Materielle Belohnung für gute Noten: Ja oder nein?

Die Frage, ob Schüler von ihren Eltern für gute Noten mit Geld oder anderen materiellen Dingen belohnt werden sollten, ist nicht neu. Der Blick in die freie Wirtschaft, in der gute Leistungen von Mitarbeitern häufig finanziell entlohnt werden, suggeriert jedoch, dass materielle Anreize offensichtlich zu mehr Leistung anspornen. Tatsächlich gibt es aber auch viele Kritiker dieser „Motivationsmethoden“. Ebenso gespalten sind die Meinungen von Eltern zu diesem Thema:  

Inhaltsverzeichnis

Lerntechniken und -methoden

Materielle Belohnung als verdiente Anerkennung oder als Ansporn für lernunwillige Pubertierende? Oder doch besser ganz darauf verzichten? Die folgenden Gedanken sollen Ihnen dabei helfen, einen eigenen Standpunkt zu finden. Jedes Kind reagiert anders auf Belohnungen. Einige Schüler arbeiten tatsächlich motivierter, wenn sie eine Belohnung zu erwarten haben. Manche Jugendliche freuen sich über Belohnungen, aber auf ihre Lernmotivation wirkt sich das nicht dauerhaft aus. Wieder andere reagieren äußerst sensibel auf Belohnungen, diskutieren über den Umfang und sind schnell unmotiviert, wenn sie sich keine Belohnung verdient haben.

Bedenken Sie, dass Belohnen die Kehrseite von Bestrafen ist!

Ähnlich wie das Loben kann Belohnen ein Motivationsförderer sein. Fällt jedoch ein erwartetes Lob aus, ist es zu mager oder belohnen Sie Ihr Kind für eine Leistung nicht im erwarteten Rahmen, dann kann Ihr Kind dies schnell als Kritik oder sogar als Strafe auffassen. Oft schüren „ausgefeilte“ Belohnungssysteme dieses Empfinden noch zusätzlich, wenn zum Beispiel für eine 1 sechs Euro, für eine 2 vier Euro und für eine 3 zwei Euro gezahlt werden, aber für eine 4 zwei Euro, eine 5 vier Euro und für eine 6 sechs Euro zurückgezahlt werden müssen.

Belohnungssysteme können den Leistungsdruck erhöhen!

Anfangs haben Belohnungen oft eine motivierende Wirkung auf das Lernverhalten von Schülern. Mit der Zeit ist es aber möglich, dass Ihr Kind sich durch ein solches Belohnungssystem auch gestresst fühlt. Belohnungen geben Ziele vor, die es zu erreichen gilt. Diese Ziele sollten realistisch, das heißt für Ihr Kind auch erreichbar sein. Sind die Ziele zu hochgesteckt, ist Misserfolg und Frust vorprogrammiert. Selbst wenn die Ziele realistisch sind – dauerhaft auf hohem Niveau lernen und arbeiten fällt den meisten Jugendlichen in der Pubertät äußerst schwer. Unter Leistungsdruck stehen die Heranwachsenden durch das schulische Benotungssystem sowieso. Für manche Schüler ist noch ein weiteres Bewertungssystem, selbst eines mit Belohnungen, dann eventuell zu viel.

Belohnen kann den Grund des Lernens verändern!

Wenn Sie sich für das Belohnen von schulischen Leistungen entscheiden, dann kann (muss nicht!) das zur Folge haben, dass sich Ihr Kind beim Lernen demnächst nicht für eine bessere Note anstrengt, sondern weil es sich die versprochene Musik-CD „verdienen“ möchte. Das Ziel des Handelns bzw. der Motivationsgrund kann sich somit weg von der schulischen Leistung hin zur Belohnung verschieben.

Ihr Kind könnte für die gleiche Leistung beim nächsten Mal eine größere Belohnung fordern!

Die „Logik“ Ihres Kindes funktioniert in diesem Fall dann zum Beispiel so: „Eine 3 in Mathe zu bekommen war in der 6. Klasse einfacher als jetzt in der 7. Klasse. Außerdem verlangt der neue Mathelehrer viel mehr als der alte. Weil ich mich nun mehr anstrengen muss, möchte ich für eine 3 diesmal statt zwei Euro vier Euro bekommen.“

Bedenken Sie, dass nichtmaterielle Belohnungen die gleiche Wirkung haben können wie materielle Belohnungen!

Auch wenn grundsätzlich immaterielle oder nichtfinanzielle Belohnungen aus pädagogischer Sicht einen besseren Stand haben, so funktionieren sie doch oft ähnlich. Aus einer Nacht Zelten im Garten mit Freunden können ganz schnell zwei oder drei Nächte auf dem Campingplatz am See werden. Primäres Motivationsziel ist dann natürlich auch das Zelten und nicht die bessere Note oder gar der Zuwachs an Wissen.

3 Tipps zum Belohnen

1. Belohnen Sie eher unerwartet!

Dem ganzen Belohnungsdilemma können Sie entgehen, wenn Sie Belohnungen nicht im Vorhinein als Anreiz setzen, sondern Ihr Kind hin und wieder einfach mal damit überraschen. Die Freude über eine solche unerwartete Anerkennung motiviert oft viel mehr, als in Erwartung einer regelmäßigen Belohnung zu lernen. Eine „außerordentliche“ Belohnung hat eine besondere Bedeutung und behält diese auch rückwirkend.

2. Belohnen Sie nicht nur das Ergebnis, sondern auch mal zwischendurch!

Wenn Sie nur manchmal und unregelmäßig Ihr Kind belohnen, dann haben Sie so auch eher die Gelegenheit, andere Leistungen als den benoteten Aufsatz oder die Note der Mathearbeit zu honorieren. Sie können Ihr Kind nun auch zwischendurch, zum Beispiel für seinen Arbeitseinsatz und sein Durchhaltevermögen belohnen, ohne dass es bereits sein Ziel erreicht hat. Zudem unterstützen Sie Ihr Kind mit dieser Art der Belohnung auch auf seinem Weg zum selbstständigen Arbeiten.

3. Belohnen Sie so, dass sich Ihr Kind ehrlich über die Belohnung freut!

Wenn Sie Ihr Kind so belohnen wollen, dann überlegen Sie, worüber es sich aktuell sehr freuen würde. Nicht alles, was Ihnen gefällt, gefällt auch automatisch Ihrem Kind – schon gar nicht in der Pubertät! Überraschen Sie Ihr Kind mit einer Mountainbike-Tour, einem Kinobesuch, dem ersehnten Lieblings-T-Shirt, was auch immer – Hauptsache, die Belohnung kommt auch als solche an!