So motivieren Sie Ihren Sohn zum Lernen
mein Junge verliert den Verstand!
Eltern treibt die Pubertät ihres Sohnes nicht selten an den Rand der Verzweiflung. Doch wenn man versteht, was in diesen wichtigen Jahren mit Jungen passiert, erklärt sich nicht nur deren Verhalten, man kann auch das Interesse am Lernen neu entflammen.
Pubertät: Hilfe, mein Junge verliert den Verstand!
Dass die Pubertät eine einschneidende Phase im Leben des Nachwuchses ist, ist weithin bekannt, weniger jedoch, was in diesen Jahren konkret passiert. Im Alter zwischen 11 und 14 Jahren durchlaufen Jungen umfassende soziale, körperliche und auch geistige Wandlungen. Mitverantwortlich dafür ist das Sexualhormon Testosteron, das unter anderem für den Wachstumsschub im Laufe der Pubertät verantwortlich ist. Es ist jedoch nicht bloß verantwortlich für die Veränderung des Körpers, sondern auch für einen Entwicklungsprozess bestimmter Gehirnareale. Kurz nach der Geburt pendelt sich der Testosteronspiegel des Jungen auf einem (mehr oder minder) tiefliegenden, konstanten Niveau ein, weshalb es in den ersten Jahren der Kindheit auch kaum Verhaltensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt. Im Alter von etwa vier Jahren kommt es dann zu einer ersten, signifikanten Steigerung der Testosteronausschüttung: Das Interesse an Abenteuern und körperlichen Aktivitäten seitens Ihres Sohnes nimmt spürbar zu. Im Alter von etwa fünf Jahren sinkt der Testosteronspiegel dann wieder auf sein Ursprungsniveau ab, was angesichts der nahenden Einschulung durchaus nicht ungelegen kommt. Der Testosteronspiegel bleibt bis zum zwölften Lebensjahr des Jungen in etwa konstant, doch was dann geschieht, kann man ohne Übertreibung als wahre Hormonexplosion bezeichnen. Im Alter zwischen 11 und 14 Jahren steigt der Testosteronspiegel auf ein Niveau, das 800 Prozent über dem der Kleinkindphase liegt. Die Folge ist ein markanter Wachstumsschub des Körpers sowie der Startschuss für Entwicklungsphasen bestimmter Hirnbereiche und eine damit einhergehende Neuverknüpfung des Nervensystems. In besonderem Maße sind davon der präfrontale Kortex und das limbische System betroffen, was für Ihren Sohn konkrete Auswirkungen nach sich zieht.
Plötzlich hat er oft Schwierigkeiten,
- Klassenarbeiten und schulische Ziele langfristig zu planen,
- Entscheidungen logisch zu treffen,
- ein für die Situation angemessenes Verhalten zu finden und
- seine Emotionen zu kontrollieren.
- Motivation zum Lernen fehlt
Vor diesem Hintergrund erscheint so manche Veränderung in Bezug auf die Arbeits- und Verhaltensweisen des Sohnes plausibel, denn viele der Pubertierenden wollen partout nicht verstehen, dass die Schule für eine gesicherte Zukunft genauso wichtig ist wie ein aufgeräumter Arbeitsplatz. So manches „Exemplar“ reagiert gar gereizt auf die doch eigentlich gut gemeinten Belehrungen der Eltern und weiß Ratschläge einfach nicht zu schätzen. Als Eltern sollten Sie an diesem Punkt nicht die Flinte ins Korn werfen und verzweifeln. Machen Sie sich vielmehr klar, dass es sich bei diesem Verhalten um natürliche Entwicklungsphasen Ihres Sohnes im Zuge der Pubertät handelt und er selbst nur „das Opfer“ seiner Hormone ist. Darüber hinaus hat Testosteron signifikante Auswirkungen auf die Psyche des Jungen – es stärkt sein Rang- und Wettbewerbsdenken. Unterstützen Sie ihn, dass er seine Motivation zum Lernen nicht verliert.
Aus der Forschung:
Das Testosteron-Potenzial zeigt eine bekannte Studie an Menschenaffen, mit Hilfe derer Forscher Einblicke in die Sozialstruktur des Affenrudels erhalten wollten. Schnell zeigte sich, dass es sich besonders bei den Männchen um eine stark hierarchisch geprägte Rudelordnung handelte: Es gab einen Boss, einen Unterboss usw. Als die Forscher dem am tiefsten stehenden Affenmännchen (in der Folge soll er der Einfachheit halber Rudi heißen) Testosteron verabreichten, wurde die bekannte Hierarchie innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt. Rudi forderte die in der Hierarchie über ihm stehenden Affen zum Kampf auf und boxte einen nach dem anderen von seinem Ast, bis er innerhalb von 20 Minuten alle Kontrahenten auf ihre Plätze verwiesen hatte. Auch wenn Rudi schnell den umgekehrten Weg nahm, als die Wirkung des Testosterons wieder nachließ, so zeigt dieses Beispiel doch wunderbar auf, inwiefern auch junge Männer im Alter zwischen 11 und 14 Jahren zu so mancher „Heldentat“ getrieben werden können.
Auch bei Ihrem Sohn führt der Anstieg des Testosteronspiegels unter anderem zu herausforderndem Auftreten, verstärktem Wettbewerbsgeist, körperlicher Reife und extrem viel überschüssiger Energie. Wenn Sie als Eltern jedoch die Ruhe bewahren, gesprächsbereit sind und Ihr Sohn die überschüssige Energie in die richtigen Bahnen lenken kann, werden Sie schnell feststellen, dass er gleichermaßen lernwillig wie auch kreativ und talentiert ist.