Referate halten: So erreichst du deine Zuhörer!
Hörerorientiert sprechen
Was dein Publikum behalten kann
Manche Redner gehen davon aus, dass sich ihre Zuhörer nach ihnen zu richten haben. Dass diese Annahme falsch ist, belegen viele Beispiele und Untersuchungen. Ein Radiobeitrag beispielsweise dauert selten länger als fünf Minuten. Auch Redebeiträgen, z.B. bei Diskussionen, hört man ungern länger als ein bis zwei Minuten zu. Und selbst einem außergewöhnlich guten Vortrag kann kaum ein Mensch ohne Informationslücken länger als 40 Minuten folgen. Die Abbildung erklärt, woran es wohl liegt, dass Menschen beim Zuhören kein so großes Durchhaltevermögen beweisen. Die Grafik zeigt nämlich, mit welchen Lernkanälen Menschen im Durchschnitt welche Menge an Informationen behalten können – beim reinen Hören sind es nur 20 Prozent, also recht wenig.
Hier wird schon deutlich, dass es sicher am sinnvollsten ist, Informationen immer über verschiedene Wahrnehmungskanäle gleichzeitig aufzunehmen. Wie du diese Erkenntnis für die Gestaltung und den Aufbau deines Vortrags nutzen kannst, wirst du noch erfahren. In diesem Teil soll es jedoch zunächst darum gehen, wie du deinen Vortrag sprachlich so einfach, präzise und gleichzeitig mitreißend gestalten kannst, dass dein Publikum in Zukunft wesentlich mehr als nur magere 20 Prozent behalten wird. Lies dir einmal die folgenden drei Redebeispiele durch (oder besser: Lass sie dir vorlesen) und überlege, warum die Redner für ihre Zuhörer so schwer verständlich sind.
Aus einem Schülerreferat über das Grundgesetz
Der soziale Rechtsstaat hat also den verfassungsrechtlichen Auftrag, die Verwirklichung des Prinzips des Personalen auf Kosten des Sozialen und des Prinzips der Freiheit auf Kosten der Gleichheit zu verhindern, und das gilt natürlich auch umgekehrt.
Aus einem Lehrervortrag über die Französische Revolution
Über die Auswirkungen des „Terrors“ finden sich im Geschichtsbuch genauere Zahlen; diese verdeutlichen das ganze Ausmaß des Schreckens. So wird die Zahl der Todesurteile zwischen März 1793 und Juli 1794 in ganz Frankreich auf ungefähr 17.000 geschätzt. Das sind also, wenn Sie nachrechnen, im Monat 1.000 Hinrichtungen, auch Kinder und Greise waren darunter. Für die Hauptstadt haben wir ebenfalls genaue Zahlen. In Paris wurden vom März 1793 bis zum 10. Juni 1794 1.521 Urteile vollzogen, und vom 11. Juni 1794 bis zum 27. Juli, in knapp sieben Wochen also, kam es nochmals zu 1.376 Todesurteilen. Das müssen Sie sich einmal vor Augen führen!