Zielstrebig: So helfen Sie Ihrem Kind, eigene Ziele zu verfolgen
Schüler sind oft überrascht, wenn sie nach ihren eigenen schulischen Zielen gefragt werden. Meistens kennen sie nur das Gefühl, dass immer andere, die Eltern, die Lehrer, die Großeltern, bestimmte Leistungserwartungen an sie stellen. Die persönlichen Erwartungen geraten dabei manchmal aus dem Blick. Deshalb: Geben Sie Ihrem Kind nicht vor, welche Ziele es erreichen soll, sondern unterstützen Sie es vielmehr dabei, eigene Ziele zu finden, zu formulieren und umzusetzen.
Helfen Sie Ihrem Kind, eigene schulische Ziele zu finden
Fragen Sie also Ihr Kind zu Beginn des Schul- oder Halbjahres, welche Noten es in welchem Fach erreicht haben möchte. In den meisten Fällen werden Ihre Erwartungen vermutlich mit denen Ihres Kindes übereinstimmen. Ist das aber nicht so, können Sie tatsächlich nur wenig daran ändern. Aus eigenem Antrieb wird Ihr Kind kaum mehr arbeiten, um Ihnen die „Wunsch-2“ in Geschichte zu präsentieren, wenn ihm persönlich eine 3 ausreicht. Natürlich können Sie Ihr Kind mit kleinen Belohnungen „bestechen“, doch dann lernt es für die Belohnung und nicht für die bessere Note. Sie können Ihrem Kind helfen, sich über eigene Ziele bewusst zu werden, aber vorsetzen können Sie ihm diese Ziele nicht!
Zunächst nur auf ein Ziel konzentrieren!
Damit Ihr Kind nicht auf zu vielen Baustellen gleichzeitig arbeitet, sollte es sich zunächst für ein Ziel oder wenige wichtige Ziele entscheiden, die es erreichen möchte.„Brennt“ es zum Beispiel in Latein am meisten, dann ist es sinnvoll, sich zunächst auch darauf zu konzentrieren.
Realistische Ziele finden!
Oft neigen Heranwachsende dazu, sich zu hohe Ziele zu setzen. Innerhalb eines Halbjahrs soll dann zum Beispiel in Englisch aus einer 5 eine 2 werden. Wenn Sie hier nicht korrigierend eingreifen, ist Ihr Kind spätestens nach der ersten 4 maßlos enttäuscht – und das, obwohl es sich bereits um eine Note verbessert hat. Seltener neigen Jugendliche dazu, ihre Ziele zu niedrig zu setzen. Die Folge davon ist häufig Langeweile. Mit dem Lernen verhält es sich dabei ähnlich wie im Sport. Erst wenn Ihr Kind zum Beispiel bei einem Tennismatch all seine Fähigkeiten einsetzen muss, um gegen den anderen Spieler mithalten zu können, macht das Match wirklich Spaß, und Ihr Kind ist im „Flow“. Ist der Gegenspieler jedoch klar überlegen, ist Ihr Kind frustriert und neigt vielleicht zum Aufgeben. Ist der andere Spieler zu schwach, gewinnt Ihr Kind zwar, aber so richtig stolz auf seine Leistung kann es dann nicht sein: Es hat sich gelangweilt. Helfen Sie Ihrem Kind also dabei, seine persönlichen Fähigkeiten in den einzelnen Schulfächern im Verhältnis zu den jeweiligen Herausforderungen realistisch zu betrachten und danach ein erreichbares Ziel zu formulieren.
Ziele richtig formulieren!
Folgende Fragen können beispielsweise helfen, für eine anstehende Klassenarbeit ein realistisches Ziel zu finden:
- „Welche Noten hast du in den letzten Arbeiten geschrieben?“
- „Woran hat es gelegen, dass die jeweilige Arbeit gut oder schlecht ausgefallen ist?“
- „Wie war deine mündliche Mitarbeit in der letzten Zeit?“
- „Hast du den aktuellen Unterrichtsstoff gut verstanden. Fallen dir die Inhalte leicht?“
- „Hast du bereits einen Plan, mit welchen Maßnahmen du dein Ziel erreichen kannst?“
Falls Ihr Kind eine enorme Steigerung um zwei oder drei Noten anstrebt, können Sie folgende Fragen stellen:
- „Hast du dich in der Vergangenheit schon einmal um zwei oder drei Noten verbessert? Wie hast du das geschafft?
- Welche Strategien hast du angewendet?“
Ziele richtig formulieren!
„Ich will in Englisch besser werden“ ist zwar ein lobenswerter Wunsch, jedoch noch kein umsetzbares Ziel. Die richtige Formulierung des Ziels ist aber wichtig, damit der „Motor Motivation“ zur richtigen Zeit in die richtige Richtung laufen kann. Deshalb sollte Ihr Kind sein Ziel
- persönlich formulieren, (Der Zielsatz beginnt also mit dem Wort „Ich…“.)
- so formulieren, als wenn es sein Ziel schon erreicht hat, („Ich habe am Ende des Schuljahres in Deutsch eine 2.“)
- positiv formulieren, („Ich habe am Ende des Schuljahres in Geschichte konzentriert mitgearbeitet und eine 3 in der mündlichen Note“ statt „Ich störe nicht mehr so oft den Unterricht“.)
- konkret formulieren, („Ich habe am Ende des Schuljahres in Englisch eine 4“ statt „Ich will in Englisch besser werden“.)
- ohne Einschränkungen formulieren, („Bis zum Ende des Schuljahres habe ich in Mathe immer meine Hausaufgaben erledigt“ statt „Wenn ich genug Zeit habe, mache ich in Mathe meine Hausaufgaben“.)
- und den genauen Zeitpunkt der Zielerreichung nennen. („Am Ende des Schul(halb)jahres…“ „Bis zu den Osterferien…“ etc.)
Ziele visualisieren!
In der Pubertät wächst der Wunsch, eigene Ziele, eigene Vorstellungen umzusetzen. Wahrscheinlich sind es weniger die schulischen Ziele, die Ihr Kind dabei zunächst vor Augen hat, doch in seinem Kopf entstehen nun viele Bilder davon, wie sich Ihr Kind selbst sieht oder sehen möchte und wie es sich sein Leben vorstellt. Von solchen Bildern geht in der Regel eine große Motivation aus.
Deshalb kann es hilfreich sein, wenn Ihr Kind auch von seinen schulischen Zielen eine möglichst genaue Vorstellung entwickelt („Wie fühlt es sich an, wenn ich am Ende des Schuljahres mein Zeugnis mit einem Notendurchschnitt von 2,5 in der Hand halte?“,„Wie stolz bin ich, wenn ich die Versetzung in die nächste Klasse geschafft habe?“).Wenn Ihr Kind Lust dazu hat, kann es seine Vorstellungen und Gefühle zum Beispiel auch in Form einer Skizze oder Collage festhalten. Dieses Bild kann es über dem Schreibtisch aufhängen oder an einem Ort ablegen, an dem es ihm häufig in die Hände kommt. Das motiviert zusätzlich!