Jungen in der Pubertät beim Lernen sinnvoll unterstützen
Motivation in der Pubertät
„Under construction“: Umbauarbeiten im Gehirn beeinflussen das Verhalten Ihres Sohnes
Die Entwicklung in den Gehirnbereichen, die für Wahrnehmung und Bewegung zuständig sind, ist z. B. relativ früh beendet. Die Umbauarbeiten in den Arealen, die für Sprache sowie zeitliche und räumliche Orientierung verantwortlich sind, dauern hingegen deutlich länger. Ist Ihr Sohn abends plötzlich nicht mehr müde, kann das an der um zwei bis drei Stunden verzögerten Ausschüttung des müde machenden Hormons Melatonin liegen. Da sich das Melatonin auch erst verzögert wieder abbaut, kommt Ihr Kind morgens dann schlechter aus den Federn. Bei Jungen kann diese Phasenverzögerung bis zum 21. Lebensjahr andauern. Ebenfalls bis weit jenseits des 20. Lebensjahres, so vermutet Giedd, dauern die Umbauarbeiten im Präfrontalhirn. Davon betroffen ist etwa die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen (z. B. „Mache ich erst meine Hausaufgaben, oder verabrede ich mich erst zum Fußballspielen?“), die Bewertung von Signalen (z. B. Mutter genervt: „Bitte mähe jetzt den Rasen! Hast du das verstanden?“ Sohn: „Ja, irgendwie schon?!“) und die Deutung von Emotionen. Die Geschwindigkeit, mit der Pubertierende die Gefühle anderer Menschen erkennen, ist um bis zu 20 Prozent reduziert. Da bei Jugendlichen während der Pubertät teilweise noch ganz andere Hirnregionen für bestimmte Handlungen „zuständig“ sind als später beim Erwachsenen, verhält sich Ihr Sohn vielleicht manchmal auch ganz anders, als Sie erwarten. So reagieren Jugendliche in der Regel impulsiver und instinktiver, vor allem aber oft, ohne über die Konsequenzen ihres Handelns nachzudenken. Darüber hinaus arbeitet das hirneigene Belohnungssystem in der Pubertät oft träger als bei Erwachsenen. Insbesondere die Jungen benötigen also einen wesentlich höheren Reiz, um einen gleich starken Kick zu spüren wie Erwachsene. Das statistische Unfallrisiko aufgrund von Fehleinschätzungen ist während der Pubertät daher auch ungleich höher als zuvor in der Kindheit oder später im Erwachsenenalter.