Lerntyp-Bestimmung für Teenager: Den persönlichen Lernstil finden
In diesem Artikel können Sie mit Hilfe eines einfachen Tests herausfinden, über welche Wahrnehmungskanäle Ihr Kind am besten lernen bzw. Lernstoff behalten kann. Der Test ist angelehnt an den vermutlich bekanntesten Test zur Bestimmung des Lerntyps von Frederic Vester.
Bestimmung des Lerntyps nach Frederic Vester
Diese Sinne sind auch bei der Aufnahme von Lernstoff beteiligt. Welche dieser Wahrnehmungs- bzw. Lernkanäle Ihr Kind beim Lernen bevorzugt einsetzt, hängt maßgeblich mit der Ausprägung der verschiedenen Kanäle im bisherigen Leben zusammen. Schon die ersten Eindrücke als Säugling und Kleinkind prägen die späteren Fähigkeiten, Vorlieben und auch Abneigungen.
Aber auch das Alter Ihres Kindes spielt bei der Art des Lernens eine wichtige Rolle: In Kindergarten, Vorschule und Grundschule wird durch den Einsatz entsprechender Materialien zum „Begreifen“ die kinästhetische Wahrnehmung des Kindes gefordert und gefördert – spätestens ab Klasse 5 werden von ihm jedoch überwiegend visuelle und auditive Fähigkeiten verlangt.
Schülern, die diese Umstellung nicht schaffen, fällt es oft schwer, mit abstrakten Lerninhalten umzugehen, Tabellen, Diagramme oder Schaubilder zu verstehen, sich einen genauen Überblick über bestimmte Sachverhalte zu verschaffen oder den Ausführungen der Lehrer konzentriert zu folgen.
Um entscheiden zu können, welche Lerntechniken für Ihr Kind die richtigen sind, ist es wichtig zu wissen, welcher Lerntyp Ihr Kind ist. Das Lernen wird leichter und macht auch mehr Spaß, wenn in Zukunft bevorzugt der stärkste Lernkanal eingesetzt wird. Zusätzlich ist es sinnvoll, die schwächeren Kanäle durch entsprechendes Training zu verbessern. Wie aber können Sie nun herausfinden, wie Ihr Kind am besten lernt? Der nachfolgende Lerntypentest und alle weiteren Ideen sollen Ihnen dabei helfen.
Hier können Sie sich kostenlos den Test zur Lerntyp-Bestimmung downloaden. Mit diesem Test können Sie herausfinden, über welchen Wahrnehmungskanal die Behaltensleistung Ihres Kindes am besten funktioniert. Über die Intelligenz Ihres Kindes bzw. die Fähigkeit wie gut es Lernstoff verstehen kann, trifft dieser Test grundsätzlich keine Aussage. Zunächst werden die visuellen Fähigkeiten des bildlichen Sehens und des Lesens, dann die auditive (Hören) und schließlich die kinästhetische Wahrnehmungsfähigkeit (Fühlen) getestet.
Die Testvorbereitung
Folgende Materialien werden beim Test benötigt:
- 10 Gegenstände zum Sehen: (zum Beispiel CD-Hülle, Taschenlampe, Schlüssel, Uhr etc.) – am besten in einem Karton versteckt
- 10 DIN-A4-Blätter mit jeweils einem Begriff zum Lesen: (zum Beispiel Nähmaschine, Holzbohrer, Schwimmreifen, Zahl etc.) groß geschrieben
- 10 weitere Begriffe zum Hören: (zum Beispiel Feldsalat, Nagelschere, Glücksklee, Zeitung etc.) auf einem Zettel verdeckt notiert
- 10 Gegenstände zum Betasten: (zum Beispiel Korken, Löffel, Taschentuch, Buch etc.) in einem Karton versteckt und eine Augenbinde
Gegenstände und Begriffe dürfen sich dabei nicht wiederholen. Achten Sie bei der Auswahl der Testbegriffe und –gegenstände darauf, dass sie von Ihrem Kind auf den ersten Blick erkannt und benannt werden können.
Der Lerntypentest besteht aus vier Teilen
Teil 1: Bildliches Sehen
Zeigen Sie Ihrem Kind die zehn Gegenstände im Abstand von etwa zwei Sekunden. Verstecken Sie die Kiste mit den Gegenständen zum Beispiel unter dem Tisch, damit Ihr Kind nur jeweils einen Gegenstand zu Gesicht bekommt. Der gezeigte Gegenstand verschwindet immer erst in der Kiste, bevor der nächste Gegenstand herausgeholt wird. Stellen Sie anschließend Ihrem Kind 30 Sekunden lang leichte Rechenaufgaben (zum Beispiel 5 plus 8, 6 minus 2, 4 mal 4 etc.), um es vorübergehend abzulenken. Nach dem Rechnen fordern Sie Ihr Kind auf, alle behaltenen Gegenstände aufzuzählen. Die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle. Schreiben Sie auf dem Auswertungsbogen mit, und notieren Sie die Anzahl der behaltenen Gegenstände. Ältere Kinder oder solche, die schon sehr gut schreiben, dürfen den Auswertungsbogen natürlich selbst ausfüllen.
Teil 2: Lesen
Zeigen Sie Ihrem Kind nacheinander die auf den DIN-A4-Blättern geschriebenen Begriffe. Die Testbedingungen entsprechen bei dieser Übung und auch der folgenden denen von Übung 1: Ihr Kind darf jeden Begriff zwei Sekunden lang lesen. Dann wird 30 Sekunden zur Ablenkung gerechnet. Ihr Kind zählt anschließend die behaltenen Begriffe auf. Sie schreiben mit und notieren die Anzahl der richtigen Begriffe auf dem Auswertungsbogen.
Teil 3: Hören
Lesen Sie Ihrem Kind die zehn Begriffe im Abstand von zwei Sekunden bei langsamer Sprechgeschwindigkeit vor. Anschließend wird wieder gerechnet und Teil 3 des Lerntypentests ausgewertet.
Teil 4: Fühlen
Verbinden Sie Ihrem Kind die Augen. Reichen Sie ihm dann nacheinander die ausgewählten Gegenstände zum Betasten. Ihr Kind soll mit einem Nicken signalisieren, wenn es den Gegenstand erfühlt hat. Dabei werden in der Regel mehr als zwei Sekunden benötigt. Wenn ein Gegenstand erfühlt wurde, wird der nächste gereicht. Nun werden wieder 30 Sekunden leichte Rechenaufgaben gestellt, und abschließend wird das Ergebnis auf dem Auswertungsbogen festgehalten.
Übertragen Sie das Ergebnis in das Auswertungs- Diagramm
Nutzen Sie das Auswertungs-Diagramm, um das Ergebnis zu veranschaulichen. Das Beispiel soll Ihnen verdeutlichen, wie das funktioniert. Führen Sie den Test in einigen Monaten noch einmal durch, um zu sehen, ob sich der Lerntyp Ihres Kindes bzw. die Behaltensleistung der Wahrnehmungskanäle inzwischen verändert hat.
Zur Auswertung des Tests
Wahrscheinlich hat der Test ergeben, dass Ihr Kind im kinästhetischen oder visuellen Bereich am stärksten ist. Vielleicht liegen seine Wahrnehmungsleistungen beim Lesen nur knapp dahinter. Beim Hören könnte Ihr Kind im Test am schwächsten abgeschnitten haben. Ist das Testergebnis in dieser Weise ausgefallen, dann entspricht es den häufigsten Ergebnissen bei Schülertests.
Die meisten Tests mit Schülern zeigen nämlich, dass das Hören die schwächste Wahrnehmungsleistung ist. Gerade diese Wahrnehmungsleistung ist es aber, die vielen Schülern auf weiterführenden Schulen immer noch häufig abverlangt wird. Lehrer, die wenig anschaulich viel erzählen, oder Schüler, die in Referaten viele Informationen und komplizierte Zusammenhänge ohne gute Visualisierungen vermitteln, machen das Lernen nicht leichter.
Neben dem Fühlen können Schüler in der Regel Lernstoff am besten über das Sehen behalten. Je älter und trainierter die Schüler sind, umso besser funktioniert auch ihre Wahrnehmung über das Lesen. Da in der Mittelstufe das Lernen über den kinästhetischen Sinn vergleichsweise nur selten möglich ist, ist es dann besonders wichtig, dass Ihr Kind gezielt visuelle Lernstrategien einsetzt.
Beobachten Sie Ihr Kind beim Lernen
Auch wenn der Lerntypen-Test Ihrem Kind gezeigt hat, welchen Wahrnehmungskanal es beim Lernen vorwiegend am liebsten einsetzt, so gibt es doch immer wieder Lernsituationen, in denen es den richtigen Zugang zum Lernstoff sucht. Diesen Suchprozess können Sie gut an den Augenbewegungen beobachten.
Je nach Blickrichtung können Sie erkennen, welcher Wahrnehmungskanal im Moment aktiviert ist. Allerdings müssen Sie genau aufpassen, denn der Blick geht dabei meist nur ganz kurz in die jeweilige Richtung.
- Schaut Ihr Kind nach oben rechts, stellt es sich Dinge vor, die es so vorher noch nie gesehen hat (visuelle Konstruktion).
- Der Blick nach oben links bedeutet, dass Ihr Kind sich in diesem Moment an etwas erinnert, was es schon früher gesehen hat (visuelle Erinnerung).
- Auf Ohrhöhe nach rechts bewegen sich die Augen, wenn Ihr Kind innerlich etwas Auditives konstruiert, wie z.B. Melodien, Töne, Geräusche oder Stimmliches (auditive Konstruktion).
- Erinnert es sich an Töne, Stimmen oder Geräusche, dann bewegen sich die Augen auf Ohrhöhe nach links (auditive Erinnerung).
- Nimmt Ihr Kind Empfindungen wahr oder erlebt es Emotionen bzw. Gefühle, bewegen sich die Augen nach unten rechts (kinästhetisch).
- Lauscht Ihr Kind seiner inneren Stimme oder führt es Selbstgespräche, wandern die Augen nach unten links (innerer Dialog).