Faktenlernen mit der Loci-Technik
Viele Fakten schnell lernen
Doch Achtung: Die folgende Turbotechnik ist kein Allheilmittel und eignet sich daher nicht als Lerntechnik für jeden Schulstoff – auch weil die Tricks nicht überall einsetzbar sind. Grundsätzlich funktionieren Turbotechniken dann hervorragend, wenn viele einzelne Informationen zu lernen sind, die partout nicht in den Kopf hinein wollen. Deshalb eignet sich die folgende Technik zum Beispiel sehr gut zum Lernen und Behalten von
- einzelnen Begriffen und Vokabeln (wenn etwa 30 Vokabeln für den morgigen Vokabeltest zu lernen sind),
- „kleinen Mistwörtern“, zum Beispiel von Fremdwörtern oder Vokabeln, die absolut nicht „hängen bleiben“ wollen,
- Fakten für eine Klassenarbeit oder mündliche Prüfung,
- Reihenfolgen, beispielsweise bei geschichtlichen Abläufen, Vorgangs- oder Versuchsbeschreibungen in Physik und Chemie,
- Stichpunkte für ein frei vorzutragendes Referat und
- Argumentationspunkte für eine Diskussion.
Lernen wie die alten Griechen
Herkunft der Lernmethode |
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Laut Cicero wurde die Loci-Technik um 500 vor Christus von dem griechischen Dichter Simonides rein zufällig entwickelt. Es wird erzählt, dass Simonides bei einer Gesellschaft zu Ehren des Gastgebers ein Gedicht vortragen sollte. Nach seinem Vortrag wurde er weggerufen – zum Glück, denn unmittelbar danach stürzte der Festsaal ein, und alle Gäste kamen ums Leben. Da nach dem Unfall die Toten nicht identifiziert werden konnten, aber ein würdiges Begräbnis bekommen sollten, rief man Simonides, der sich noch daran erinnern konnte, wer auf welchem Platz gesessen hatte. Erstaunt über sein Gedächtnis, entwickelt er daraufhin die Methode der Orte (lateinisch loci: die Orte). |
Die Technik, die wir Ihnen hier vorstellen wollen, ist die Loci- Technik. Von dieser Technik weiß man, dass Sie bereits von den alten Griechen benutzt wurde, um ihr Gedächtnis zu Spitzenleistungen zu bewegen.
Bei dieser Methode werden die zu lernenden Informationen mit markanten Orten (zum Beispiel mit bestimmten, festen Gegenständen in einem Raum) oder mit bestimmten festen Punkten auf einer Wegstrecke (zum Beispiel auf dem Weg zur Schule) verbunden. Viele Gedächtniskünstler nutzen auch heute noch die Loci-Technik (manchmal auch in Verbindung mit anderen Techniken). Sie laufen dabei in Gedanken vorher festgelegte Routenpunkte in Räumen oder auf Wegstrecken ab und verknüpfen diese mit den zu lernenden Informationen zu jeweils einem einprägsamen Bild.
Ein Beispiel aus dem Fach Erdkunde
Emilia möchte zehn Lernwörter für ihren anstehenden Erdkundetest zum Thema „Klima“ mit Hilfe ihrer Routenpunkte lernen. Dazu verknüpft sie jeweils einen Begriff mit einem Ort zu einem einprägsamen Bild. Die wichtigen Stichwörter sind:
Erdatmosphäre, Kontinentalplatten, Richter-Skala, Erdkruste, Magma, Ozonschicht, Orkan, Seismologe, Treibhauseffekt, Meteorologe
So verbindet Emilia schließlich die Begriffe mit den Routenpunkten:
- Drücke ich auf den Lichtschalter, dann erwärmt sich die Erdatmosphäre.
- Auf dem CD-Spieler der Musikanlage lasse ich die sechs Kontinentalplatten abspielen: die Pazifische Platte, die Indisch-Australische Platte, die Afrikanische Platte, die Eurasische Platte, die Amerikanische Platte und die Antarktische Platte.
- Auf meinem Sofa hat ein Richter Platz genommen. Der Richter langweilt mich und sinkt in meiner Beliebtheits-Skala.
- Der Lautsprecher ist verkrustet. Ich versuche, ihn von der Erdkruste zu befreien.
- Vom Bücherregal fließt heißes Magma.
- Auf dem Schreibtisch befindet sich eine dicke, klebrige Schicht. Das ist bestimmt eine Ozonschicht.
- Draußen wütet ein heftiger Sturm. Schaue ich aus dem Fenster, kann ich den Orkan beobachten.
- Mein Bett wackelt. Ach ja, der Seismologe hat ja auch ein Erdbeben vorausgesagt.
- Ich mache mich so klein, dass ich in den Heizkörper schlüpfen kann. Dort fühle ich mich bestimmt wie in einem Treibhaus (Treibhauseffekt).
- Zur Tür hinein kommt klatschnass vom Regen ein Meteorologe, der mir eine Menge über das Wetter erzählen kann.
Vielleicht erscheint Ihnen diese Vorgehensweise mühseliger und zeitaufwändiger als die bisherige Art und Weise, wie Ihr Kind Wortlisten oder Begriffe gelernt hat. Sie werden aber schnell merken, wie effektiv die Loci-Technik ist und wie viel Spaß Sie bereitet. Probieren Sie es doch einmal selbst aus:
Aktivieren Sie Ihren eigenen Routenplaner!
Legen Sie zunächst in einem Zimmer Ihrer Wohnung zehn markante Routenpunkte im Uhrzeigersinn fest. Das können zum Beispiel Möbelstücke, Türen, Fenster oder Bilder sein. Am besten wählen Sie Orte, die sich auch in Zukunft an gleicher Stelle befinden, damit Sie diese auch später zum Lernen wichtiger Informationen verwenden können. Verbinden Sie anschließend Ihre Routenpunkte mit den zu lernenden Fakten.