. In manchen Situationen kann eine Intelligenzdiagnostik hilfreich sein. Bei schulischen Problemen, wenn die Ursache unklar ist, bringt der Intelligenztest Licht ins Dunkel. Ein umfangreicher Test, wie beispielsweise der HAWIK IV, differenziert die einzelnen Begabungsbereiche und bildet das Intelligenzprofil Ihres Kindes ab. So können Sie sehen, wo seine Stärken und auch seine eventuellen Schwächen sind.
Schulprobleme hochbegabter Kinder lassen sich lösen
Wenn eine vorliegende Hochbegabung als Ursache der Probleme erkannt wird, gibt es verschiedene Hilfsmöglichkeiten. Immer ist die Kooperation mit der Schule sehr wichtig, um Ihrem Kind zu helfen. Nach Absprache mit Schul- und Klassenleitung sind folgende Veränderungen der schulischen Situation machbar:
- Überspringen einer Klasse (Integration in neue Gemeinschaft könnte jedoch schwierig werden)
- Bildung einer Hochbegabtengruppe an der Schule (eventuell Ausgrenzung der „Genies“)
- besondere Förderung Ihres Kindes in seiner (alten) Klasse (erfordert sehr gute Lehrer)