Gezielt Rechtschreibfehler vermeiden: 8 hilfreiche Tipps

Wenn ältere Schüler noch häufig Rechtschreibfehler machen, ist das für viele nicht nur peinlich, sondern vor allem auch ärgerlich, weil ein hoher Fehlerquotient bei Klassenarbeiten immer unnötigen Noten- oder Punktabzug bedeutet.  

Inhaltsverzeichnis

Lern- und Arbeitstechniken

Die deutsche Rechtschreibung und die Zeichensetzung sind so komplex, dass auch noch viele Erwachsene Schwierigkeiten damit haben. Von Jugendlichen ist daher nicht zu erwarten, dass sie völlig perfekt und fehlerfrei schreiben, wohl aber, dass sie die Fehler auf ein erträgliches Maß reduzieren und ihre Rechtschreibung von Jahr zu Jahr stabilisieren. Das setzt allerdings voraus, dass Schüler nicht einfach davon ausgehen, dass dies mit der Zeit schon „irgendwie“ von selbst gelingt, oder schlicht behaupten:

„Rechtschreibung liegt mir nicht.“ Wer die Rechtschreibung und die Zeichensetzung tatsächlich beherrschen will, muss sich mit ihnen immer wieder bewusst auseinandersetzen wollen und das richtige Schreiben bei jeder Gelegenheit trainieren.

Tipp 1: Fehleranalyse betreiben

Den ersten Schritt, den Ihr Kind zur Reduzierung von Rechtschreibfehlern gehen muss, ist, diese Fehler überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Gerade bei schlechten Noten haben viele Schüler keine Lust, sich ihr „Werk“ noch einmal genauer anzusehen. Das wäre aber wichtig, um – bezogen auf die Rechtschreibung – zu erkennen, wo etwa noch Lücken im Regelverständnis sind oder wann gehäuft Flüchtigkeitsfehler auftreten.

Tipp 2: Ähnlichkeitshemmungen vermeiden

Unser Rat: Karteikasten für Problemwörter und Rechtschreibregeln anlegen

Wenn Ihr Kind bei der Fehleranalyse entdeckt, dass es z. B. das Wort „wider“ (gegen) oder „Widerstand“ mit „ie“ statt nur mit „i“ geschrieben hat, sollte es dieses Wort – am besten mit einem Beispielsatz – auf eine Karteikarte schreiben. Oft hilft bereits diese kurze, aber intensive Beschäftigung mit dem schwierigen Wort beim Erstellen der Karteikarte, dass sich Ihr Kind bei der nächsten Gelegenheit leichter an die richtige Schreibweise erinnern kann. Auf diese Weise kann Ihr Kind nach und nach alle falsch geschriebenen Wörter in der Kartei sammeln und gezielt lernen. Auch Rechtschreibregeln sollte Ihr Kind (am besten selbst formuliert) auf Karteikarten festhalten und an vielen Beispielen trainieren.

Tipp 2: Ähnlichkeitshemmungen vermeiden

Immer dann, wenn unser Gehirn sehr ähnlichen Lernstoff verarbeiten soll, besteht die Gefahr, dass das Gehirn diesen Lernstoff entweder miteinander verwechselt oder gar nicht behalten kann. Gerade beim Erlernen der Rechtschreibung gibt es immer mal wieder Wörter, deren Schreibweise sich Ihr Kind nur schwer merken kann, wenn es diese Wörter ständig vermischt übt, z. B. Wörter mit und ohne Dehnungs-h (Höhle, Hörgerät), Wortbeginn mit v oder f (Vogel, Fliege) etc. Zeigt Ihr Kind hier Unsicherheiten, sollte es sich zunächst jeweils getrennte Listen mit häufigen Beispielwörtern anlegen und sich diese merken. Gemischt üben ist erst dann sinnvoll, wenn es die einzelnen Listen sicher beherrscht.

Ähnliche Probleme kann Ihr Kind auch beim Lernen von Regelwerk bekommen, etwa bei den verschiedenen Möglichkeiten der Groß- und Kleinschreibung. Auch hier gilt: Erst eine Regel sicher beherrschen (z. B. substantivierte Eigenschaftswörter wie alles Wichtige, nichts Neues werden groß geschrieben) und dann die nächste Regel hinzunehmen. Gemischte Übungen kommen erst ganz am Ende, wenn Ihr Kind die einzelnen Regeln zur Groß- und Kleinschreibung selbstständig erklären und sicher anwenden kann.

Tipp 3: Lesbare Schrift und kurze Sätze

Der Hinweis, lesbare und kurze Sätze zu schreiben, klingt vielleicht banal, ist aus mehreren Gründen in Klassenarbeiten aber äußerst effektiv, um Fehler zu reduzieren. Hat Ihr Kind eine sehr unordentliche, kaum lesbare Handschrift, kann es passieren, dass der korrigierende Lehrer vielleicht auch mal zu Unrecht einen Fehler anstreicht, weil er das Wort einfach nicht richtig lesen kann. Ihn später davon zu überzeugen, dass es doch richtig ist, dürfte schwer sein. Hinzu kommt, dass Ihr Kind die richtige Schreibweise eines Wortes selbst besser überprüfen bzw. sich einprägen kann, wenn es das Wort bewusst Buchstabe für Buchstabe gut lesbar schreibt. Kurze Sätze können bei Klassenarbeiten außerdem helfen, Grammatik-, Satzbau- oder Zeichensetzungsfehler zu vermeiden. Je länger Ihr Kind seine Sätze formuliert und je mehr es sie dabei verschachtelt, umso unübersichtlicher wird der Satz, und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich hier Fehler einschleichen. Ein kurzer Satz liest sich nicht nur besser, sondern erleichtert ihm auch das Nachdenken über die Schreibweise einzelner Wörter. Im Zweifelsfall kann Ihr Kind durch eine Umformulierung einem Rechtschreibproblem aus dem Weg gehen.

Tipp 4: Das automatische Korrektursystem ausschalten

Können Sie den folgenden Text lesen?

Die Rgeeln der deuschten Rechtschierbung snid zawr nchit imemr leciht zu verhsteen, aebr sie bidlen acuh kien undurschchaubares Choas. Die Schreibeiwse der meitsen Wtörer lsäst scih aus Reegln abletien. Nur ein realtiv kliener Rset msus geelrnt und im Geädchtnis abgsepeichert wreden.

Obwohl in fast jedem Wort Buchstabendreher sind, ist es Ihnen vermutlich doch recht leicht gefallen, den Text zu lesen und zu verstehen. Das ist so zu erklären, dass das menschliche Gehirn – vermutlich um Zeit zu sparen – eben nicht jeden Buchstaben einzeln liest, sondern das Wort als Ganzes wahrnimmt. Leider hilft diese „Zeitspartechnik“ Ihrem Kind z. B. beim Korrekturlesen einer Klassenarbeit gerade nicht, da sein Gehirn, statt Rechtschreibfehler zu finden, diese beim Nachlesen automatisch korrigiert.

Unser Rat: In Silben lesen

Um dieses automatische Korrektursystem auszuschalten, sollte Ihr Kind versuchen, in Silben statt in ganzen Wörtern zu lesen, z. B.: Recht-schrei-bung, Zei-chen-set-zung. Das dauert zwar länger, ist aber sehr effektiv. Ihr Kind sollte so allerdings keine ganzen Aufsätze Korrektur lesen, wohl aber z. B. Handouts für die Klasse, wichtige Briefe oder die letzten Absätze einer Klassenarbeit, in die sich häufig die meisten Rechtschreibfehler einschleichen.