Empfehlung für die Hauptschule: Kein Grund zur Sorge!

Viele Eltern denken: Nur wenn mein Kind Abitur hat, kann es im Leben etwas erreichen. Eine Hauptschulempfehlung stellt dann eine große Enttäuschung dar. Doch es gibt gute alternative Möglichkeiten zur Hauptschule. 

Inhaltsverzeichnis

Haupschulempfehlung

Das erste Schulhalbjahr rauscht meist schneller vorbei, als man es wahrhaben möchte. Vor allem, wenn es um den Übertritt in eine weiterführende Schule geht. Wenn man dann als Eltern dem Halbjahreszeugnis entnehmen kann, dass das Kind nur noch eine Empfehlung für die Hauptschule erhalten wird, ist das für manche Eltern Grund zur Frustration.

Einige Eltern melden ihr Kind nach dieser Empfehlung zum Probeunterricht an, in der Hoffnung, dass der Nachwuchs die Aufnahmeprüfung schafft und so auf die weiterführende Schule gelangt.

Marias Eltern sahen dies anders. Auch sie hatten bis zum Schluss gehofft, aber trotzdem befürchtet, dass zu viel Druck ihre Tochter zusätzlich überfordern würde. Als sie dann mit dem Zwischenzeugnis nach Hause kam, das ihre Hoffnung auf Realschule, oder gar Gymnasium endgültig zunichte machte, beschlossen sie, ihrer Tochter den Freiraum für ihre persönliche Entwicklung einzuräumen und den Übertritt für eine weiterführende Schule von ihrem eigenen Wunschzettel zu streichen.

Hauptschulempfehlung: Kinder entwickeln sich nicht immer schnell!

Maria war ein sehr verträumtes Kind, das lieber für sich selber war und ungern aus sich herausging. Darum konnte die Lehrerin das Kind nur sehr schwer einschätzen. Sie neigte dazu, dem Kind eher die schlechtere Note zu geben, denn Maria überzeugte auch nicht durch mündliche Leistungen. Wurde sie in der Schule gefragt, schwieg sie sich häufig einfach aus. Von sich aus meldete sich Maria nur selten.

Die Eltern lernten zwar mit Maria, aber die Tochter konnte das eben Gelernte nur sehr schwer behalten. Vor allem in Mathematik wurden ihre Defizite deutlich. Das Erlernen des kleinen Einmaleins geriet für die ganze Familie zur Tortur.

Deshalb beschlossen die Eltern, Maria nicht zu zwingen, ihr zwar Hilfe anzubieten, sie aber nicht zu bedrängen.

Maria blieb also auf der Hauptschule. Auch wenn die Eltern hoffnungsvoll auf die sechste Klasse schauten, denn nach dieser Jahrgangsstufe ist in Bayern der Übertritt in die Wirtschaftsschule möglich, so erwies sich Maria wieder als zu „schwach“ in ihren Leistungen. Auch diesen Übertritt schaffte sie nicht. Die zehnte Klasse Hauptschule wollte sie nicht absolvieren. So verließ Maria die Hauptschule mit dem sogenannten Qualifizierenden Abschluss. Damit musste sie sich Ende der 9. Klasse  zwar einer zusätzlichen Prüfung unterziehen, aber diese Prüfung schaffte sie mit guten Ergebnissen.

Es gibt Weiterbildungsmöglichkeiten für Hauptschüler!

Danach absolvierte Maria eine zweijährige Berufsfachschulausbildung und war nach zwei Jahren anerkannte Kinderpflegerin und erwarb damit gleichzeitig ihren mittleren Bildungsabschluss. Voraussetzung dafür war ihre Drei in Englisch, die sie schon aus dem Hauptschulzeugnis mitbrachte. Da sie in Englisch kein Überflieger war, unterließ sie es, auch im sogenannten „Quali“ Englisch als Prüfungsfach zu wählen, und damit möglicherweise ihre sichere Drei zu vergeigen. So zählte diese Note später für ihre Mittlere Reife, ohne dass sie Englisch noch einmal belegen musste.

Als Kinderpflegerin arbeitete sie ein Jahr in diesem Beruf. Während dieser Zeit konnte sie in ihrer Persönlichkeit stark reifen, da ihr die Kontakte zu den Kindern, aber auch zu den Eltern ein gewisses Selbstbewusstsein verliehen, das sie vorher nie hatte. Danach bewarb sich an der Fachakademie für Sozialpädagogik, wo sie sich dann zur Erzieherin ausbilden ließ. Im Alter von 22 Jahren hatte sie auf Umwegen die Befähigung, an einer Fachhochschule zu studieren, erlangt. Maria verzichtete allerdings auf diese Möglichkeit. Stattdessen übernahm sie im Alter von 25 Jahren die Leitung einer Kindertagesstätte. Auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen beweist sie oft ein ganz besonderes Einfühlungsvermögen in die ihr anvertrauten Kinder.

Genauso wenig wie für Maria, ist eine mögliche Hauptschulempfehlung auch für Ihr Kind keine Fahrkarte für eine spätere Arbeitslosigkeit. Sehen Sie es als Chancen, aus Ihrem Kind versteckte Stärken herauszukitzeln. 

Außerdem gibt es trotz Hauptschulempfehlung gute Möglichkeiten:

Wirtschaftsschule

Übertritt nach der sechsten Klasse möglich (gibt es nur in Bayern). In diesem Fall dauert der Besuch vier Jahre, es gibt allerdings auch einen späteren Wechsel. In jedem Fall führt die Schule zum mittleren Bildungsabschluss. Die Kinder erhalten viel Wissen in wirtschaftlichen Fächern, das ihnen für kaufmännische Berufe sehr zugute kommt.

Gesamtschule

Diese Schulart ist eine Alternative zur Hauptschule und führt nicht zur zu einem mittleren Schulabschluss, sondern sogar zur bis zur allgemeinen Hochschulreife.

Mittlere-Reife-Zug der Hauptschule

Der sogenannte M-Zweig führt in den Hauptschulen Bayerns zur Mittleren Reife.

Der zweite Bildungsweg

Auf dem zweiten Bildungsweg können fehlende Schulabschlüsse nachgeholt werden. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, beispielsweise Abendgymnasien, Abendrealschulen und ein Kolleg. 

Die Fachoberschule

Wer einen mittleren Bildungsabschluss erlangt hat, kann über eine Fachoberschule die Fachhochschulreife erlangen und damit an Fachhochschulen studieren.

Berufsabschlüsse

Doch auch viele Berufsabschlüsse beinhalten die Mittlere Reife und für denjenigen, der in seinem Beruf weitere Qualifikationen erwirbt, sogar Studienberechtigungen. So kann beispielsweise eine Zahnarzthelferin mit der Zusatzqualifikation ZMF an einer Universität Zahnmedizin studieren.

Hauptschule ist kein Abstellgleis. Lassen Sie es gemeinsam mit Ihrem Kind langsam angehen. Vertrauen Sie auf die Stärken Ihres Kindes. Geben Sie ihm Zeit, diese nach der Hauptschulempfehlung zu entwickeln.