Kinder mit ADHS: Die besten Erziehungstipps für Eltern

Kinder mit ADHS, die nicht gehorchen können, sich nicht an Regeln halten und alles immer sofort durchsetzen wollen, können Eltern wirklich „schaffen“. Die hier aufgeführten Erziehungstipps geben Ihnen wirksame Strategien an die Hand, den Familienalltag mit einem ADHS-Kind, leichter und reibungsloser zu bewältigen. 
Inhaltsverzeichnis

Tipps für den Umgang mit ADHS

Alle hier vorgestellten Tipps und Methoden sind speziell auf Kinder mit ADHS bzw. besonders lebhafte und impulsive (hyperaktive) Kinder zugeschnitten, lassen sich aber mit großem Erfolg auch bei ganz „normalen“ Kindern, insbesondere bei häufigem Ungehorsam, einsetzen. Wenn Sie Mutter oder Vater eines oder gar mehrerer Kinder mit ADHS sind, ist es für Sie überlebenswichtig, persönliche Freiräume zu Ihrer eigenen Erholung zu schaffen. In welchem Umfang sich diese jedoch realisieren lassen, ist natürlich von der Situation jeder einzelnen Familie abhängig (Alleinerziehende, berufstätige Mütter …).Wenn Ihr Kind unter ADHS leidet und Ihre Aufforderungen sehr häufig nicht befolgt, geraten Eltern und Kind in einen Teufelskreis hinein, der dazu führt, dass Eltern das Gefühl haben, das Kind folge wegen der ADHS ohnehin nie und mache nur Ärger, und dass das Kind seine Eltern nur noch schimpfend erlebt und glaubt, es könne ohnehin nichts recht machen und es würde nicht so geliebt wie beispielsweise ein Geschwisterkind ohne ADHS.Machen Sie sich eine Liste, auf der Sie gezielt die positiven Eigenschaften Ihres Kindes aufzählen. Auch wenn Sie ein schwieriges Kind mit ADHS haben, werden Sie sicher auch viele positive Seiten an ihm finden, z. B. spontane Hilfsbereitschaft in „Notfällen“, aufgeschlossen gegenüber anderen Menschen, kreative Spieleinfälle usw. Achten Sie jeden Tag verstärkt auf die Kleinigkeiten und Selbstverständlichkeiten, die problemlos ablaufen. Sprechen Sie Ihr Kind immer wieder gezielt auf diese „Lichtblicke“ an und freuen Sie sich mit ihm darüber.Reservieren Sie jeden Tag eine bestimmte Zeitspanne für eine gemeinsame „Wohlfühlzeit“, in der Sie und Ihr Kind zusammen in entspannter Atmosphäre spielen, basteln oder lesen. 20 bis 30 Minuten täglich sollten Sie sich ausschließlich für Ihr Kind Zeit nehmen, andere Familienmitglieder (insbesondere Geschwister) sind dabei wegen ADHS nicht erwünscht. Vereinbaren Sie die Wohlfühlzeit immer im Voraus, sodass sich Ihr Kind schon darauf freuen kann. Eine feste Tageszeit wäre für Kinder mit ADHS zwar sinnvoll, ist aber kein „Muss“. In der gemeinsamen Zeit darf Ihr Kind bestimmen, was es tun möchte. Fernsehen und Computerspiele sind wegen ADHS dabei jedoch nicht erlaubt oder zumindest nur für einen sehr begrenzten Zeitanteil (z. B. zum Abschluss fünf Minuten Sandmännchen im Fernsehen zusammen angucken).Loben Sie Ihr Kind in der Wohlfühlzeit gelegentlich, z. B. für ein gelungenes Bauwerk, oder sagen Sie ihm, dass auch Sie sich darüber freuen, miteinander ungestört zu spielen. Sehen Sie bei für ADHS typischen Verhalten (z. B. „Ausrastern“ mit Gebrüll und Türenknallen) demonstrativ weg. Setzt Ihr Kind dieses Verhalten fort, verlassen Sie den Raum und beenden somit die gemeinsame Wohlfühlzeit.

ADHS macht es Ihrem Kind nicht leicht

Kindern mit ADHS gelingt es oft trotz größter Bemühungen nicht, die Erwartungen ihrer Umgebung zu erfüllen. Dinge, die „normalen“ Kindern mit guter Selbststeuerung leicht fallen, sind für Kinder mit ADHS manchmal einfach nicht zu schaffen. Dadurch ist ihr Selbstvertrauen häufig „angeknackst“. Helfen Sie Ihrem Kind durch Erfolgserlebnisse dabei, trotz seiner ADHS wieder mehr Selbstwertgefühl zu gewinnen.
  • Fördern Sie die Stärken Ihres Kindes! Ist es beispielsweise sehr hilfsbereit und hilft es kleineren Kindern/Geschwistern auf dem Spielplatz an der Rutsche, so sollten Sie Ihr Kind darin bestärken, dies öfter zu tun, und ihm auch sagen, dass Sie das sehr nett von ihm finden.
  • Setzen Sie realistische Ziele, die Ihr Kind auch erreichen kann! Erwarten Sie z. B. nicht, dass ein Kind mit ADHS eine halbe Stunde still beschäftigt, sondern geben Sie 10 Minuten als Ziel vor. Ermutigen Sie Ihr Kind („Ich weiß, du kannst das schaffen!“) und loben Sie es auch für kleine Fortschritte. Das verbreitete Chaos und die Langsamkeit bei der Erledigung gestellter Aufgaben, die ADHS mit sich bringt, müssen Sie bis zu einem gewissen Grad einfach ertragen lernen. 
  • Hautkontakt ist auch für Kinder mit ADHS wichtig, obwohl ihnen Reize manchmal schnell zu stark/zu viel sind. Nehmen Sie Ihr Kind ruhig öfter mal in den Arm, legen Sie ihm die Hand auf die Schulter oder streicheln Sie ihm übers Haar. Achten Sie aber bitte immer darauf, ob ihrem Kind die Berührung angenehm ist.

Mein Tipp für den Umgang mit ADHS

Manche Jungen (und auch Mädchen) mit ADHS kuscheln und schmusen nicht gerne, obwohl ihnen intensiver Hautkontakt sehr gut täte. Versuchen Sie es doch mal mit einem „Trockenbad“. Seifen Sie sich gegenseitig pantomimisch ein und rubbeln Sie sich anschließend mit einem (gespielten oder echten) Handtuch trocken. Dabei können Sie Ihr Kind ausgiebig massieren und eventuell verspannte Stellen, z. B. den Nacken, auch intensiver behandeln

Klare Regeln und Grenzen bei ADHS

Kinder mit ADHS sind kleine Chaoten, die sich im Leben besser zurechtfinden, wenn ihnen verlässliche Strukturen vorgegeben werden. Sie brauchen wegen ihrer ADHS– neben unendlich viel Geduld – einen geregelten Tagesablauf mit festgelegten Mahlzeiten, einer vorgegebenen Schlafenszeit und weitere Fixpunkte wie z. B. den morgendlichen Kindergartenbesuch oder den Spielplatzgang am Nachmittag. Eingebaut werden sollten auch Pflichten des Kindes. Führen Sie ein, dass bestimmte Aufgaben zu festgelegten Zeiten erledigt werden, etwa dass vor dem Mittag und Abendessen aufgeräumt wird.
  • Mein Tipp: Kinder mit ADHS tun sich mit unvorhergesehenen Änderungen im Tagesablauf oft recht schwer und reagieren dann bockig. Kündigen Sie Änderungen nach Möglichkeit frühzeitig und wiederholt an.
Eine geordnete Umgebung, also auch ein möglichst aufgeräumtes Kinderzimmer, in dem es besser zu wenig als zu viel Spielzeug gibt, hilft Kindern mit ADHS, sich besser auf ein Spiel zu konzentrieren und länger bei der Sache zu bleiben. In einem vollgestopften Kinderzimmer würde es durch die Vielzahl an Reizen andauern abgelenkt.Setzen Sie nicht zu viele Grenzen, die Ihr impulsives und oft auch vergessliches Kind unmöglich einhalten kann. Reglementieren Sie nur die für Sie wichtigsten Dinge und achten Sie darauf, dass diese wenigen, wichtigen Regeln und Grenzen wirklich konsequent eingehalten werden. Das ist für Sie als Eltern sehr anstrengend, aber die einzige wirklich Erfolg versprechende Methode bei Kindern mit ADHS. Oberster Leitsatz bei ADHS, wenn Regeln oder Grenzen verletzt werden: Handeln statt reden! Anstatt Ihr Kind mehrmals zu ermahnen, gehen Sie nach einer Wiederholung der Aufforderung sofort zu ihm hin und sorgen dafür, dass Ihr Kind der Anweisung nachkommt. Führen Sie Ihrem Kind beispielsweise die Hand, wenn es „nicht weiß“, wie es seine Schuhe oder die Bilderbücher einräumen soll. Nehmen Sie ihm das Spielzeug wieder ab, das es gerade gewaltsam einem anderen Kind entrissen hat oder im Zimmer herumwirft. Ärgert oder schlägt es ständig die Geschwister, stört es ununterbrochen oder redet es wie ein Wasserfall, während Sie telefonieren, dann muss es den Raum für eine Auszeit verlassen. Führen Sie Ihr Kind freundlich, aber klar und bestimmt hinaus oder tragen Sie es notfalls, wenn es nicht freiwillig geht. Anschließend sollte es so viele Minuten in seinem Zimmer bleiben, wie es Jahre alt ist. Tobt und schreit es dort allerdings anhaltend weiter, sollte es so lange allein bleiben, bis es sich wieder beruhigt hat.
  • Mein Tipp: Viele Kinder mit ADHS sind regelrechte Morgenmuffel, und das morgendliche Anziehen führt häufig zu den ersten Reibereien des Tages. Kindern ab drei Jahren, die sich schon fast allein anziehen können, kann hier die „Anziehstraße“ helfen. Legen Sie zusammen mit Ihrem Kind die Kleidungsstücke für den nächsten Tag schon am Abend vorher heraus und reihen Sie diese in der richtigen Reihenfolge (Unterhose, Unterhemd, Strümpfe, Pulli, Hose) mit der Vorderseite nach oben entweder auf dem Boden oder einer Couch auf, sodass Ihr Kind sich selbst „durcharbeiten“ kann. So läuft das Anziehen viel entspannter ab, und Ihr Kind wird sicher sehr stolz sein, wenn es sich ganz allein angezogen hat.
Kommt Ihr Kind einer Aufforderung ohne „Theater“ nach, sollten Sie es umgehend loben. Versuchen Sie, allein schon den guten Willen anzuerkennen, auch wenn das Resultat der Bemühungen oft alles andere als perfekt ist! Ist Ihr Kind mit völlig verdreckten Schuhen ins Haus gekommen, hat es diese aber, nachdem es bereits im Flur etliche Dreckbröckchen verloren hat, ordnungsgemäß in den Schuhschrank geräumt, sollten Sie über den gemachten Dreck entweder schweigend hinwegsehen oder Ihrem Kind ohne Vorwurf den Staubsauger in die Hand drücken, damit es den Schmutz wieder entfernen kann. Hier gilt: Positives bestärken, Negatives (soweit nicht sonderlich tragisch) weniger beachten!

Ein sinnvolles Belohnungs-System für Kinder mit ADHS

Die Belohnungsschnecke als Belohnungssystem für Kinder mit ADHSBei der „Belohnungs-Schnecke“ handelt es sich um ein Belohnungssystem, das zusätzliche Anreize für Ihr Kind schafft, erwünschtes Verhalten zu zeigen. Wenn bei Kindern mit ADHS korrektes Verhalten durch Lob oder besser noch eine kleine Belohnung verstärkt wird, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass sie dieses in Zukunft häufiger zeigen. Dieses System empfiehlt sich insbesondere für Aufgaben oder Anforderungen, die Ihrem Kind besonders schwer fallen. Gibt es z. B. jeden Abend ein Affentheater und dauert es ewig, bis Ihr Kind endlich im Bett ist, könnte es für jeden Abend, an dem es innerhalb einer vorgegebenen Zeit (eventuell mit der „Eierwecker-Methode“) im Bett ist, einen Belohnungspunkt erhalten.Die in der Abbildung gezeigte „Belohnungs-Schnecke“ bietet Platz für acht Belohnungspunkte. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, was die Belohnungspunkte „wert“ sind. Hat es beispielsweise vier Punkte erhalten, kann es sich eine kleinere Belohnung aussuchen (z. B. eine zusätzliche Gute-Nacht-Geschichte, eine halbe Stunde Extra-Spielzeit mit Mama oder Papa). Für acht erreichte Punkte gibt es eine größere Belohnung, z. B. einen Besuch in der Eisdiele bzw. Schwimmbad oder eventuell auch ein lang ersehntes Spielzeug (das nicht unbedingt teuer sein sollte!). Hat Ihr Kind einen Belohnungspunkt erhalten, kann es entweder einen Punkt im Schneckenhäuschen mit Buntstift ausmalen oder aber einen farbigen Klebepunkt (besser noch: kleiner Sticker mit Bild) einkleben.
  • Mein Tipp: Sie können – je nach Wunsch Ihres Kindes – ein oder mehrere eigene „Belohnungsbilder“ zum Ausmalen oder Einkleben von Punkten entwerfen oder aus einem Malbuch bzw. einer Vorlage für Fensterbilder abzeichnen. Gut geeignet sind z. B. auch folgende Motive: Schlange, Raupe, Eisenbahn (mit vielen Waggons), Gänsemutter mit Küken im Gänsemarsch usw. 
Geben Sie den Belohnungspunkt unmittelbar nach erfolgreicher Ausführung einer Aufgabe! Für Kinder mit ADHS unter drei Jahren ist es sinnvoller, befolgte Aufforderungen jeweils sofort durch eine Kleinigkeit zu belohnen (Buch vorlesen, Extra-Spielzeit).

Bewahren Sie Ihr Kind vor einer Reizüberflutung

Zu viele Reize schaden einem Kind mit ADHS nur und machen es noch überdrehter und unruhiger. Halten Sie bei sehr unruhigen Babys die tägliche Routine ein – zu viele Ausflüge, Besuche bei Freunden/Verwandten oder Kursangebote mit vielen neuen Reizen (Babyschwimmen, Krabbelgruppe) sind bei oft alles andere als hilfreich. Auch Klein- und Kindergartenkinder, deren Verhalten ADHS typisch ist, dürfen nicht durch zu viele Unternehmungen überfordert werden. Lassen Sie Ihr Kind lieber mal allein in der Sandkiste spielen oder basteln Sie mit ihm. Wenn Sie Freunde Ihres Kindes zu sich nach Hause einladen, sollten nicht mehr als maximal zwei Kinder gleichzeitig zu Besuch kommen.
  • Beschränken Sie bei Kinder mit ADHS den Fernsehkonsum!lassen Sie Ihr Kind nicht länger als 20 bis 30 Minuten täglich fernsehen.

Was hilft, wenn Ihr Kind wieder mal so richtig „ausflippt“?

Nehmen Sie die für ADHS typischen Wut- und Trotzanfälle am besten nicht persönlich. Die impulsiven Kinder mit ADHS sind schnell sehr erregt, können sich dadurch aber auch schnell (und eben sehr heftig) wieder „abregen“. Die goldene Regel bei akuten Ausbrüchen lautet: „Kind schweigend vom Tatort entfernen.“ Versuchen Sie keinesfalls, den Trotzkopf verbal zu beruhigen, das führt in 99 von 100 Fällen dazu, dass das Kind sich noch mehr aufregt! Klemmen Sie sich Ihr Kind entschlossen, aber ohne Worte unter den Arm und bringen Sie es in sein Kinderzimmer. Dort soll es so lange bleiben, bis es sich abgeregt hat. Oft will es ohnehin erst herauskommen, wenn es sich beruhigt hat, andernfalls bringen Sie es konsequent ins Kinderzimmer zurück, wenn es tobend wieder herauskommt. Rennt Ihr Kind wutentbrannt und eventuell Türen knallend aus dem Raum, lassen Sie es bitte in Ruhe, bis es von selbst wieder auftaucht.Es ist nicht sinnvoll, ein Kind mit ADHS auf sein „unmögliches“ Verhalten anzusprechen, sobald es sich wieder beruhigt hat, da das häufig zu einem erneuten Wutanfall führt. Versuchen Sie nach Möglichkeit, die erstbeste Gelegenheit nach dem „Anfall“ zu nutzen, um es für etwas Positives zu loben.

Austoben hilft nicht immer bei ADHS

Kinder mit ADHS brauchen unbedingt viel Platz, um ihren Bewegungsdrang auch ausleben zu können. Bei ADHS ist ein großes Kinderzimmer, in dem es die Möglichkeit zum Rutschen und Klettern gibt, ideal. Verschiedene Möbelhersteller bieten inzwischen entsprechende Kindermöbel-Programme an. Reines „Austoben“ ist meist weniger sinnvoll, da Kinder mit ADHS oft dermaßen aufgedreht werden, dass sie danach nicht mehr zur Ruhe kommen. Hat sich ein Kind erst einmal richtig „hochgeschaukelt“, hilft am besten eine gezielte Bewegung, die einen gewissen Kraftaufwand erfordert (schweren Gegenstand tragen, ziehen oder schieben), um das Kind wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Mein Tipp: Abendliches Toben sollte tabu sein, da das Zu-Bett-Gehen dann mit Sicherheit zum Drama ausartet! Am besten ist „gelenkte“ Bewegung, also z. B. Tanzen oder auch Sport (besonders gut: Intervalltraining mit dem Wechsel von schneller und langsamer Bewegung). Ideale Sportarten für Kinder mit ADHS sind die, die besonders das Körpergefühl fördern, wie Judo und auch Reiten.

Professionelle Hilfe bei ADHS

Ein spezielles stationäres Behandlungskonzept für Kinder mit ADHS, bei dem Mutter und Kind aufgenommen werden und das für Kinder ab drei Jahren geeignet ist, bietet die Fliedner Klinik in Duisburg. Die stationären Behandlungskosten werden bei gestellter ADHS-Diagnose von allen privaten Krankenversicherungen übernommen sowie im Rahmen von Einzelfallentscheidungen auch von einigen gesetzlichen Krankenkassen.
  • Weitere Informationen:Fliedner Klinik Duisburg, Zentrum für Kinder- und JugendpsychotherapieZu den Erlen 69, 47269 DuisburgTel. 0203/72 995-0

Wie bringen Sie Ihr Kind dazu, Ihren Aufforderungen Folge zu leisten?

Sprechen Sie Ihr Kind laut und deutlich mit seinem Namen an und nehmen Sie Blickkontakt auf. Gehen Sie eventuell in die Hocke, sodass Sie in Augenhöhe mit ihm sind und/oder legen Sie ihm die Hand auf die Schulter. Das hilft Ihrem Kind, sich auf Sie und die Aufforderung zu konzentrieren. Lassen Sie es eventuell die Aufforderung wiederholen („Also, was sollst du tun?“), um sicherzugehen, dass Ihr Kind sie auch gehört hat.

Hilfreich ist oft die 1-2-3-Regel

Sagen Sie Ihrem Kind, was es tun bzw. lassen soll und welche Konsequenzen erfolgen, wenn es bei „drei“ nicht gehorcht. Zählen Sie dann bis drei. So lange hat es Zeit, Ihrer Aufforderung nachzukommen. Konsequent angewendet, hat dieses Vorgehen eine gewisse Signalwirkung, die das Befolgen von Aufforderungen erleichtert.
  • Beispiel: Ihr Kind wühlt im Blumentopf. Sie sagen: „Nein, (Name Ihres Kindes)! Bei drei sind die Hände aus der Erde, sonst kommst du in deinen Laufstall. Eins, zwei und die letzte Zahl heißt (hier können Sie ja noch ein kleines Päuschen machen) drei. Und jetzt sind die Hände raus aus der Erde.“ Ansonsten setzen Sie Ihr Kind in den Laufstall. Ein größeres Kind können Sie bei wiederholten Regelverstößen für eine Auszeit in sein Zimmer schicken.

Spezielle Tipps für das Leben mit einem hyperaktiven Kleinkind

Zerlegen Sie Aufgaben in kleine, überschaubare Schritte! Soll Ihr Kind beispielsweise den Tisch decken, geben Sie ihm zunächst nur die Anweisung, das Besteck aufzudecken. Hat es diese Aufgabe durchgeführt, weisen Sie es an, nun die Teller hinzustellen usw. Die Trödelei können Sie mit Hilfe eines Eierweckers abstellen. Geben Sie Ihrem Kind ein kleines Arbeitshäppchen vor und stellen Sie auf einem Eierwecker eine realistische Zeit ein, in der diese Aufgabe gut zu bewältigen ist. Hat Ihr Kind es geschafft, die Aufgabe bis zum Läuten des Weckers zu erledigen, loben Sie es oder geben Sie ihm eine vorher abgesprochene Belohnung bzw. einen Belohnungspunkt für die weiter unten vorgestellte „Belohnungs-Schnecke“. Hat Ihr Kind eine Anordnung von Ihnen problemlos ausgeführt, loben Sie es bitte danach! Die meisten Eltern erwarten Gehorsam von ihrem Kind und finden es selbstverständlich, dass ihren Anordnungen Folge geleistet wird. Insbesondere wenn mehrere Ermahnungen vorausgegangen sind, haben Sie als Eltern oft das Gefühl „Na endlich! Warum nicht gleich so?“ und wenden sich wieder anderen Dingen zu. Für Ihr Kind bedeutet das aber, dass es nach Erledigung der Aufgabe weniger (oder gar keine) Aufmerksamkeit bekommt als vorher, als es Sie durch sein Verhalten quasi dazu gezwungen hat, sich aufgrund seines Ungehorsams mit ihm zu beschäftigen. Wohlverhalten „lohnt“ sich also nicht sonderlich. Dem können Sie nur durch promptes Lob oder aber eine Belohnung bzw. einen Belohnungspunkt entgegenwirken.Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Kind wirklich weniger Schlaf braucht und länger wach ist als andere Kinder in diesem Alter. Verabschieden Sie sich von dem Anspruch, dass Ihr Kind eine Zeit lang mit altersentsprechendem Spielzeug allein spielen können sollte. Wenn Sie es ständig beschäftigen und bei Ihrer Hausarbeit mitmachen lassen, dauert zwar die Arbeit deutlich länger und der Haushalt wird eben nicht so perfekt sein, doch ist Ihr Kind dann wesentlich zufriedener und weniger quengelig. Typische Quengelzeiten (etwa am Spätnachmittag) lassen sich am ehesten durch Spaziergänge überbrücken. Das Anziehen und Wickeln sollten Sie sicherheitshalber auf den Boden verlegen. Sie dürfen Ihr Kind nicht aus den Augen lassen, denn dank seiner Schnelligkeit und seines Einfallsreichtums kann es sich in einem unbeobachteten Moment schnell in Gefahr bringen. Abhilfe schafft hier ein Laufställchen oder auch ein Türgitter am kindersicher eingerichteten Kinderzimmer (abschließbare Fenstergriffe sind zu empfehlen!). Türgitter oder Laufställchen können Ihrem Kind auch helfen zu lernen, sich „dosiert“ für kurze Zeit (anfangs nur wenige Minuten) selbst zu beschäftigen.