Baby schläft nicht durch: So lernt Ihr Baby schlafen

Im ersten Lebensjahr verhindert Babys unreifer Schlafrhythmus oft ruhige Nächte. Egal was man macht, das Baby schläft einfach nicht durch... Doch mit etwas Know-how bekommen Sie Schlafprobleme bei Babys in den Griff. Und auch für den Fall, dass Ihr Kindergartenkind wegen nächtlicher Ängste regelmäßig zu Ihnen ins Bett schlüpft, finden Sie hier die richtige Lösung. 

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Schlafprobleme bei Babys

Schlafprobleme bei Babys sind weit verbreitet: 70 Prozent aller Kinder im Alter bis zu zwei Jahren wachen nachts ein- bis mehrmals auf. Vom dritten bis zum fünften Lebensjahr stören immerhin noch 50 Prozent aller Kinder die elterliche Nachtruhe, so das Ergebnis einer Schweizer Studie. Wenn dann auch noch andere Mütter in der Krabbelgruppe stolz berichten, dass ihr Kind bereits durchschläft, hadern unausgeschlafene Eltern mit tiefen Augenringen besonders mit dem eigenen Schicksal.

Schlafproblem „Durchschlafen“

Ihr Baby schläft nicht durch? Das ist eigentlich normal, denn in Mamas Bauch gab es weder Tag noch Nacht, deshalb müssen Babys sich erst an den Schlaf-Wach-Rhythmus der Eltern gewöhnen. Manche Kinder sind quasi Naturtalente, andere hingegen melden sich nachts alle zwei Stunden und das auch noch nach dem ersten Geburtstag. Eine von britischen Schlafforschern durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass nur zehn Prozent aller 12 Wochen alten Babys fünf Stunden durchschlafen können. Sie sollten also bei den Beteuerungen von „Super-Müttern“, deren „Super-Babys“ von Anfang an so prima durchgeschlafen haben, möglichst gelassen bleiben.

Ob ein Kind ein guter oder ein schlechter Schläfer ist, ist wie sein Schlafbedarf biologisch determiniert – zumindest in den ersten Lebensmonaten. Das lässt sich durch pädagogische Maßnahmen nicht beeinflussen.

Die meisten „Schlafstörungen“ im ersten Lebensjahr sind in Wirklichkeit Ausdruck der normalen Schlafentwicklung.

Ab der 36. Schwangerschaftswoche tritt ein Wechsel von Schlaf- und Wachphasen auf, davor befindet sich das Ungeborene in einer Art Dämmerzustand. Die Schlafphasen sind nicht an Tag und Nacht gebunden und unabhängig vom Schlafrhythmus der Mutter. Gegen Ende der Schwangerschaft schläft das Baby im Bauch durchschnittlich 16 von 24 Stunden. Sein Schlaf besteht zur Hälfte aus traumlosem Tiefschlaf und zur Hälfte aus dem so genannten REM-Schlaf. Damit werden Phasen schneller Augenbewegungen (REM: Rapid Eye Movements) bezeichnet, die typisch für das Träumen sind.

Bei Erwachsenen überwiegen Leicht- und Tiefschlaf und nur noch 20 Prozent ist REM-Schlaf. Auch die Schlafrhythmen von Mutter und Kind unterscheiden sich deutlich.

Während bei Erwachsenen eine Schlafphase (Durchlaufen von Leicht- und Tiefschlaf bis zur Traumphase) etwa 90 Minuten dauert, sind es beim Baby anfangs nur 45 bis 50 Minuten. Auch fallen Erwachsene nach dem Einschlafen relativ schnell in den Tiefschlaf und erst am Ende jeder 90-minütigen Schlafperiode träumen sie.

Für manche Säuglinge beginnt der Schlaf dagegen mit einem Traum – mit der Folge, dass die Kleinen Angst bekommen und schreien. Betroffene Eltern haben dann das Gefühl, ihr Kind wehre sich regelrecht gegen das Schlafen. Dieses Problem löst sich jedoch mit fortschreitender Differenzierung des Gehirns innerhalb des ersten Lebensjahres von allein.

Auch der Schlafbedarf von Babys ist individuell sehr unterschiedlich. Einige kommen mit 12 Stunden am Tag aus, andere brauchen 20 Stunden. Nicht selten über schätzen Eltern den Schlafbedarf ihres Kindes und sind frustriert, dass ihr Schatz die Nacht zum Tag macht, während das Baby der Freundin ein echter Langschläfer ist.

Es ist völlig normal, dass Babys und Kleinkinder sechs- bis siebenmal pro Nacht, jeweils im Anschluss an eine Traumphase, kurz aufwachen. Schlafprobleme bei Babys, die das Durchschlafen betreffen, sind also genau genommen Wiedereinschlafprobleme. Die Kleinen müssen erst lernen, sich in den Schlaf fallen zu lassen. Dies fällt Kinder, die abends schon alleine einschlafen können, nachts wesentlich leichter als kleinen Quirlen, die dazu jedes Mal Mamas oder Papas Hilfe brauchen.

Baby schläft nicht durch? Das perfekte Abendritual

Egal, ob Ihr Kind noch ein Baby ist oder aber schon in den Kindergarten geht: Es gibt einige Regeln, die Sie beachten sollten, damit es gut einschlafen kann und Schlafprobleme bei Babys vermieden werden.

  • Lassen Sie den Tag ruhig ausklingen. Beginnen Sie schon etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen mit der Einstimmung darauf. Fernsehen, Toben und Aufregungen sind jetzt tabu.
  • Das Abendritual sollte jeden Tag gleich ablaufen. Das gibt Ihrem Kind Sicherheit und bereitet es schon auf den Schlaf vor. Abendessen, Ausziehen, Zähneputzen, Waschen oder Baden sollten stets in der gleichen Reihenfolge und jeden Abend etwa zur gleichen Zeit erfolgen.
  • Das abendliche Kuscheln, Singen, Vorlesen, Erzählen und Beten sollte nicht länger als 30 Minuten dauern. Ist Ihr Kind noch ein Baby, genügen anfangs 10 bis 15 Minuten – mehr würde es nur überfordern!

Ein beruhigendes Abendritual könnte z. B. so aussehen: Nach dem gemeinsamen Abendessen geht Ihr Kind – je nach Alter alleine oder mit Ihnen zusammen – ins Badezimmer, zieht den Schlafanzug an und putzt die Zähne. Dann setzen Sie sich im Kinderzimmer zu ihm auf die Bettkante (oder verlegen das Kuscheln ins Elternbett, dann ist genug Platz für beide Eltern!) und sprechen noch einmal über den vergangenen Tag, erzählen eine Geschichte oder sehen zusammen ein Bilderbuch an. Vielleicht wollen Sie mit Ihrem Kind aber auch noch eine kurze Weile aus dem Fenster sehen, wie es draußen Nacht wird, oder seine Plüschtiere und Puppen ins Bett bringen. Direkt vor dem Einschlafen können Sie noch ein Gebet sprechen, ein Schlaflied singen oder eine Spieluhr aufziehen. Mit seinem Kuscheltier im Arm liegt Ihr Kind dann gut zugedeckt im Bett, Mama und Papa geben ihm noch einen Gute-Nacht-Kuss, löschen das Licht und verlassen mit einem „Schlaf gut!“ oder Träum was Schönes!“ das Kinderzimmer.

Beachtung des Schlaffensters hilft gegen Schlafprobleme bei Babys

Neugeborene sind etwa alle eineinhalb Stunden müde und wollen schlafen. Auch ältere Kinder haben ihre ganz bestimmten Zeiten (fachsprachlich Schlaffenster genannt), zu denen sie müde sind und einschlafen können. Ist der Zeitpunkt überschritten, werden sie wieder munterer, um nach 50 bis 60 Minuten erneut „bettreif“ zu sein. Die Müdigkeit kehrt also wieder, ist dann aber noch stärker. Da Kinder bei zunehmender Übermüdung regelrecht überdreht werden, ist es wichtig, sie bei auftretender Müdigkeit (siehe unten) rechtzeitig schlafen zu legen. Manche Kinder sind allerdings erst in der zweiten Müdigkeitsphase wirklich müde genug, um problemlos einschlafen zu können. Beobachten Sie Ihr Kind einmal über mehrere Tage, um festzustellen, wann der geeignete Zeitpunkt ist.

Daran erkennen Sie, dass Ihr Baby müde ist:
  • veränderter Gesichtsausdruck, starrer Blick, Stirn-Runzeln oder Grimassieren
  • Gähnen, Augen-/Ohrenreiben, Schreien/Weinen oder Quengeln
  • ruckartige Bewegungen, Ballen der Fäustchen, Steif-Machen
  • reduzierte Aktivität, weniger Bewegungen, Gesicht-Abwenden
  • Saugen, Schnullern oder Daumenlutschen

Programme gegen Schlafprobleme bei Babys?

Gegen Schlafprobleme bei Babys und Kleinkindern gibt es verschiedene Schlafprogramme, etwa die bekannte und nicht unumstrittene „Ferber-Methode“ oder das „Freiburger Sanduhr-Methode“ (eine Abwandlung der Ferber-Methode). Bei den meisten dieser Programme lassen Eltern ihr Kind kontrolliert und nach der Uhr schreien und geben ihm so die Möglichkeit, sich selbst zu beruhigen.

Die Schlafprogramme führen oft tatsächlich zum Erfolg, doch sind sie strapaziös für Eltern und Kind. Sie sollten grundsätzlich nicht bei Kindern unter einem Jahr angewendet werden. Sie führen häufig nur dann zum Erfolg, wenn die Eltern am Ende ihrer Kraft sind und sich rasch etwas ändern muss, weil die Situation untragbar geworden ist. Denn in weniger schweren Fällen bringen Eltern oft die nötige Konsequenz gar nicht auf, ihr Kind derart zu „quälen“.

Wenn auch bei Ihrem Kind das Schlafen zum Problem geworden ist, empfehle ich statt der üblichen Schlafprogramme die vielfach bewährte „Stuhlmethode“, bei der Ihr Kind eben nicht alleingelassen werden muss.

Hier die Anleitung:

  1. Bringen Sie Ihr Kind nach dem üblichen Abendritual wach zu Bett.
  2. Erklären Sie ihm, dass Mama bzw. Papa bei ihm bleiben, bis es eingeschlafen ist, und dann hinausgehen, aber immer wieder nach ihm sehen kommen. Betonen Sie, dass es nicht alleine ist.
  3. Setzen Sie sich ruhig auf einen Stuhl direkt neben dem Kinderbett. Reden und spielen Sie jedoch nicht mit Ihrem Kind und halten Sie auch nicht Händchen oder Ähnliches. Oder stellen Sie sogar ein Gästebett ins Zimmer und legen Sie sich dort hin. Tun Sie dann so, als schliefen Sie schon.
  4. Kündigen Sie Ihrem Kind an, dass Sie hinausgehen, wenn es nicht liegen bleibt oder anhaltend schreit, denn dann können Sie selbst ja auch nicht schlafen. Handeln Sie notfalls entsprechend! Kommen Sie aber nach kurzer Zeit (ein bis zwei Minuten) wieder und geben Sie Ihrem Kind eine neue Chance.
  5. In den folgenden Nächten vergrößern Sie den Abstand des Stuhls vom Kinderbett mehr und mehr. Wenn Ihr Kind das akzeptiert, gehen Sie für kurze Zeit ganz hinaus und kommen von selbst (auch wenn Ihr Kind nicht schreit!) wieder und sehen nach ihm. Erhöhen Sie in den folgenden Nächten auch die Zeitspanne zwischen Hinausgehen und Nachsehen kontinuierlich.
  6. Damit Ihr Kind das Hinausgehen leichter akzeptieren kann, sagen Sie ihm am besten, wohin Sie gehen, wenn Sie kurz das Kinderzimmer verlassen: Sie müssen mal zur Toilette oder grade mal schnell nachsehen, ob die Waschmaschine fertig ist usw. Lassen Sie beim Hinausgehen prinzipiell die Zimmertüre auf, damit Ihr Kind Sie hören kann, und das Licht im Gang an. Auch das vermittelt ihm den Eindruck, es ist jemand da.
Mein Buchtipp:
Katharina im Bilderbuch „Jetzt wird aber geschlafen! Oder: Wie die Schlummermaus hilft zu schlafen!“ von Bärbel Spathelf und Susanne Szesny (mit Plüsch-Schlummermaus; Albarello 2000; 32 Seiten; 13,70 €; für Kinder ab ca. drei Jahren) hat nachts im Dunklen Angst und kommt zu den Eltern ins Bett. Mit der Schlummermaus, die ihr die Angst im nimmt, schafft sie es, in ihrem eigenen Bett zu schlafen.

Therapieprogramm für Kinder mit Schlafschwierigkeiten: Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Psychologisches Institut, Abteilung Klinische und Entwicklungspsychologie, Dr. Dipl.-Psych. Angelika Schlarb, Christophstr. 2, 72072 Tübingen; Telefon 07071/29 77 185; E-Mail: Angelika.Schlarb(at)uni-tuebingen.de

Viele weitere Informationen zu den Themen Ein- und Durchschlafen finden Sie in unserem Spezialreport "Kinder lernen Schlafen".