Selbstverteidigung für Mädchen und Jungs

Selbstverteidigung liegt voll im Trend. Viele Kurse für Selbstverteidigung zielen dabei speziell auf Kinder ab, zunehmend auch auf Mädchen. Lesen Sie hier, warum Selbstverteidigung für Mädchen und Jungs empfehlenswert ist und welche verschiedenen Richtungen es gibt. 

Inhaltsverzeichnis

Sport für Kinder: Selbstverteidigung

Vielleicht hat auch Ihr Kind schon den Wunsch geäußert, an einem Kurs für Selbstverteidigung teilzunehmen? Eigentlich eine gute Idee, wenn es dabei nicht davon ausgeht, es könne mit Selbstverteidigung einen Kampf gegen einen erwachsenen Angreifer gewinnen. Ein Kind denkt schnell, dass die erlernten Techniken der Selbstverteidigung es auch im Alltag auf der Straße schützen. Diese Selbstüberschätzung durch Selbstverteidigung kann dazu führen, dass es seine Angst verliert und sich in gefährliche Situationen begibt.

Erst ab circa 12 Jahren kann ein Schulkind Techniken der Selbstverteidigung gegenüber Angreifern im Notfall einigermaßen sicher anwenden. Tipps zur Selbstverteidigung in gefährlichen Situationen sind jedoch schon für Grundschulkinder sehr wichtig. Anstatt anzugreifen und sich körperlich zu verteidigen, sollten sie immer besser weglaufen, Aufmerksamkeit erregen, laut schreien und andere Menschen um Hilfe bitten. Es ist statistisch erwiesen, dass dieses Verhalten Angreifer eher abschreckt als Techniken der Selbstverteidigung. Um das zu lernen, sind Kampfsportarten und Kurse für Selbstverteidigung für Jungs und Mädchen auch für jüngere Kinder sinnvolle Hobbys, um ihre Möglichkeiten und Grenzen durch Selbstverteidigung kennen zu lernen, das Selbstbewusstsein zu steigern und ein Gefühl für Gefahrensituationen zu entwickeln.

Selbstverteidigungskurse für Jungs und Mädchen sollten unbedingt auf freiwilliger Basis stattfinden, damit die teilnehmenden Kinder motiviert und engagiert sind. In gelangweilten Schulklassen ist der Nutzen eines solchen Trainings für Selbstverteidigung oft nur gering.

Selbstverteidigung: Breit gefächertes Kursangebot

Es gibt inzwischen viele Modelle der Selbstverteidigung für Jungs und Mädchen, die verschiedene Bedürfnisse abdecken. Neben reinen Jungen- oder Mädchengruppen werden auch gemischte Selbstverteidigungskurse und Gruppen für Kinder verschiedener Altersstufen angeboten. Im Vordergrund steht immer, das Selbstbewusstsein der Teilnehmer durch Techniken der Selbstverteidigung zu stärken, Gefahren zu erkennen und zu vermeiden sowie die Wahrnehmung für Konflikte zu schärfen, um ihnen schon im Vorfeld auszuweichen. Die Kinder lernen im Selbstverteidigungskurs Kampf- und Abwehrtechniken und erhalten dadurch Einblicke in verschiedene Kampfsportarten. Das Ziel ist jedoch, sie möglichst niemals anwenden zu müssen.

In Selbstverteidigungskursen lernen Kinder ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen kennen. Sie erproben im Selbstverteidigungskurs die Kraft ihrer Stimme, durchschlagen ein Brett und üben, „Nein“ zu sagen. Außerdem erhalten sie wertvolle Tipps zu gefahrenvermeidendem Verhalten. Selbstverteidigungskurse sind im Gegensatz zu Kampfsportarten meist in sich geschlossene Einheiten von mindestens 20 Stunden, die kompakt in einer Woche oder regelmäßig über einen längeren Zeitraum von etwa 5 Wochen von ausgebildeten Fachkräften erteilt werden sollten. Leider gibt es bislang keine bundesweit einheitlichen Qualitätsstandards für Selbstverteidigungskurse. Achten Sie unbedingt auf Konzept, Ausbildungshintergrund und Erfahrung der Kurse für Selbstverteidigung für Jungs und Mädchen.

Neben den Selbstverteidigungskursen sind auch Kampfsportarten schon für Grundschulkinder geeignet. Für jüngere Kinder sollte aber bei den Selbstverteidigungskursen immer der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stehen, nicht der Aspekt der Selbstverteidigung. Spaß, körperliche Fitness, Zugehörigkeitsgefühl und Erfolgserlebnisse sind die Pluspunkte der Selbstverteidigung, die auch jüngeren Kindern viel Freude bereiten. Später kommt in vielen Fällen der Selbstverteidigungskurse eine asiatische Lebensphilosophie hinzu, die den Sport in einen größeren Gesamtzusammenhang stellt. Alle im Abonnententeil vorgestellten Arten der Selbstverteidigung können als Kampfsport, Kampfkunst oder Selbstverteidigung gelehrt werden. Erkundigen Sie sich vor Vertragsabschluss auf jeden Fall, wie die Sportschule ihren Unterricht zur Selbstverteidigung ausrichtet.

Für Kinder im Grundschulalter sollte folgende Schwerpunkte wichtig

  • Informationen über Gefahrensituationen
  • Grenzen und Gefahren der jeweiligen Sportart
  • vorbeugendes Verhalten, um gar nicht erst in Verteidigungssituationen zu geraten
  • das Wahrnehmen der eigenen Stärke, Ausstrahlung von Selbstbewusstsein
  • Schwachstellen und Angriffspunkte
  • Schlag- und Tritttechniken
  • Befreien aus Festhaltegriffen
  • richtiges Fallen
  • Hebeltechniken
  • Verteidigung am Boden
  • Einsatz von Hilfsmitteln

Diese Ziele sollten dabei im Vordergrund stehen

  • Aufbau von Stärke und Selbstbewusstsein
  • Mut, sich zu wehren/keine Opferrolle einnehmen
  • Fähigkeiten erkennen, die vorher verborgen waren
  • Bereitschaft, sich Herausforderungen zu stellen
  • Teamgeist

Reaktionen bei Gefahr

Ihr Kind muss unbedingt lernen, zwischen einem spielerischen Gerangel unter Freunden und einer echten Bedrohung zu unterscheiden. Dazu ist viel Übung notwendig. Kinder müssten, um ihre Größe und ihr Gewicht gegen einen erwachsenen Angreifer auszugleichen, besondere Schwachstellen angreifen, wie zum Beispiel die Genitalien (Vitalpunkte). Da kann es schnell passieren, dass der Angriff auf diese empfindlichen Körperstellen auch bei einem Gerangel auf dem Schulhof praktiziert wird und bei anderen Kindern schwere Verletzungen hervorruft. Die folgenden Kampfsportarten sind sehr stark verbreitet und in jeder größeren Stadt zu finden. In einem Verein müssen Sie mit monatlichen Kosten um die 30€ rechnen. Dazu kommen Kosten für Trainingsanzüge (ebenfalls ca. 30€), aus denen Kinder leider recht schnell herauswachsen, sowie u.U. Lehrgangs- oder Trainingslagerbeiträge.

Karate bzw. Karate-Do (Weg der leeren Hand)

Alter: ab 6 Jahren (in abgeschwächter Form) Karate stammt von der japanischen Insel Okinawa und wurde zu einer Zeit erfunden, als das Tragen von Waffen nur Samurai erlaubt war. Bauern entwickelten Karate zum Schutz vor Räubern und Wegelagerern. Im Karate werden hauptsächlich Schlag- und Tritttechniken unterrichtet, die sehr wirkungsvoll auf verschiedene Druckpunkte des Körpers zielen und unter anderem auch zum Tod führen können. Solche Techniken werden jedoch erst nach vielen Jahren gelehrt, da sie in falschen Händen fatale Folgen haben können. Aufgrund vieler verschiedener Stile gibt es Wettkämpfe von Leichtkontakt (nur sehr leichter Kontakt erlaubt, viel Schutzausrüstung) wie z.B. dem Shotokan Karate bis zum Vollkontakt (wenig Schutzausrüstung, voller Kontakt erlaubt sowie die Möglichkeit des Sieges durch K.O.) wie etwa dem Kyokushinkai Karate. Des Weiteren gibt es den Wettkampf im Katalaufen. Eine Kata ist ein fest gelegter Bewegungsablauf, der alleine wie ein Tanz aufgeführt wird.

Nützliche Internetseiten hierzu sind:

Taekwondo (der tretende und schlagende Weg)

Alter: ab 6 Jahren Taekwondo ist eine koreanische Kampfsportart, die aus dem Karate sowie sehr alten koreanischen Stilen besteht. Hauptsächlich werden Schlag- und Tritttechniken unterrichtet, wobei die Tritttechniken dominieren. Wie im Karate wird auch hier auf diverse Druckpunkte gezielt. Unterschieden wird zwischen dem traditionellen Taekwondo als Kampfkunst und dem modernen Taekwondo als Kampfsport. Das traditionelle Taekwondo ist dem Karate sehr ähnlich, und der Wettkampf erlaubt entweder Null- oder Leichtkontakt. Das moderne Taekwondo nach dem World Taekwondo Federation Reglement ist ein weltweit betriebener Kampfsport, der auch bei Olympischen Spielen vertreten ist. Gekämpft wird im Vollkontakt, jedoch sind fast nur Tritttechniken erlaubt und es werden große Schutzwesten getragen. So ist der Wettkampf nicht gefährlich.

Nützliche Internetseiten hierzu sind:

Judo (sanfter Weg)

Alter: ab 5 Jahren Judo wurde 1882 in Japan von Jigoro Kano aus dem traditionellen Jiu-Jitsu entwickelt. Kano entfernte alle gefährlichen Schlag-, Tritt- und Hebeltechniken, sodass ein spannender und anspruchsvoller, aber eben nicht brutaler Wettkampf ausgeführt werden konnte. Deshalb ist Judo gerade bei Kindern sehr beliebt. Der Wettkampf besteht hauptsächlich aus ringenden Techniken. Beim Judo steht Fairness im Vordergrund – es zählt mit Taekwondo zu den am meist verbreiteten Budo-Künsten (Oberbegriff für japanische Kampfsportarten).

Nützliche Internetseiten hierzu sind:

Aikido

Alter: ab 12 Jahren Aikido wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts von Morei Ueshiba aus dem Daito-Ryu Aiki-Jiu-Jitsu und anderen Budo-Sportarten entwickelt. Aikido beruht auf dem Prinzip des Gewinnens durch Nachgeben, weshalb auf gefährliche Schlag- und Tritttechniken verzichtet wird. Im Aikido wird viel Wert auf das Ausweichen und das Außer-Gefecht-Setzen des Gegners durch schmerzhafte, aber ungefährliche Hebel am Handgelenk gelegt. Im Aikido gibt es keinen Wettkampf, weshalb es eine Kampfkunst ist, die besonders für körperlich zierliche Personen auch in der Selbstverteidigung sehr effizient ist.

Nützliche Internetseiten hierzu sind:

Das spricht für Kampfsportarten

Ihr Kind lernt, seinen Körper zu beherrschen.
Ihr Kind lernt, sich an strenge Regeln zu halten.
Ihr Kind lernt, seinen Platz in einer Gruppe zu finden.
Ihr Kind nimmt regelmäßig an Prüfungen teil, deren Gelingen sein Selbstbewusstsein steigern (in der Regel werden farbige Gürtel zum Zeichen der bestandenen Prüfung vergeben).
Schüchterne Kinder werden zunehmend mutiger.
Jungen und Mädchen kämpfen gleichberechtigt.
Ihr Kind lernt, seine Kraft genauer einzuschätzen.
Aggressionen können leicht abgebaut werden.
Ihr Kind lernt Disziplin.
Ihr Kind wird ausgeglichener.
Die sportliche Fitness Ihres Kindes wächst.
Ihr Kind lernt, sich durch Übungen besser zu entspannen.



Bevor Sie Ihr Kind zu einem Kurs anmelden, sollte es unbedingt die Möglichkeit erhalten, an mindestens zwei Trainings teilzunehmen. Achten Sie auf die Kündigungsfristen, denn gerade jüngere Kinder verlieren generell schnell das Interesse. Für Grundschulkinder ist es überaus wichtig, welchen Trainer sie bekommen und wie die Atmosphäre im Dojo (Trainingsraum) ist. Neben vielen qualifizierten und pädagogisch erfahrenen Trainern, die auch an ihrer Graduierung (Urkunden der Verbände erfragen!) zu erkennen sind, gibt es eben doch hin und wieder ein schwarzes Schaf.