10 Tipps für ein stärkeres Selbstbewusstsein Ihres Kindes

Unsere Kinder sollen liebevolle, fröhliche und selbstbewusste Personen werden – das wünschen sich sicherlich alle Eltern. Doch von selbst funktioniert das nicht. Wir Eltern müssen durch unsere Erziehung unseren Teil dazu beitragen. Ich gebe Ihnen daher 10 wertvolle Tipps an die Hand – und eine „Übersetzungshilfe“ für Ihr Verhalten, damit Sie Ihr Kind ermutigen und nicht entmutigen.  

Inhaltsverzeichnis

Selbstbewusste Kinder

Kinder, die schlecht erzogen sind oder aber sozial auffällig, sind in Wirklichkeit vor allem unglücklich. Dies ist die Erkenntnis des Kinderpsychologen Rudolf Dreikurs. Er hat immer wieder festgestellt, dass diesen Kindern am meisten geholfen wird, wenn sie ermutigt werden, nicht, wenn sie für ihr Benehmen weiteren Tadel bekommen.

Umgekehrt lässt sich auch sagen: Kinder, die immer wieder ermutigt werden, Dinge selbst zu tun, die Liebe erfahren und denen etwas zugetraut wird, sind die Kinder, die wahres Selbstbewusstsein entwickeln. Um dies bei Ihrem Kind zu erreichen, gibt es einige Grundsätze.

10 Tipps für selbstbewusste Kinder

1. Lieben Sie Ihr Kind

Zeigen Sie Ihrem Kind immer wieder Ihre Zuneigung, indem Sie miteinander schmusen, toben, kuscheln und vor allem Zeit miteinander verbringen. Machen Sie diese Liebesbeweise niemals von seinem Verhalten abhängig, also entziehen Sie ihm keine Liebe, nur weil es gerade in der Trotzphase ist. Gerade dann müssen Sie Ihr Kind so annehmen, wie es ist

2. Sehen Sie Ihr Kind positiv

Ihr Kind hat angeblich schlechte Eigenschaften? Versuchen Sie diese in gewissem Rahmen positiv zu sehen, um keinen negativen Einfluss auf das Selbstbewusstsein Ihres Kindes auszuüben. Es ist keine Quasselstrippe, sondern kommunikativ. Sie haben vielleicht ein Schreibaby – häufig sind diese als Kleinkinder aber besonders pflegeleicht. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Sie die Augen vor Problemen verschließen und ein Kind, das zum Beispiel immer alle schlägt, als süßen Raufbold bezeichnen sollten. Aber Sie sollten eben nicht zulassen, dass „normale“ Eigenschaften schlechtgeredet werden.

3. Respektieren Sie die Gefühle Ihres Kindes

Gerade wenn es um körperlichen Kontakt geht, respektieren Sie unbedingt das „Nein“ Ihres Kindes, wenn es kein Küsschen oder keine Umarmung will. Dazu sollen und dürfen Kinder nicht gezwungen werden – auch wenn Oma, Opa, Tante oder Onkel dann erst einmal beleidigt sind, wenn sie eben keinen „Knutscher“ geben dürfen bzw. bekommen.

4. Glauben Sie an Ihr Kind

Unterstützen Sie es, zeigen Sie ihm, dass Sie an seine Stärke und Fähigkeiten glauben. Spürt Ihr Kind, dass Sie ihm zum Beispiel zutrauen, alleine die Teller zum Tisch zu tragen oder auf das Klettergerüst zu klettern, wird es diese Aufgaben auch deutlich selbstbewusster und sicherer erledigen.

5. Kleben Sie Ihrem Kind kein Etikett auf

Sicher klingt es ganz niedlich, wenn Eltern über ihr Kind sagen: „Er ist eben ein kleiner Tollpatsch.“ Doch solche Aussagen haben negative Auswirkungen auf das Selbstvertrauen Ihres Kindes. Sie können wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirken und dafür sorgen, dass der kleine Tollpatsch noch eher stolpert oder fällt bzw. die Heulsuse noch näher am Wasser gebaut hat.

6. Gönnen Sie Ihrem Kind Erfolgserlebnisse

Klar, Sie wollen vielleicht weg und haben keine Lust, zu warten, bis Ihr Kleinkind mühsam die Jacke geschlossen und die Schuhe angezogen hat. Doch lassen Sie es allein machen. Selbst wenn das Ergebnis etwas schief ist, ist es doch stolz, etwas „allein geschafft“ zu haben. Kritisieren Sie das Ergebnis dann auch nicht – verkneifen Sie sich Äußerungen wie: „Du hast ja zwei Knopflöcher übersehen, jetzt muss ich es doch machen.“ Loben Sie Ihr Kind und fragen Sie dann, ob Sie ihm helfen sollen, die zwei Knöpfe, die „zu viel“ sind, auch noch unterzubringen. Wenn Ihr Kind seine Schuhe falsch herum an die Füße gezogen hat, sollten Sie nicht eingreifen und sie richtig herum anziehen. Verzichten Sie auch darauf, Ihr Kind sofort mit Worten zu korrigieren. Lassen Sie es einige Schritte laufen, damit es erkennt, wo sein Fehler liegt.

7. Verlangen Sie nicht zu viel von Ihrem Kind

Heute scheint es Gang und Gäbe zu sein, Kindern viel Leistung abzuverlangen. Schon im Kindergartenalter werden sie stark gefordert. Doch vergessen Sie nicht: Es ist nur ein Kind. Verlangen Sie auf Dauer zu viel, wird Ihr Kind sich irgendwann verweigern. Misserfolge, die dann auftreten, führen dazu, dass es völlig an Selbstvertrauen verliert. Das gilt auch dann, wenn Ihr Kind Ihnen Hilfe angeboten hat. Wirft es beim Tischdecken ein Glas herunter, kippt es beim Putzen den Wassereimer um, weil es zu schwungvoll gewischt hat? Tadeln Sie es nicht. Solche Missgeschicke passieren. Trösten Sie es lieber – und sehen Sie auch davon ab, nachzuarbeiten, wenn es Ihnen geholfen hat. Hat es die Fensterscheibe arg streifig „geputzt“, spricht natürlich nichts dagegen, wenn Sie noch einmal nachwischen. Warten Sie aber damit, bis Ihr Kind im Bett oder am nächsten Tag im Kindergarten ist.

8. Lassen Sie Ihr Kind kreativ sein

Kinder sind in der Regel spontan und phantasievoll – hemmen Sie sie nicht mit einem typisch erwachsenen „das geht doch gar nicht“. Wieso sollte der Besen nicht plötzlich ein Schwert sein, der Playmobil Bankräuber nicht auf einmal den Kuhstall ausmisten? Freuen Sie sich über Kreativität und Einfallsreichtum Ihres Kindes.

9. Tadeln Sie nur das Fehlverhalten Ihres Kindes

Wichtig für Ihr Kind ist, dass Sie ihm signalisieren: Ich habe dich lieb, auch wenn ich schimpfe. Aus diesem Grund sollten Sie nie Ihr Kind persönlich angreifen. Nennen Sie es niemals mit Schimpfnamen wie Depp, Trottel oder ähnlichem. Verzichten Sie auf Aussagen wie: „Du musst immer gleich deine Schwester hauen.“ Reden Sie stattdessen in der Ich-Form: „Ich mag es nicht, wenn du deine Schwester haust! Ich möchte das nicht, auch wenn sie deinen Bauklotz-Turm schon wieder umgeworfen hat.“ Auch Liebesentzug bzw. Nicht-Beachtung über Stunden, eventuell Tage hinweg ist keine geeignete Erziehungs-Maßnahme. Wohl aber können Sie Ihr Kind einige Minuten ignorieren bzw. eine kurze Auszeit anordnen.

10. Reden Sie das Selbstvertrauen stark

Wenn Sie in bestimmten Situationen mit Ihrem Kind reden bzw. handeln müssen, haben Sie zwei Möglichkeiten. Sie können Ihr Kind entmutigen. Dies tun wir leider sehr häufig, in der Regel unbewusst, es ist die typische Reaktion auf bestimmte Situationen. Oder Sie wählen Formulierungen, die das Selbstvertrauen Ihres Kindes stärken. Anregungen dazu finden Sie in der Tabelle im Premiumbereich.

„Übersetzungshilfe“ für die altersgemäße Ermutigung (Situationsbeispiele)

SäuglingDas entmutigt Ihr KindSo stärken Sie sein Selbstvertrauen
Ihr Baby liegt auf dem Bauch und versucht konzentriert, eine Rassel zu ergreifen, die gerade eben ein kleines Stück zu weit weg liegt.Sie geben ihm die Rassel und sagen: „Schau, da hast du sie!“ (Damit haben Sie ihm die Chance auf einen „spektakulären“ Erfolg genommen.)Sie bleiben dabei und sagen: „Ja, gleich hast du es geschafft, dir die Rassel selbst zu nehmen!“ Eventuell können Sie die Rassel ein kleines bisschen näher schieben, wenn es sie wirklich nicht erreichen kann.
Sie füttern Ihr Baby mit Brei, es will aber partout selbst den Löffel haben und allein essen.Sie entwinden ihm mit einem strengen „Nein, nein, nein! Dann landet ja alles auf dem Fußboden!“ den Löffel. (Wahrscheinlich wird es dann gar nicht mehr essen wollen.)Sie lassen ihm den Löffel und füttern mit einem zweiten immer einen Löffel zwischendurch – so wird Ihr Kind auch satt. Unter das Stühlchen kommt eine abwischbare Unterlage.
Kleinkind im 2. und 3. LebensjahrDas entmutigt Ihr Kind:So stärken Sie sein Selbstvertrauen:
Ihr Kleinkind hat soeben versucht, einen Stuhl zu erklettern, ist dabei gestürzt (ohne sichtbare Verletzung) und will weinend getröstet werden. Sie nehmen es auf den Schoß, trösten es ausgiebig und sagen: „Lass das lieber, sonst fällst du noch mal runter!“ (Dadurch traut sich Ihr Kind mit der Zeit immer weniger zu.)Sie trösten es kurz und sagen: „Ja, das hat ein bisschen weh getan. Versuch es gleich noch mal!“ Halten Sie eventuell den Stuhl fest, damit er beim Klettern nicht umkippt.
Ihr Kind kommt freudestrahlend zu Ihnen, um zu vermelden, dass es jetzt in die Hose gemacht hat.Sie sagen: „Toll! Aber hättest du das nicht vorher sagen können – jetzt ist es zu spät, ist eh alles in der Hose!“ (Ihr Kind wird Ihnen vermutlich die nächsten paar Male keine Meldung mehr abgeben.)Sie loben: „Prima, du hast schon gemerkt, dass etwas gekommen ist! Lass uns schnell wickeln gehen.
Kindergartenkind Das entmutigt Ihr Kind:So stärken Sie sein Selbstvertrauen:
Ihr Kind hat ein Bild gemalt und kommt damit stolz zu Ihnen, um es herzuzeigen. Sie können aber nicht erkennen, was es darstellt.Sie betrachten das Bild von allen Seiten und fragen: „Was soll das denn sein?“ – „Ach, ein Auto! Ich zeig dir mal, wie man ein richtiges Auto malt!“ (Und schon fühlt sich das Kind völlig unzulänglich.)Sie sehen sich das Bild interessiert an und sagen: „Schön, dass dir das Malen so viel Spaß macht. Hast du Lust, mir das Bild genauer zu erklären?
Sie wollen weggehen und Ihr Kind hat immer noch keine Schuhe und keinen Mantel an, obwohl es sich schon selbst anziehen kann.Sie meckern: „Nun trödel doch nicht immer so! Damit’s schneller geht, zieh ich dich am besten gleich selbst an!“ (Und wieder hat Ihr Kind erfahren, dass Mama sowieso alles viel besser und schneller kann.)Sie bleiben gelassen und sagen: „Ich warte draußen auf dich! Hier drin ist es mir im Mantel einfach zu warm.“ Dann verlassen Sie ruhig die Wohnung und vertrauen darauf, dass Ihr Kind sich anzieht und gleich nachkommt.