Mein Kind raucht heimlich

Wenn Sie entdecken, dass Ihr pubertierendes Kind heimlich raucht, sind heftige Streitereien in der Regel vorprogrammiert - oft leider ohne Erfolg. Es gibt in diesen oder ähnlichen Situationen aber einige erfolgsversprechende Verhaltensweisen. 

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Wie verhalte ich mich richtig?

Sie wisse, erzählt die Mutter der 14-jährigen Nina, dass sie heimlich rauchen würde: „Sie weiß, dass sie das zu Hause nicht darf.“ Sie denkt nach: „Was heißt hier zu Hause!“ Sie atmet tief aus: „Sie darf es überhaupt nicht!“ Sie rede mit ihr über die gesundheitlichen Gefahren, aber sie mache es trotzdem: „Sie tut, was sie will. Ist das Provokation, will sie uns ärgern?“ Dann schüttelt sie den Kopf: „Ich verstehe sie nicht. Dabei meine ich es doch nur gut.“

Heranwachsende Jugendliche testen Grenzen aus, nicht nur in der Sache (beispielsweise in puncto Rauchen, Trinken, Kiffen, Computer etc.), sondern genauso im zwischenmenschlichen Bereich. Pubertierende sind manchmal – aus der Sicht der Eltern „immer“ – maßlos. Sie bieten ihren Eltern die Stirn und muten ihnen dabei viele Verletzungen zu.

Verständnis für Gefahren des Rauchens, aber keine Einsicht

Doch bei allem Verständnis für Ihr heranwachsendes Kind, sollten Sie dennoch nicht Verständnis mit Akzeptanz verwechseln. Ihr Kind testet Grenzen ja aus, um zu sehen, ob und wo solche Grenzen tatsächlich bestehen. Ihr Kind braucht dazu Ihre klare Haltung, eine eindeutige Meinung seiner Eltern! Pubertierende fordern – wie es Jesper Juul so eindrücklich formuliert hat – ein Nein nicht aus Ablehnung, sondern aus Liebe und aus Verantwortung für das Kind. Heranwachsende können das Reich der Freiheit nur genießen, wenn sie um den sicheren Hafen wissen, in den sie sich zurückziehen können, wenn der hormonelle Tsunami tobt und sie nicht mehr ein und aus wissen.

Lehnen Sie das Rauchen ab, aber nicht Ihr Kind!

Eltern sind oft hilflos, wenn sie spüren, dass sie keinen Zugang mehr zu ihrem Kind haben, weil es seine eigenen Wege geht. Manche Eltern reagieren dann resigniert, man könne ja sowieso nichts mehr machen. Sie lassen ihr Kind los, aber dieses Loslassen kommt eher einem Fallenlassen gleich: „Mach doch, was du willst!“ Doch Hilflosigkeit kann Machtkämpfe, Rachegelüste nach sich ziehen – nach dem Motto: „Wir wollen doch mal sehen, wer hier Recht hat und gewinnt!“ Das Ende vom Lied – bezogen auf das Rauchen oder auf andere Heimlichkeiten: Ihr Nachwuchs setzt seine unerwünschten Gewohnheiten heimlich fort, und Sie verlieren immer mehr den Bezug zu Ihrem Kind bzw. Ihr Kind zu Ihnen.

Was sich Ihr pubertierendes Kind eigentlich wünscht, ist einen Vater und eine Mutter, die zu ihm stehen – vor allem dann, wenn es Dinge tut, die Sie nicht mögen. Heranwachsende wollen Eltern, die zu ihrer Erziehungsverantwortung stehen und dabei Konflikten, Reibungen und heftigen Auseinandersetzungen in der Sache nicht aus dem Weg gehen. Der entscheidende Gedanke dabei ist aber, dass Ihr Kind selbst dann, wenn alle Überzeugungskraft nichts hilft und es also weiterraucht (trinkt, kifft etc.), trotzdem Ihr Kind bleibt.

Wenn Heranwachsende das Gefühl haben, auch in ihrem grenzüberschreitenden Tun angenommen zu sein, können sie auch unerwünschte und nicht akzeptierte Handlungen leichter überwinden.