„Chill mal, Mama!“ So kommen Sie gelassen und mit Humor durch die Pubertät

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, wird es manchmal anstrengend. Diskussionen, Streit und Widerworte machen den Umgang mit dem Teenager mitunter mühsam. Das ist jedoch kein Grund zur Panik! Auch wenn es jetzt gelegentlich turbulent zugeht, so können Sie doch viel dazu beitragen, damit die ganze Familie gut durch diese wilde Phase kommt. Am wichtigsten ist es, dass Sie sich eine gelassene und positive Grundhaltung aneignen. Lesen Sie hier, wie Sie es schaffen, gesund und munter durch die Pubertät Ihres Kindes zu kommen und Ihrem Kind dabei noch eine gute Stütze sein zu können. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungstipps

„Als Lina in die Pubertät kam, war ich wie vor den Kopf gestoßen. Eben war sie noch so lieb und niedlich, plötzlich kratzbürstig und launisch. Ich erkannte mein eigenes Kind nicht wieder. Ich schwankte zwischen Wut, Traurigkeit und Ärger. Irgendwann kapierte ich, dass das zum Teil auch ihre Gefühle sein mussten, die ich da spürte. Sie war ja ebenso hin- und hergerissen zwischen den unterschiedlichsten Zuständen. Je klarer ich mir darüber wurde, desto mehr Verständnis konnte ich für sie aufbringen. Ich habe dann versucht, mich emotional nicht mehr so verwickeln zu lassen. Das klappte ganz gut, ich konnte dann ruhiger bleiben. Mit meinem Mann konnte ich abends über die entstandenen Situationen reden, manchmal darüber lachen, das hat uns beiden gutgetan. Gestritten haben meine Tochter und ich zwar immer noch, aber wir konnten uns schneller abregen und hatten auch zwischendurch wieder mehr Spaß miteinander.“ Frau V. erinnert sich an die Pubertät ihrer Tochter mit gemischten Gefühlen. Sie schildert jedoch anschaulich, wie wichtig es ist, sich nicht einfach dem Gefühls-Chaos auszuliefern, sondern die neue Situation bewusst zu gestalten. Ihr gelang es u.a.,

  • sich auf eine gute Art von Ihrer Tochter abzugrenzen, d.h. die Gefühle ihrer Tochter von ihren eigenen abzukoppeln;
  • Verständnis für ihre Tochter zu entwickeln;
  • aus dem ersten Schockzustand herauszuwachsen und angemessene Strategien für den Umgang mit ihrer Tochter zu entwickeln; 
  • einen humorvollen Umgang mit den Problemen zu finden und
  • sich im Gespräch mit ihrem Mann Hilfe und Entlastung zu holen.

All das sind gute Möglichkeiten, um die veränderte Situation besser meistern zu können. Besonders wichtig aber ist es, die eigene Einstellung zu verändern:

  • Betrachten Sie die Pubertät nicht nur als lästiges Übel, sondern als wichtige Lebensphase Ihres Kindes, in der Sie ihm noch einmal richtig viel Gutes mit auf den Weg geben können.
  • Haben Sie keine Angst vor der Pubertät. Je lockerer Sie damit umgehen, desto einfacher wird es.
  • Seien Sie gespannt auf die Entwicklung und Veränderung Ihres Kindes. Das Erwachsenwerden eines Jugendlichen zu begleiten und beobachten, kann ein sehr bereichernder Prozess sein!

11 Tipps für eine gelassene und positive Haltung:

So kommen Sie gut durch die wilde Phase

1. Üben Sie sich in Achtsamkeit.

  • Achtsam zu sein bedeutet: Einfach wahrzunehmen, was gerade ist, ohne das zu bewerten oder ändern zu wollen. Das hört sich einfacher an, als es ist. Es lohnt sich aber besonders in stressigen Lebensphasen, sich regelmäßig in Achtsamkeit zu üben, da es entspannend wirkt und die Selbstheilungskräfte aktiviert.
  • Sie können dafür angeleitete Achtsamkeitsmeditationen nutzen, etwa die Sitzmeditation oder den beliebten BodyScan nach Jon Kabat-Zinn. Dass Achtsamkeit heilsam für Körper und Seele sein können, wurde mittlerweile übrigens nachgewiesen. So wird das sogenannte MBSR („Mindfulness based stress reduction“ = Stressbewältigung durch Achtsamkeit) schon länger erfolgreich bei psychischen Problemen oder chronischen Schmerzen eingesetzt.
  • Sie finden auf youtube.de viele kostenlose Anleitungen für Achtsamkeitsmeditationen.

2. Sorgen Sie gut für sich 

  • Achten Sie insbesondere auf Ihre Gesundheit. Gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeit am Tag sollten selbstverständlich sein. Alkohol, Nikotin und Koffein im Übermaß stressen den Körper unnötig. Nutzen Sie auch unbedingt die Vorsorgechecks beim Hausarzt.
  • Aber auch die Psyche will umsorgt werden: Achten Sie auch auf seelische Signale. Übergehen Sie Ihre Gefühle nicht ständig, sondern erlauben Sie ihnen, da zu sein. Es ist okay, mal traurig oder wütend zu sein. Dabei ist es allerdings nicht wichtig, diese immer auszuagieren oder an anderen auszulassen. Wichtig ist, sie zuzulassen und zu spüren. Prüfen Sie auch genau, auf wen Sie eigentlich wütend sind, denn oftmals sind wir wütend auf uns selbst, weil wir hilflos sind und nicht weiter wissen.
  • Drängen Sie Ihre Bedürfnisse nicht immer gleich weg, indem Sie sagen: „Das geht doch sowieso nicht!“ Dann sind Ihre Kräfte schnell erschöpft und das Burn-out droht. Spüren Sie hin und wieder mal nach: Wie geht es mir gerade? Was brauche ich jetzt? Und folgen Sie Ihren Impulsen dann auch.

3. Pflegen Sie bewusst Ihre Partnerschaft.

  • Nehmen Sie sich immer wieder bewusst Zeit für Ihren Partner/Ihre Partnerin. Kleine abendliche Unternehmungen oder ein gemeinsamer Wochenendtrip bringen Abwechslung ins Eheleben und wirken belebend. Aber auch gegenseitige Massagen oder kleine bewusste liebevolle Gesten können stärkend für eine Beziehung sein.

4. Suchen Sie innere und äußere Kraftquellen.

Die Pubertät des Kindes ist für Eltern manchmal eine kräfteraubende Angelegenheit. Umso wichtiger ist es, dass Sie wissen, wie und woher Sie Kraft und Energie beziehen. Beantworten Sie sich also diese Fragen:

  • Wo und wie bekomme ich Power und Energie?
  • Was brauche ich, um mich zu regenerieren?
  • Was muss ich tun, damit ich mich fit und wohl fühle?

Vielleicht ist es jetzt auch Zeit, sich ein neues Hobby zu suchen. Besonders geeignet, um Kraft zu tanken, sind etwa Yoga, Qi-Gong oder Feldenkrais. Aber auch Sport oder das Singen in einem Chor kann natürlich Spaß bringen und die Energiespeicher wieder auffüllen.

5. Prüfen Sie Ihre Ansprüche und modifizieren Sie diese gegebenenfalls

  • Besonders im Umgang mit Ihrem Teenager sollten Sie sich hin und wieder fragen, ob Ihre Ansprüche und Erwartungen angemessen sind. Erwarten Sie zu viel Harmonie? Dann wird für Sie jeder kleine Streit sehr anstrengend. Erwarten Sie, dass Ihr Kind Ihnen freiwillig unter die Arme greift? Das ist eher unrealistisch. Schrauben Sie dann Ihre Erwartungen herunter. Dann sind Sie nicht so schnell enttäuscht und frustriert, können das „Pubertätschaos“ gelassener zur Kenntnis nehmen.

6. Üben Sie sich immer wieder bewusst in Geduld.

  • Teenager rauben ihren Eltern manchmal den letzten Nerv. Dennoch sollten Sie immer wieder Geduld aufbringen. Das gelingt am besten, indem man sich immer wieder klarmacht, dass es sich bei der Pubertät um eine Phase handelt, die auch wieder vorbei geht.
  • Machen Sie sich auch immer wieder klar, dass es Ihrem Teenager ganz ähnlich geht wie Ihnen: Auch er ist gestresst, irritiert und voller Stimmungsschwankungen. Nur dass er noch nicht so richtig weiß, wie er damit konstruktiv umgehen kann.
  • Auch wenn es manchmal schwer ist: Atmen Sie tief durch und bleiben Sie ruhig. Es ist leichter, ein Gewitter willkommen zu heißen, als es zu bekämpfen.

7. Erlauben Sie sich, auch mal schwach und/oder traurig zu sein.

  • Versuchen Sie nicht, immer stark zu sein und alles locker meistern zu wollen. Damit überfordern Sie sich selbst und schaden Körper und Seele.
  • Gestehen Sie sich ein, wenn es Ihnen mal zu viel wird und sorgen Sie dann gut für sich.
  • Gestatten Sie sich auch mal Phasen der Schwäche, Ungeduld und mangelnder Souveränität: Das ist normal und menschlich! Gehen Sie dann liebevoll mit sich um, und bitten Sie gegebenenfalls jemanden um Hilfe.

8. Gehen Sie gütig und liebevoll mit sich selbst und mit Ihrem Teenager um.

Gehen Sie weder mit sich selbst noch mir Ihrem Teenager zu hart ins Gericht. Sie haben zurzeit nicht alles im Griff? Macht nichts, kommt vor und ist menschlich. Zu Hause geht es manchmal richtig rund? Was soll’s? Das ist jetzt eben so und geht auch wieder vorbei. Machen Sie sich immer wieder klar, dass Konflikte und Stress jetzt dazugehören. Turbulenzen sind jetzt normal und kein Zeichen schlechter Erziehung oder eines gestörten Familienlebens!

9. Bringen Sie immer wieder Verständnis für sich selbst, aber auch für Ihren Teenager auf.

Die Pubertät fordert die Jugendlichen, aber auch deren Eltern stark heraus. Wenn Sie sich das immer wieder klarmachen, kommen Sie besser durch diese Phase. Haben Sie Mitgefühl: mit Ihrem Teenager, der nun mit so vielen schwierigen Entwicklungsaufgaben zu tun hat. Und mit sich selbst, die/der Sie das alles mit Geduld mittragen müssen.

10. Üben Sie sich in Annahme und Akzeptanz.

Akzeptieren Sie die Tatsache, dass die Pubertät mit allerlei Wirrungen verbunden sein kann. Je entspannter Sie mit dieser Herausforderung umgehen, desto leichter wird es Ihnen fallen, Ihrem Kind hilfreich zur Seite zu stehen.

Nehmen Sie Ihr Kind also an, mit all seinen Widersprüchen, statt gegen es zu kämpfen.

Machen Sie sich auch immer wieder klar: Stress und Spannungen dürfen sein! Es ist okay, wenn es mal drunter und drüber geht. Es gibt auch nicht für jedes Problem eine elegante Lösung. Auch Eltern dürfen mal Fehler machen oder sich undiplomatisch verhalten. Wichtig ist nur, dass die Beziehung nicht leidet. Im Zweifelsfall kann eine Entschuldigung beim Teenager hilfreich sein: „Es tut mir leid, dass ich vorhin so ungeduldig war.“ Verzichten Sie dabei aber bitte auf langwierige Erklärungen oder gar Rechtfertigungen.

11. Legen Sie den Fokus immer wieder bewusst auf das Positive.

Manchmal neigen Eltern von Teenagern dazu, ihr Kind auf die Probleme zu reduzieren, die sie miteinander haben. Sie sehen dann nur das Schwierige und Belastende. Dabei übersehen sie, dass das Kind auch positive Eigenschaften hat und dass es auch schöne Momente im Familienleben gibt. Legen Sie daher immer mal wieder bewusst den Fokus auf das Positive. So könnten Sie sich etwa angewöhnen, jeden Abend in ein „Glücksheft“ einzutragen, was an diesem Tag schön oder positiv mit Ihrem Jugendlichen war. Da könnte dann stehen: „Ist pünktlich zur Schule gegangen“, „Hat mich freundlich begrüßt“ oder „Hat meinen Pfannkuchen gemocht“. Je stärker wir auf das Positive achten, desto mehr wird es uns auch auffallen und erfreuen können.