Keime und Sprossen: Ihre Natur-Apotheke auf der Fensterbank

Kinder haben große Freude am Gärtnern. Auch wenn Sie keinen Garten haben, auf der Fensterbank lassen sich vor allem die leckeren und gesunden Keimlinge aus den Samen von Gemüsepflanzen ziehen. Selbst gesät und frisch geerntet, schmecken sie gleich viel besser. Und Ihre Kinder lernen „nebenbei“ einiges über die Natur. 

Inhaltsverzeichnis

Selbst gesät und frisch geerntet

Gärtnern ist pädagogisch sehr wertvoll, denn Kinder lernen die Natur kennen. Das Umgehen mit und in der Natur weckt nicht nur die natürliche Neugier der Kinder, sondern fördert auch die Aufmerksamkeit und das Sein in der Gegenwart: im Hier und Jetzt. Gärtnern erfordert darüber hinaus genaues Beobachten, Bewegung, Fingerfertigkeit und vor allen Dingen Geduld. Zudem lernen Kinder beim Gemüseziehen, Verantwortung zu übernehmen. Auch die heilenden Wirkungen vieler Pflänzchen können ältere Kinder schon verstehen.

Keimlinge – ein Gesundheits-Geschenk der Natur

Keimlinge (umgangssprachlich: Sprossen) sind die Vorstadien der Gemüsepflanzen. Der Keimling ist das junge Pflänzchen, das die Samenschale durchbricht. Voraussetzungen für das Keimen sind Wasser, Wärme, Sauerstoff und Licht. Wenn das Wasser durch die Schale in den Samen eindringt, quillt der Samen, die Schale platzt auf, und das Wachstum beginnt.

Die so entstandenen Keimlinge gedeihen am besten bei einer Temperatur zwischen 18 und 22 Grad. Sie können schon nach wenigen Tagen geerntet werden. Schon die Samen der Pflanzen sind sehr eiweiß-, vitamin- und nährstoffreich. Die jungen gekeimten Pflänzchen enthalten jedoch zusätzliche Vitamine, so zum Beispiel Vitamin C, das in den Samen noch gar nicht vorhanden war. In Keimlingen und Sprossen befinden sich so viele wichtige Nährstoffe, dass man sie als wahre Gesundheits-Kraftwerke bezeichnen kann.

Diese wichtigen Inhaltsstoffe sind in Keimlingen enthalten:

  • Vitamin A, B-Vitamine, Vitamin C (35-mal so viel wie im Samen!)
  • Kalzium, Phosphor, Magnesium
  • sekundäre Pflanzenstoffe, ätherische Öle,
  • Scharfstoffe, Senföl, Ballaststoffe

In Keimlingen sind zwar auch giftige Stoffe wie Phytin und Phasin enthalten, diese werden jedoch durch den Keimvorgang abgebaut und neutralisiert.

Aus diesen Pflanzen lassen sich gut Keimlinge ziehen:

PflanzenartBeispiele
HülsenfrüchteAlfalfa-Sprossen

Sojabohnen (bio)

Mungobohnen

Kichererbsen

Linsen

Adzukibohnen

Erbsen
KreuzblüterKresse

Senf

Radieschen

Rauke (Rucola)

Brokkoli

Rettich
GetreideWeizen

Gerste
LeingewächseLeinsamen
KorbblüterSonnenblumenkerne
Fuchsschwanz-

gewächse
Amarant Quinoa
KürbisgewächseKürbiskerne

Sprossen selber ziehen – so geht’s

Um Keimlinge selbst anzubauen, benötigen Sie keinen Garten, eine Fensterbank reicht völlig aus. Alles, was man braucht, ist ein geeignetes Keimgefäß, Wasser und natürlich Keimsaaten. Spezielle Keimgefäße gibt es in allen Formen und Größen. In solchen Gefäßen werden die Sprossen in regelmäßigen Abständen automatisch mit Wasser versorgt und durchgespült. Zudem stellen sie die regelmäßige Versorgung mit Wasser und Luft sicher, ohne dass die Keimlinge zu schimmeln anfangen. Hierfür gibt es z. B. den Sprossenturm, der aus mehreren Etagen besteht (Keimgerät für Samen und Sprossen von Germline; ca. 12,99 €, www.myfairtrade.com > Haushalt > Sprossenzucht).

Einmachglas zum Keimen

Waschen Sie die Samen gründlich, und sortieren Sie verfärbte oder zerbrochene Exemplare aus. Lassen Sie das Keimgut über Nacht mit der zwei- bis dreifachen Menge Wasser im Einmachglas vorquellen. Am nächsten Morgen sortieren Sie die nicht gequollenen und leeren Samenschalen aus, anschließend spülen Sie das Keimgut noch einmal gründlich. Dann wird das Glas mit Kunststoffgaze und einem Gummiring verschlossen. Sie können auch ein Gurkenglas nehmen und den Deckel durchlöchern. Tagsüber stellen Sie das Glas mit der abgedeckten Öffnung schräg nach unten, sodass sich keine Staunässe bildet, das Wasser ablaufen und Luft einströmen kann. Den Spülvorgang sollten Sie jeden Morgen und Abend wiederholen. Manche Hülsenfruchtsamen wie Kichererbsen und Sojabohnen müssen sogar drei- bis viermal täglich gespült und belüftet werden. Sobald die Keimlinge zu sehen sind, stellen Sie das Einmachglas an einen hellen Ort; dadurch steigt der Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen, und der Nitratgehalt sinkt. Nach drei Tagen sind die Keimlinge schließlich erntereif.

Achtung! Vergammelte Sprossen können Schimmel, verschiedenste Bakterien oder andere Kleinstlebewesen enthalten! Beim Ziehen von Sprossen sollten Sie daher auf äußerste Hygiene achten. Zudem dürfen die Sprossen nicht vertrocknen oder gar schimmeln.

  • Achten Sie auf die passende Größe der Öffnungen bzw. der Maschen des Keimbehälters, damit die Samen nicht durchfallen können.
  • Achten Sie besonders auf Hygiene, damit keine Bakterien oder Schimmelsporen in das Keimgut gelangen.
  • Spülen Sie die Keimlinge mehrmals täglich (mindestens dreimal) mit frischem Wasser.
  • Halten Sie die Keimlinge zwar feucht, aber vermeiden Sie, dass sie im Wasser liegen.
  • Das beste Klima für Keimlinge ist normale Raumtemperatur. Achten Sie darauf, dass es nicht zu kalt oder zu heiß für die Sprossen wird.
  • Geben Sie den Keimlingen viel Platz zum Atmen; machen Sie den Keimbehälter nicht zu voll und achten Sie auf genügend Luftzufuhr.