Inklusion: Was Eltern wissen sollten

Aktuell machen sich viele Schulen auf den Weg zur Inklusion. Über den Nutzen dieses neuen Systems sind viele Debatten ausgebrochen. Nützt oder schadet die Inklusion den Kindern? Lesen Sie die wichtigsten Fakten zu diesem äußerst brisanten Thema. 

Inhaltsverzeichnis

Die häufigsten Elternfragen zum Thema Inklusion

Das Thema Inklusion ist ein sehr aktuelles und viel diskutiertes Thema. Insbesondere Eltern eines gesunden Kindes, die sich von der Inklusion konfrontiert sehen, haben viele Fragen. Vielleicht sitzt auch Ihr Kind bald zusammen mit dem verhaltensauffälligen Sebastian, der autistischen Karla und der Rollstuhl-fahrenden Lena in einem Klassenzimmer. Sind die Lehrer damit pädagogisch und zeitlich überfordert? Kommt Ihr Kind nun zu kurz? Wird hier auf Kosten Ihres Kindes herumexperimentiert, oder hat dieses Modell durchaus einen erfolgversprechenden Nutzen für alle Kinder?Aber auch Eltern gehandicapter Schulkinder ist vieles unklar. Hier sehen Sie die häufigsten Elternfragen und Antworten darauf zusammengefasst.

Kann ich mich gegen Inklusion in der Klasse meines Kindes wehren?

Nein, da inzwischen alle Kinder einen gesetzlichen Anspruch auf allgemeine Einschulung haben! Somit sind alle öffentlichen Schulen grundsätzlich inklusive Schulen und sollten zumindest eine Inklusionsklasse anbieten. Die Entscheidung, ob Kinder mit Handicaps zur Klasse gehören, obliegt nicht den Eltern. Geben Sie dem Projekt „Inklusion“ eine Chance! Erfahrungsgemäß wird die Behinderung schnell als normal akzeptiert. 

Mein Tipp: Nutzen Sie kostenlose Möglichkeiten sich über das Thema Inklusion zu informieren!
Die Aktion Mensch gibt in Zusammenarbeit mit dem Carlsen Verlag eine kostenfreie Buchreihe rund um die „Bunte Bande“ heraus. Die richtet sich an Kinder von acht bis elf Jahren und führt auf kindgerechte Weise an die Themen „gesellschaftliche Vielfalt“ und „Inklusion“ heran. Kostenlose Exemplare finden Sie im Internet

Kann wirklich jedes Kind mit Behinderung in der Regelschule unterrichtet werden?

Es gibt rund eine halbe Million Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, also mit Körper-, Lern-, Sinnes-, Sprach- oder geistiger Behinderung, psychischen Erkrankungen oder chronischen Krankheiten. Bestimmt hat Ihr Kind schon jetzt Klassenkameraden mit einer Lernschwäche (z. B. LRS) oder mit Verhaltensauffälligkeiten (z. B. ADHS). Kinder mit schwereren Handicaps wurden bislang jedoch in Förderschulen unterrichtet. Langfristig sollen rund zwei Drittel aller Kinder mit Förderschwerpunkten inklusiv unterrichtet werden (z. B. körperbehinderte, autistische, Kinder mit Down-Syndrom). Grenzen der Inklusion stellen sicherlich taube oder blinde und auch schwer geistig behinderte Kinder dar, die hochqualifizierte Spezialisten an Förderschulen brauchen.

Mein Tipp: Ängste gegenüber Behinderungen sind völlig unbegründet!
Unbewusste Ängste vor allem Unbekannten sind völlig normal. Schauen Sie sich deshalb einmal den Dokumentarfilm „Berg-Fidel“ von Hella Wenders über eine Inklusionsschule in Münster an.Hier sehen Sie, dass alles halb so schlimm ist!  

Ist die Schule meines Kindes überhaupt für behinderte Kinder ausgerüstet?

Ist die Schule meines Kindes überhaupt für behinderte Kinder ausgerüstet?

Sicherlich ist Inklusion möglich, wenn eine entsprechende räumliche Ausstattungvorhanden ist (z. B. barrierefreier Zugang zum Klassenzimmer, Ruheräume für die Kinder, Besprechungsräume für die Lehrer). Außerdem müssen in möglichst vielen Stunden neben den Lehrkräften auch Sonderpädagogen in der Klasse sein. Dafür müssen die finanziellen öffentlichen Mittel spendabler ausfallen und die Lehrerstellen deutlich erhöht werden.

Ist der Lehrer meines Kindes eigentlich für den Unterricht mit behinderten Kindern ausgebildet?

Nein, während Sonderpädagogen ihr Fach sechs bis acht Semester studieren, werden die normalen Lehrer einfach mit der Inklusion konfrontiert. In Fortbildungen oder durch Hospitationen an Förderschulen können sie sich selbstständig weiterbilden. Berechtigterweise sorgen Sie als Eltern sich also um die Unterrichtsqualität. Bedenken Sie aber bitte, dass eine Inklusionsklasse in keinem Fall nur von einem normalen Lehrer, sondern immer von einem Team betreut wird. Das bringt Entlastung und Hilfe. In mehreren Stunden pro Woche wird im Tandem mit einem Sonderpädagogen unterrichtet. Zusätzlich gibt es Integrationshelfer, die einzelnen Kindern mit Handicap etwa beim Toilettengang helfen. Der zeitliche Umfang der Mehrfachbesetzung ist allerdings an den einzelnen Schulen sehr unterschiedlich und vom Bedarf abhängig: von zwei Stunden pro Woche bis zum täglichen mehrstündigen Einsatz von Integrationshelfern, wie ich es aus meiner Schule gewohnt bin.

Lernt mein Kind in einer Inklusionsklasse auch genug?

Viele Eltern erkundigen sich danach, ob das Niveau der Klasse nicht automatisch an denleistungsschwächsten ausgerichtet wird. Muss Ihr Kind nicht immer wieder warten, weil andere Kinder mehr Hilfe benötigen? Sinnvoller Unterricht in einer Inklusionsklasse zieht einen veränderten Unterricht nach sich (z. B. individuelle Wochenpläne, Werkstattarbeit). Studien zeigen, dass nichtbehinderte Kinder in Inklusionsklassen gleich viel lernen wie in normalen Klassen. Außerdem wird Ihr Kind nebenbei in seiner Selbstständigkeit, Erklärungsfähigkeit, Kooperativität und Toleranz gegenüber Schwächeren gefördert.

Mein Tipp: Was heißt "anders unterrichten"?
Was heißt eigentlich „anders unterrichten“?! Meine Kollegen und ich unterrichten z. B. in Familienklassen mit offenen Unterrichtsformen. Auf der Schul-Homepage www.grundschulewutach.de finden Sie einen Film über unseren Schulalltag