Wissen macht stark
Kinder die fragen, fühlen sich sicher und stark
Was für uns Erwachsene längst selbstverständlich ist, ist für Ihr Kind oft noch Neuland. Um die Welt kennen zu lernen, geht es mit Wissbegierde, Forschergeist und nicht enden wollenden Fragen daran, Neues zu erkunden. So erfährt es viel über Menschen und Dinge in seiner Umgebung. Es lernt, was erlaubt und was verboten, was erwünscht und was tabu ist. Je mehr Ihr Kind weiß, umso sicherer kann es sich in seiner Umwelt bewegen. Um die nötige Sicherheit zu gewinnen, braucht es jedoch Ihre Unterstützung.
Kinder fragen ganz unbefangen
- Bedenken Sie, dass Wiederholungen und Rituale für das psychische Wohlbefinden und das Sicherheitsgefühl Ihres Kindes unerlässlich sind. Für Ihr Kind sind Wiederholungs-Fragen deshalb Rituale, die ihm Sicherheit geben. Bleiben Sie also gelassen, selbst wenn es zum hundertsten Mal wissen will, ob die Sonne auch morgen wieder aufgeht.
- Kleinkinder sind begeisterungsfähig und können über Kleinigkeiten wie einen Käfer oder ein Gänseblümchen ins Staunen geraten. Sie lassen sich von Neuem und Bekanntem innerlich berühren und bewegen. Das kann bisweilen irritierend sein. Dann gilt es, die gewohnte Sicherheit wieder herzustellen. Ab einem Alter von drei bis vier Jahren sind ihre sprachlichen Fähigkeiten so weit entwickelt, dass ihnen das Fragen dabei hilft und als Zugang zur Welt dient.
- Kinder sind noch unvoreingenommen und haben – im Gegensatz zum Erwachsenen – noch keine Fragevermeidungstechniken entwickelt, mit denen sie sich selbst täuschen oder Verdrängtes verleugnen. Deshalb fragt Ihr Kind auch völlig unbefangen.
- Und ganz „nebenbei“ fordert Ihr Kind mit seiner Fragerei auch die ihm zustehende Zuwendung und Aufmerksamkeit. Wann immer Ihr Kind etwas von Ihnen wissen will, signalisiert es damit auch, dass es sich Ihre Nähe wünscht. Die Nachrichten im Fernsehen oder ein Berg Hausarbeit sollten Sie dann nicht daran hindern, Ihrem Kind die gewünschte Aufmerksamkeit zu schenken. Hören Sie ihm möglichst gleich zu und beantworten Sie seine Frage. Vertrösten Sie es nur ausnahmsweise auf später.
Gemeinsam philosophieren statt fertiger Antworten
Im Gegensatz zu Kindern haben Erwachsene leider oft die Fähigkeit zum Staunen verlernt. Staunen aber ist der Ursprung allen Philosophierens. Staunen bedeutet, sich zu öffnen und etwas verstehen zu wollen, Interesse zu zeigen. Das geht am Besten mit Fragen, vor allem mit dem Hinterfragen. Doch je moderner die Gesellschaft ist, je satter wir sind und je mehr uns die totale Reizüberflutung überfordert, um so geringer werden offenbar unsere Bereitschaft und Fähigkeit, Gegebenes in Frage zu stellen. Kinder können das noch. Und deshalb erwischen sie uns oft auf dem falschen Fuß. Doch gerade an diesem Punkt können wir von unseren Kindern lernen. Wir sollten ihre Bereitschaft zum Staunen und Fragen übernehmen und unseren Blickwinkel verändern. Dann gelingt es uns auch, Fragen nicht als Nichtverstehen, sondern als Neugierde und Interesse zu begreifen.
Wir sollten unseren Kindern dafür danken, dass sie uns genau das lehren. Deshalb sollten wir sie loben, wenn sie fragen, statt sie möglicherweise zu kritisieren. In seinem Buch „Hallo, ist da jemand?“ erzählt Jostein Gaarder von einem Außerirdischen namens Mika, auf dessen Planet man sich verneigt, wenn jemand eine Frage stellt. Und je tiefsinniger die Frage, umso tiefer ist die Verneigung. Ist das nicht ein schönes Bild?
Buchtipps: Philosophieren mit Kindern
- „Frag mich!“ von Antje Damm (Moritz 2008; 224 Seiten; 16,80 €), ab vier Jahren
- „Ist 7 viel?“ von Antje Damm (Moritz 2007; 96 Seiten; 14,80 €), ab sechs Jahren
- „Alle Zeit der Welt“ von Antje Damm (Moritz 2008; 96 Seiten; 13,80 €), ab sechs Jahren