5 Tipps gegen Vergesslichkeit in der Pubertät

Manche Eltern erkennen ihr Kind in der Pubertät oft nicht wieder. Es verändert sich nicht nur äußerlich, auch sein Verhalten wirkt mitunter fremd oder sonderbar. Aber längst nicht alle diese Veränderungen sind nur den Hormonen geschuldet. Die weitaus größere „Baustelle“ befindet sich während der Pubertät im Gehirn der Teenager. Was dort genau passiert, welche Probleme diese „Baumaßnahmen“ bewirken können und wie Sie Ihrem Kind speziell bei Vergesslichkeit sinnvoll unter die Arme greifen können, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Lern- und Arbeitstechniken

Während der Pubertät wird das Gehirn neu ausgerichtet, sodass es effizienter und schneller arbeitet. Manche diese Umbauprozesse sind früher abgeschlossen, einige hingegen erst jenseits des 20. Lebensjahres. Diese „Umbauarbeiten“ können sich mehr oder weniger deutlich sowie kürzer oder länger auf das Verhalten Ihres Kindes auswirken. Davon betroffen sind dann z.B. folgende Fähigkeiten:

  • Die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen: z.B. „Mache ich erst meine Hausaufgaben oder verabrede ich mich erst zum Fußballspielen?“
  • Die Fähigkeit zur Planung: Vorausschauende zeitliche und inhaltliche Planung für anstehende Klassenarbeiten, Tests oder andere Aufgaben fallen Ihrem Kind schwer. Auch Pünktlichkeit kann zum Problem werden.
  • Die Bewertung von Signalen: z.B. Mutter genervt: „Bitte trage jetzt den Müll raus! Hast du das verstanden?“ Sohn: „Ja, irgendwie schon?!“
  • Die Deutung von Emotionen: Die Geschwindigkeit, mit der Pubertierende die Gefühle anderer Menschen erkennen, ist um bis zu 20 Prozent reduziert.
  • Die Unterdrückung von Impulsen: Ihr Kind reagiert – anders als später der erwachsene Mensch – spontan und instinktiver.
  • Das Nachdenken über Handlungskonsequenzen: Da in der Pubertät das Handeln noch mehr vom „Bauch“ als vom „Kopf“ gesteuert wird, fällt es Ihrem Kind schwer, die Folgen seines Handelns im Vorhinein abzuwägen. 

Vergesslichkeit ist kein „böserWille“

Der Blick auf all die Veränderungen zeigt, dass Ihr Kind während der Pubertät also nicht unbedingt absichtlich wichtige Termine, Aufgaben oder Uhrzeiten vergisst. Die Veränderungen im Denkapparat sind vielmehr oft der Grund dafür, dass Ihr Kind z.B. auf dem Weg in die Küche bereits schon wieder vergisst, dass es dort den Müll und nicht eine Cola holen sollte. Oft sind die Jugendlichen allerdings über ihre Unzulänglichkeiten in dieser Zeit nicht weniger unglücklich als ihre Eltern oder Lehrer. Sie spüren, dass sie unzuverlässig sind, das eigene Verhalten oft unvorhergesehen zu Ärger und schlechten Noten führt und sie fühlen sich nicht selten unverstanden, weil es ihnen selbst schwerfällt, andere zu verstehen

Für Sie als Eltern bedeutet das, dass Sie Ihrem Kind immer wieder Mut machen, aber ihm auch zeigen, wie es strukturierter und besser lernen kann, um seine „Vergesslichkeit“ nach und nach besser in den Griff zu bekommen. Die folgenden fünf Tipps können dabei prima unterstützen: Tipp 1 und 2 helfen Ihrem Kind, das Lernen besser zu organisieren und zu planen, Tipp 3, 4 und 5 sind Techniken und Methoden, mit denen Ihr Kind Lernstoff besser lernen und behalten kann.

Tipp 1: Arbeiten mit dem Wochenplan

Der Wochenplan ist ein Instrument, mit dem Ihr Kind selbstständig das tägliche Lernen für die Schule und seine Freizeit organisieren kann.

Das gehört in den Wochenplan Zunächst überträgt Ihr Kind seinen Stundenplan in den Wochenplan. Anschließend sollte es überlegen, ob und wie lange es nach der Schule pausieren muss, bis es sich wieder fit fühlt für die weiteren anstehenden Aufgaben. Nun trägt es verbindlich für jeden Tag in der Woche seine festen Hausaufgaben- und Lernzeiten sowie feste Freizeittermine und andere Termine in den Plan ein. Am besten wählt Ihr Kind für jede Rubrik eine andere Farbe. Zusammengefasst sollte der Wochenplan Ihres Kindes also Folgendes beinhalten:

  • den Stundenplan
  • Pausenzeiten
  • Hausaufgabenzeiten
  • zusätzliche Lernzeiten und
  • feste Freizeitaktivitäten (Musik, Sport etc.)

So unterstützen Sie richtig

Wie motiviert Ihr Kind seinen Wochenplan erarbeitet und wie verbindlich es sich anschließend daran hält, hängt entscheidend davon ab, wie selbstständig und eigenverantwortlich Ihr Kind agieren kann. Wichtig ist: Nicht Sie planen für Ihr Kind, sondern Ihr Kind plant für sich selbst! Intervenieren Sie zu sehr, dann handelt es sich nicht mehr um den persönlichen Wochenplan Ihres Kindes, sondern um Ihren Plan, den Ihr Kind erfüllen soll. Es besteht die Gefahr, dass Ihnen Ihr Kind nun „beweisen“ will, dass Ihr Plan nicht funktionieren kann! Also: Lassen Sie die Verantwortung für das Erstellen des Planes bei Ihrem Kind – nur so kann Eigenmotivation und Selbstverantwortung entstehen. Steht der Plan, dann sollte Ihr Kind ihn erst einmal eine Weile lang ausprobieren. Legen Sie gemeinsam fest, bis wann (z.B. in einem Monat). Zum vereinbarten Zeitpunkt lassen Sie Ihr Kind seine Arbeit mit dem Wochenplan reflektieren und gegebenenfalls selbst, also ohne Ihren „erhobenen Zeigefinger“, korrigieren.

Tipp 2: Klassenarbeiten rechtzeitig vorbereiten

Damit Ihr Kind sich richtig auf Klassenarbeiten so vorbereitet, damit die Inhalte auch im Gedächtnis bleiben und nicht wieder vergessen werden, empfehlen wir einen 5-Tages-Plan:

Der 1. Tag: Überblick gewinnen und planen

Wenn sich Ihr Kind zuerst einen genauen Überblick über den Lernstoff macht, kann es sich anschließend gezielt und zügig vorbereiten. Die Zeit, die es für die Planung einsetzt, wird Ihr Kind später doppelt und dreifach wieder zurückholen. Mit folgenden Anweisungen nutzt Ihr Kind Tag 1 sinnvoll: Ordne deine Materialien wie zum Beispiel Bücher, Arbeitsblätter, Hefteinträge oder persönliche Notizen. Sollte etwas fehlen, dann organisiere dir diese Materialien von Mitschülern. Notiere auf einem Blatt Papier, was für die Klassenarbeit gelernt werden muss. Weißt du nicht, was du lernen musst, dann solltest du heute deine Mitschüler oder deinen Lehrer fragen. Teile den Vorbereitungsstoff in zwei Portionen auf. Den ersten Teil lernst du am Tag 2, den zweiten Teil am Tag 3.Wenn du merkst, dass du etwas nicht verstanden hast, dann organisiere dir heute Hilfe. Überlege dir Lernstrategien, wie du den Lernstoff am besten lernen und wiederholen kannst.

Suche dir Übungen, die den Stoff vertiefen. Vielleicht kannst du dir ja Übungsarbeiten zu deinem Klassenarbeitsthema besorgen?!

Der 2. und 3. Tag: Gezieltes Lernen und Wiederholen

Diese beiden Tage sind für das Nachlernen und Wiederholen der Lerninhalte reserviert. Hier konzentriert sich Ihr Kind gezielt auf seine Schwachstellen – also den Lernstoff, der noch nicht richtig sitzt.

Es kann hilfreich und motivierend sein, wenn Ihr Kind an einem dieser beiden Tage mit Freunden übt. So können sie sich gegenseitig den Lernstoff erklären und offene Fragen gemeinsam beantworten. Weiteres zum Thema „Gemeinsam lernen“ finden Sie bei Tipp 5.

Der 4. Tag: Gesamtwiederholung und Generalprobe

An diesem Tag wiederholt Ihr Kind noch einmal die Inhalte der letzten beiden Vorbereitungstage. Als Generalprobe kann es an diesem Tag zum Beispiel eine „Übungsarbeit“ schreiben, die es sich selbst zusammenstellt. Ihr Kind sollte dabei genau überlegen, welche Fragen der Lehrer in der Arbeit stellen könnte. Achten Sie darauf, dass es seine Vorbereitung rechtzeitig beendet. Spätestens zum Abendessen sollte Schluss mit Lernen sein. Hilfreich ist, wenn Ihr Kind zum Abschluss alles bereits zurechtlegt, was es für den kommenden Tag benötigt. So kann es mit der nötigen Ruhe in die bevorstehende Klassenarbeit gehen.

Der 5. Tag: Der Tag der Klassenarbeit

An dem Tag der Klassenarbeit steht die Ruhe im Vordergrund. Daher sollte Ihr Kind rechtzeitig aufstehen und sich Zeit für ein kleines Frühstück lassen. Helfen Sie Ihrem Kind, positive Gedanken zu finden.

Das Motto sollte lauten: Ich bin gut vorbereitet und voll konzentriert! Nur mit dieser positiven Einstellung wird es die gelernten Inhalte während der Klassenarbeit abrufen und zu Papier bringen können. Zeigen Sie als Eltern jederzeit Ihr vollstes Vertrauen, selbst wenn Sie persönlich nicht sicher sein sollten, dass der Lernaufwand der letzten Tage ausreichend gewesen ist.

Tipp 3: Anfertigen eines Mindmap-Spickzettels

Vermutlich eine der besten Gedächtnishilfen bei der Vorbereitung auf Klassenarbeiten, mündliche Prüfungen etc. ist das Schreiben von „Spickzetteln“. Allerdings meinen wir damit nicht diese kleinen, kaum leserlichen Papierstückchen, die dann irgendwo zwischen Schreibsachen, Hosentasche oder Brotbüchse versteckt werden. Besser sind strukturierte, farbig angelegte Spickzettel, auf denen Ihr Kind ausschließlich in Stichwörtern das verlangte Wissen überblicksartig oder detailgenau abbildet – besser bekannt sind solche Spickzettel unter den Namen Gedächtniskarte oder Mindmap.

Tipp 4: Anlegen einer Schlüsselwörter-Kartei

Alternativ oder zusätzlich zur Spickzettel-Methode kann Ihr Kind Lerninhalte (sehr gut auch Vokabeln!) mithilfe von Karteikarten lernen.

Auch das Lernen mit der Lernkartei hat für das Gedächtnis viele Vorteile: Ähnlich wie bei der Spickzettel-Methode werden Ihrem Kind bereits beim Beschriften der Karteikarten Leistungen abverlangt, die das intensive Durcharbeiten des Lernstoffs voraussetzen, so z.B. das Reduzieren wichtiger Lerninhalte auf wenige Schlüsselwörter und Stichpunkte.

Tipp 5: Lernstoff diskutieren und mit eigenen Worten erklären können

Die meisten Schüler begnügen sich damit, den benötigten Lernstoff nur „noch mal durchzulesen“. Die etwas Fleißigeren schreiben besonders wichtige Lerninhalte vielleicht noch einmal ab oder notieren in Stichpunkten, was sie unbedingt behalten wollen. Sicher sind dies auch Wege, über die das Gedächtnis Lernstoff speichern kann – allerdings vergleichsweiserecht uneffektive Lernwege. Es ist jedoch bekannt, dass sich die Behaltensleistung deutlich verbessert, wenn zwei oder auch mehr Lernkanäle gleichzeitig am Lernen beteiligt sind – z.B. Ihr Kind liest Texte über den Mauerfall und die letzten Tage der DDR, hört den Erklärungen des Lehrers oder auch Radio- und anderen Tonmitschnitten zu und schaut sich im Buch oder in alten Zeitungen Fotos an. Bereits ca. 70 Prozent behält Ihr Kind, was es mit eigenen Worten wiedergeben oder erklären kann. In dem Moment also, in dem Ihr Kind beginnt, aktiv mitseinem Lernstoff zu arbeiten, speichert das Gedächtnis beinahe automatisch mit. Das ist z.B. der Fall, wenn Ihr Kind seine Lerninhalte kritisch hinterleuchtet, selbstständig Zusammenhängeerklärt, Parallelen zu anderen Lerninhalten herstellt, mit Ihnen oder Freunden darüber diskutiert etc. Nur wenn es bestimmte Lerninhalte selbst ausprobieren kann, wie z.B. beim Aufbauen einer Versuchsreihe in Chemie, speichert das Gedächtnis auf Anhieb noch etwas mehr.