Schulempfehlung: Was Ihr Kind fürs Gymnasium leisten muss

Selbstverständlich möchten Sie Ihrem Kind eine gute Zukunft ermöglichen. Deshalb wünschen Sie sich sicher - wie die meisten Eltern auch - den Übertritt aufs Gymnasium. Lesen Sie nützliche Tipps, wie Ihr Kind seine Schulempfehlung positiv beeinflussen kann.  

Inhaltsverzeichnis

Regelungen für den Übertritt

Hier haben wir für Sie die geltenden Regelungen zur Schulempfehlung zusammengefasst. Unsere Checkliste bietet Ihnen die Möglichkeit, die Fähigkeiten Ihres Kindes für den Übertritt aufs Gymnasium zu überprüfen. Außerdem erhalten Sie nützliche Tipps, wie Ihr Kind mit seinem Verhalten die Schulempfehlung noch kurzfristig positiv beeinflussen kann.

Da es in Deutschland kein einheitliches Bildungssystem gibt, sind die Anforderungen für den Übertritt an die weiterführenden Schulen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Teilweise entscheidet der Elternwille unabhängig von den Noten über die schulische Laufbahn nach der Grundschule (z. B. Rheinland-Pfalz oder Niedersachsen). Vielerorts ist ein bestimmter Notendurchschnitt alleinige Voraussetzung für die Anmeldung zum Gymnasium (z. B. Bayern oder Baden-Württemberg). In manchen Bundesländern haben Eltern, die mit der Schulempfehlung nicht einverstanden sind, die Möglichkeit, Ihr Kind zum Probe- oder Prognoseunterricht (z. B. Berlin oder Nordrhein-Westfalen) aufs Gymnasium zu schicken.

  • Mein Tipp für den Übertritt Ihres Kindes:

    Informieren Sie sich am besten schon in der dritten Klasse beim Lehrer Ihres Kindes über den Ablauf des Übertritts in Ihrem Bundesland. So können Sie Antworten auf all Ihre Fragen bekommen, bevor der Leistungsdruck in der vierten Klasse steigt und sowohl Ihr Kind als auch Sie beansprucht. Sollten noch Dinge unklar bleiben, können Sie sich beim zuständigen Staatlichen Schulamt oder beim Kultusminsiterium erkundigen.

Gymnasium: Welche Leistungen zählen bei der Schulempfehlung?

Eltern sind häufig entsetzt, mit wie viel Stress das erste Halbjahr in der vierten Klasse für ihr Kind verbunden ist. Der spielerische Charakter des Lernens, der in den ersten drei Schuljahren im Vordergrund stand, scheint plötzlich wegzufallen. Ihr Kind braucht während der anstrengenden Phase kurz vor der Schulempfehlung Ihre liebevolle Begleitung und Unterstützung. Denn Klassenarbeiten, Referate und auswendig zu lernende Gedichte kommen nun Schlag auf Schlag. Zudem benoten Lehrer Hausaufgaben oder Hefte der Viertklässler. Ist für das Gymnasium ein bestimmter Notendurchschnitt nötig, sind für die Schulempfehlung nur die erbrachten Noten aus dem ersten Halbjahr ausschlaggebend.

  • Mein Tipp: Für eine realistische Einschätzung der Empfehlung sollten Sie die Noten des ersten Halbjahres der vierten Klasse im Vergleich zu denen in Klasse 3 sehen. Gab es Leistungsabfälle, weil Ihr Kind mit dem Stress oder den Lerninhalten nicht klar kam? Hat es zwar eine gute Note erhalten, dafür aber viel zusätzlich geübt? Oder konnte Ihr Kind gleich bleibende oder sogar bessere Noten erzielen? Das alles sind wichtige Gradmesser für den Übertritt aufs Gymnasium, wo Ihr Kind mit deutlich steigenden Anforderungen konfrontiert wird.

Wer entscheidet über die Schulempfehlung?

Vielleicht hat Ihr Kind in allen Fächern seinen Klassenlehrer. Dann trifft dieser allein die Entscheidung über die Noten Ihres Kindes in den für den Übertritt relevanten Fächern Deutsch, Mathe und Sachunterricht . Aus diesem Notenschnitt wird dann die Schulempfehlung abgeleitet. Werden die Hauptfächer von verschiedenen Lehrern unterrichtet, teilen sie sich die Entscheidung über den Notendurchschnitt. Die Schulempfehlung basiert dann auf der Einschätzung mehrerer Lehrkräfte. Die Noten in den Fächern setzen sich aus den Ergebnissen der Klassenarbeiten und Tests sowie aus den schriftlichen Leistungsnachweisen (z. B. Heftnoten, benotete Hausaufgaben) und den mündlichen Leistungen (z. B. Referate, Wortbeiträge im Unterricht) zusammen.

Was beeinflusst die Schulempfehlung sonst noch?

Die Grundvoraussetzungen für eine Schulempfehlung "Gymnasium" sind erfüllt, wenn Ihr Kind gleichbleibend gute Noten in Deutsch und Mathematik hat. Für eine entsprechende Schulempfehlung ist aber die Gesamtpersönlichkeit Ihres Kindes wichtig. Die Kopfnoten und die Zeugnisberichte geben Ihnen Aufschluss darüber. Die Lernentwicklung während der gesamten Grundschulzeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Schulwahl Ihres Kindes. Anders als die Noten ist sie keine Momentaufnahme, sondern spiegelt über die Jahre gezeigte Verhaltensweisen wider. Waren die Leistungen Ihres Kindes konstant, oder schwankten sie stark? Wie leicht fiel ihm das Lernen

Die Arbeitsweise Ihres Kindes ist entscheidend für die Schulempfehlung

Ein weiterer Punkt, der bei der Erstellung der Schulempfehlung berücksichtigt werden muss, ist die Arbeitsweise Ihres Kindes. Im Gymnasium wird eigenständiges, konzentriertes und sorgfältiges Arbeiten vorausgesetzt. Ist Ihr Kind dazu ohne zusätzliche Hilfe durch Lehrer, Mitschüler oder Sie in der Lage? Wertvolle Hinweise auf den weiteren Werdegang am Gymnasium bietet Ihnen die Motivation Ihres Kindes. Zeigt es Desinteresse und Unlust bei höheren Leistungsanforderungen, obwohl es intellektuell dazu in der Lage wäre, spricht das nicht für eine Gymnasialempfehlung. Auch sollte es sich Herausforderungen wie z. B. Knobelaufgaben gerne stellen. Nicht zuletzt gilt es, das Sozialverhalten Ihres Kindes zu betrachten. Kann es problemlos mit wechselnden Partnern zusammenarbeiten und sich auf neue Lehrer einstellen?

Ist Ihr Kind fit fürs Gymnasium?

Ihr Kind übt für jede Klassenarbeit, fertigt seine Hausaufgaben gewissenhaft an und bringt meistens gute Noten mit nach Hause? Verständlich, wenn Sie es deshalb gerne auf dem Gymnasium sehen. Versuchen Sie bei allem Ehrgeiz und Ihrem Wunsch nach einem möglichst hohen Bildungsabschluss dennoch, Ihr Kind realistisch einzuschätzen. Nutzen Sie hierzu unsere Checkliste. Sie kann eventuelle Zweifel beseitigen oder Ihnen gegebenenfalls helfen zu erkennen, dass eine andere Schulform für Ihr Kind doch geeigneter ist.

Wie kann Ihr Kind die Schulempfehlung jetzt noch beeinflussen?

Selbstverständlich kann Ihr Kind auf die Schnelle nicht plötzlich seine Noten in Deutsch und Mathematik verändern. Dennoch kann es sein Arbeitsverhalten optimieren, um den Eindruck bei seinem Lehrer noch zu verbessern. Dazu gehören die folgenden Punkte:

  • Pünktliches Erscheinen vor dem Unterricht und nach den Pausen sollte selbstverständlich sein.
  • Hausaufgaben und Arbeitsmaterialien (Stifte, Bücher, Turnsachen usw.) hat Ihr Kind immer parat.
  • Zur Steigerung der mündlichen Beteiligung sollte Ihr Kind sich in jeder Stunde min. 1x melden.
  • Bietet der Lehrer Zusatzarbeiten (z. B. freiwillige Hausaufgaben) an, sollte Ihr Kind bereit sein, sie zu übernehmen.
  • Ihr Kind kann im Unterricht sicherlich mit einer guten Mitarbeit punkten, wenn es zu Hause täglich seine Arbeitsblätter oder Hefteinträge nachliest.
  • Ihr Kind kann zu einem aktuellen Thema passende Bücher oder im Internet gefundene zusätzliche Informationen/Bilder in die Schule mitbringen.
  • Hat Ihr Kind gerade ein interessantes Buch gelesen? Dann soll es seinen Lehrer bitten, eine Buchvorstellung machen zu dürfen.
  • Vielleicht erlaubt der Lehrer Ihrem Kind, zu einem aktuellen Thema ein Referat zu halten.

Checkliste: Ist Ihr Kind fit fürs Gymnasium?

Denkweise Ja / Nein
1. Löst Ihr Kind gerne Knobel- und Denksportaufgaben?
2. Erkennt es Rechenaufgaben in Textaufgaben problemlos?
3. Beherrscht es das Einmaleins und die Grundrechenarten?
Merkfähigkeit Ja / Nein
4. Lernt Ihr Kind Gedichte und Lieder mühelos?
5. Gibt es Inhalte aus Erzählungen oder Büchern korrekt wieder?
6. Kann es auch nach Wochen einmal erlernte Inhalte richtig wiedergeben und anwenden?
Wortschatz Ja / Nein
7. Spricht Ihr Kind in zusammenhängenden, ganzen Sätzen?
8. Kennt Ihr Kind die Grundregeln der deutschen Grammatik (z.B. Wortarten und Satzzeichen)?
9. Spricht Ihr Kind ohne Hemmungen auch vor größeren Gruppen?
Arbeitsweise Ja / Nein
10. Hatte Ihr Kind während seiner Grundschulzeit meistens (sehr) gute Noten?
11. Bringt es begonnene Arbeiten ohne Unterbrechungen zu Ende?
12. Bleibt es beharrlich an schwierigen Aufgaben (z.B. Puzzle mit vielen Teilen)?
13. Legt Ihr Kind Wert auf Ordentlichkeit (z.B. eine lesbare Schrift, Bücher ohne Eseslohren, mit Lineal gezogene Striche)?
Konzentrationsfähigkeit Ja / Nein
14. Beschäftigt sich Ihr Kind längere Zeit eigenaktiv (z.B. lesen, musizieren)?
15. Unterlaufen ihm nur selten Flüchtigkeitsfehler?
Motivation Ja / Nein
16. Fragt Ihr Kind Sie viel und möchte es Erklärungen zu allem Möglichen haben?
17. Liest es Sachbücher, Wissensmagazine (z.B. Geolino) oder die Zeitung?
18. Kann es seine Leistungen realistisch einschätzen und mit Misserfolgen umgehen?
19. Hat Ihr Kind klare Vorstellungen im Hinblick auf die gewünschte Schulreform?
Sozialverhalten Ja / Nein
20. Kann Ihr Kind im Spiel mit anderen Kompromisse eingehen?
21. Findet es leicht Anschluss, wenn Sie z.B. im Urlaub sind?
22. Versucht Ihr Kind, andere zu verstehen, wenn es Streit gibt?
Hausaufgaben / Klassenarbeiten Ja / Nein
23. Kennt Ihr Kind die Inhalte der Hausaufgaben, ohne nachfragen zu müssen?
24. Erledigt es seine Hausaufgaben selbstständig, sorgfältig und recht schnell?
25. Benötigt Ihr Kind nur wenig zusätzliche Übung für Klassenarbeiten?
26. Macht es seine Aufgaben weitgehend eigenverantwortlich ohne Ihre Unterstützung?

Auswertung:

  • Wenn Sie mindestens 18 Fragen mit "Ja" beantwortet haben, steht einem gelungenen Start Ihres Kindes im Gymnasium sicherlich nichts im Wege.
  • Haben Sie 10 bis 17 Fragen bejaht, sollten Sie Ihre Entscheidung noch einmal überdenken und das Gespräch mit dem Klassenlehrer suchen.
  • Sie haben weniger als 10 Fragen mit "Ja" beantwortet? Dann ist es nicht ratsam, Ihr Kind an einem Gymnasium anzumelden. So ersparen Sie ihm Überforderung und negative Schulerlebnisse.