Lehrergespräche: Worauf sollte ich achten, wenn ich mit dem Lehrer rede?
Kinder haben ein dumpfes Gefühl im Magen, wenn ein Vokabeltest ansteht oder eine Mathe-Arbeit geschrieben wird. Eltern haben solch ein ungutes Gefühl mitunter, wenn sie sich auf den Weg zu einem Lehrergespräch befinden. War in der Grundschule noch alles im "grünen Bereich" und der Elternsprechtag eine nette Plauderei, so müssen Eltern während der Pubertät ihres Kindes leider manchmal eher unangenehme Gespräche mit den Lehrern ihres Nachwuchses führen.
15 hilfreiche Gesprächtipps
Bei vielen Eltern fließt dabei eine besondere Mischung aus Verzweiflung, Wut, Respekt, Verachtung, eigenen Schulerfahrungen und Vorurteilen mit in das Gespräch ein. Für Lehrer sind solche Gespräch dann oft sehr schwierig – einerseits, weil ihnen diese ungefilterten Gefühle der Eltern oft mit voller Wucht entgegenprallen, und andererseits, weil die hinter den Gefühlen stehenden Botschaften meist nicht leicht zu entschlüsseln sind.
Wann man ein Lehrergespräch einfordern sollte
Grundsätzlich sind die meisten Lehrer dankbar, wenn Eltern Interesse an der schulischen Entwicklung Ihres Kindes zeigen. Manche Eltern übertreiben es damit sicher auch und suchen schon bei kleinsten Problemen den Kontakt zum Lehrer. Andere erscheinen hingegen nicht einmal dann zum Elternsprechtag, wenn es wirklich nötig wäre. Bei welchen Schwierigkeiten ist nun ein Gesprächstermin mit dem Lehrer angebracht?
- Bei negativer Veränderung der schulischen Leistungen.
Ob nur in einem oder gleich in mehreren Fächern: Zeigen die Noten Ihres Kindes einen unübersehbaren „Negativtrend“, sollten Sie das Gespräch mit dem entsprechenden Lehrer suchen und geeignete Maßnahmen besprechen. - Bei auffallenden Verhaltensänderungen.
Verhält sich Ihr Kind zu Hause seit einiger Zeit anders als sonst, ist es zum Beispiel aggressiv oder zieht es sich häufig zurück, wirkt es traurig, anhaltend unkonzentriert oder ängstlich, dann betreiben Sie gemeinsam mit dem Lehrer Ursachenforschung. Die Ursachen für einen kontinuierlichen Leistungsabfall oder für plötzliche Verhaltensänderungen können sehr unterschiedlich sein. Manchmal sitzt Ihr Kind vielleicht nur zu lange neben dem„falschen“ Klassenkameraden oder hat ganz einfach Liebeskummer, mitunter können aber auch sehr ernste Gründe, wie zum Beispiel Prüfungsängste, Mobbing und Drohungen durch Mitschüler, Drogenprobleme, Computersucht etc., für die Schwierigkeiten verantwortlich sein.
Achten Sie also auf auffällige Veränderungen, und reagieren Sie möglichst bald darauf.
15 Gesprächstipps für erfolgreiche Lehrergespräche
Suchen Sie zunächst das Gespräch mit Ihrem Kind, dann aber auch mit den Lehrern. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen:
- Verabreden Sie einen passenden Termin!
Klingt zwar selbstverständlich, ist es aber leider nicht immer. Überfallen Sie den Lehrer nicht auf dem Schulhof, sondern vereinbaren Sie einen Gesprächstermin und erklären Sie vorab, worum es geht. - Bringen Sie ausreichend Zeit mit!
Es wäre schade, wenn sich der Lehrer Ihres Kindes Zeit nimmt, Sie aber pünktlich das Gespräch beenden müssen, weil der nächste Termin drückt. Bringen Sie also genug Zeit mit, denn es ist nicht immer genau abseh- oder planbar, wie lange solche Gespräche dauern. Andererseits sollten Sie einen bestimmten zeitlichen Rahmen aber auch nicht überschreiten. - Klären Sie zu Beginn des Gesprächs, wie viel Zeit zur Verfügung steht, und bleiben Sie dann möglichst bei der Sache, sonst kann das Gespräch schnell unproduktiv werden.
- Verkneifen Sie sich jedes aggressive Verhalten
Auch wenn Sie (vielleicht zu Recht) wütend auf den Lehrer Ihres Kindes sind oder generell keine besonderen Sympathien für die Lehrkraft hegen, so sind doch alle Schuldzuweisungen, Angriffe oder Vorwürfe tabu! Halten Sie Ihre Gefühle in Schach, und bleiben Sie sachlich. Druck erzeugt in der Regel nur Gegendruck. Ein entspanntes Gespräch zum Besten Ihres Kindes ist nach einer solchen „Kampfansage“ kaum möglich. Zeigen Sie Ihre Wertschätzung: Bleiben Sie freundlich! Die richtig „harten Brocken“ oder betont „coolen Lehrertypen“ erreichen Sie oft nur so: Seien Sie nicht nur nett, sondern bringen Sie, im übertragenen Sinne, gleich einen ganzen Blumenstrauß an Freundlichkeit mit. - Wertschätzen Sie die Arbeit und die Leistungen des Lehrers.
Das tut der geschundenen Lehrerseele gut und erhöht die Bereitschaft, sich mit Ihnen zu unterhalten. Das Licht, das oft sehr pauschal von den Medien auf die deutsche Lehrerschaft geworfen wird, ist meist nicht besonders gut und fördert zusätzlich die Vorurteile der Eltern. An den wenigsten Lehrern geht das spurlos vorbei. - Fragen Sie nach der Sicht des Lehrers.
Daher überprüfen Sie grundsätzlich Ihre Sicht auf die Lehrer Ihres Kindes, und vermeiden Sie Vorurteile. Beschreibt Ihr Kind sein Verhalten im Unterricht zum Beispiel als nett und engagiert, so fragen Sie erst den Lehrer nach seiner Auffassung, bevor Sie sich ein Bild machen. Manch ein Kind verhält sich in der Schule tatsächlich ganz anders – negativ wie positiv –, als seine Eltern vermuten. Sind Ihre Kinder zu Hause unverbesserliche Streithähne, so sind sie in der Schule vielleicht die besten Streitschlichter. Oder ist Ihr Kind zu Hause sehr lebhaft, will es immer im Mittelpunkt stehen und macht es gerne auf sich aufmerksam, kann es trotzdem sein, dass es im Unterricht sehr ruhig ist und sich freiwillig nur selten beteiligt.
- Begeben Sie sich in die Rolle des Vermittlers
Verstehen Sie sich grundsätzlich bei Lehrergesprächen eher als Vermittler. Ergreifen Sie also nicht gleich die Partei Ihres Kindes, schlagen Sie sich aber auch nicht kritiklos auf die Seite des Lehrers. Hören Sie sich zunächst beide Seiten des Problems an, und besinnen Sie sich immer wieder darauf, dass es ein gemeinsames Ziel gibt: einen Schüler, Ihr Kind, dass mit seinen Leistungen zufrieden ist und sich in der Schule wohl fühlt. - Stellen Sie Fragen und hören Sie zu!
Um einen genauen Eindruck von Ihrem Kind im schulischen Umfeld oder ein möglichst umfassendes Bild zu einer bestehenden Problematik zu bekommen, sollten Sie dem Lehrer Fragen stellen. Hören Sie ihm beim Beantworten Ihrer Fragen aufmerksam zu, und fallen Sie ihm nicht ins Wort. Vergewissern Sie sich, ob Sie ihn richtig verstanden haben, indem Sie nachhaken und Fragen vertiefen. - Bereiten Sie sich gegebenenfalls schriftlich vor
Manchmal fällt uns erst wieder ein, was genau wir noch fragen und besprechen wollten, wenn wir schon wieder auf dem Weg nach Hause sind. Das ist ärgerlich. Wenn Sie Sorge haben, dass Ihnen das auch passieren könnte, dann schreiben Sie sich im Vorfeld des Gesprächs alles auf, was Ihnen wichtig ist. Lassen Sie den Zettel dann ein oder zwei Tage liegen, überfliegen Sie anschließend noch mal Ihre Fragen und ergänzen oder ordnen Sie sie eventuell ein wenig.