Prävention und Therapie von schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen

Nahezu dreiviertel aller Frauen leiden in der Schwangerschaft an Rückenschmerzen. In der Regel sind diese von harmloser Natur, können in bestimmten Fällen jedoch auch auf mögliche Komplikationen hindeuten. Der folgende Artikel erklärt Ihnen, was die Ursachen von Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind, wann Grund zur Sorge besteht und welche Behandlungsalternativen Schwangeren zur Verfügung stehen. 

Inhaltsverzeichnis

Extrembelastung Schwangerschaft

Der Körper der Frau ist von Natur aus auf eine Schwangerschaft und die damit einhergehenden Beschwerden eingestellt. So ist bei Frauen die S-Kurve der Wirbelsäule beispielsweise stärker ausgeprägt, als bei Männern. Dies erleichtert es, wenn der Bauch mehr und mehr wächst, den Körperschwerpunkt zu verlagern. Auch einige Lendenwirbel sind bei Frauen anders angeordnet als bei Männern. Diese Kniffe der Evolution erleichtern es Frauen zwar, ein Kind auszutragen, Rückenschmerzen treten dennoch in vielen Fällen auf.

Auslöser für Rückenschmerzen während der Schwangerschaft

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind meist harmloser Natur. Doch können gerade Schmerzen im ersten Schwangerschaftsdrittel auch auf Komplikationen hindeuten und Beckenschmerzen, die fälschlicherweise wie Rückenschmerzen behandelt werden, können zu einer Verschlimmerung der Symptome führen.

Kreuzschmerzen im ersten Schwangerschaftsdrittel: Ein deutliches Warnsignal für Sie!

Treten Kreuzschmerzen im ersten Drittel der Schwangerschaft auf, kann dies auf eventuelle Komplikationen hindeuten. So kann eine nach hinten abgeknickte Gebärmutter, die gegen den Gebärmutterhals drückt, eine mögliche Ursache sein. Auch eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter ist  ein möglicher Grund für das Auftreten von Kreuzschmerzen im ersten Schwangerschaftsdrittel. Diese liegt vor, wenn sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter einnistet, sondern in einem der Eileiter, einem Eierstock oder in der Bauchhöhle. Die befruchtete Eizelle nistet sich in ein bis zwei von 100 Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter ein. Wird nicht früh genug erkannt, dass es sich um eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter handelt, besteht Lebensgefahr für die Frau. Deshalb ist es wichtig, bei auftretenden Kreuzschmerzen im ersten Schwangerschaftsdrittel ungehend einen Gynäkologen aufzusuchen. Doch auch ohne dass die typischen Kreuzschmerzen auftreten, kann eine Einnistung der befruchteten Eizelle außerhalb der Gebärmutter vorliegen. Durch die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, die bereits zu Beginn der Schwangerschaft einsetzte, erkennten Ärzte eine Extrauterinschwangerschaft meist jedoch recht früh.

Falsche Diagnose: Ein Risiko für Sie!

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft lassen sich grob in zwei Kategorien gliedern. Einmal die sogenannten „echten Rückenschmerzen“ und dann die Beckenschmerzen. Beckenschmerzen werden durch bestimmte Hormone ausgelöst. Die Schambeinfuge dient dazu, die beiden Beckenhälften fest miteinander zu verbinden. Die in der Schwangerschaft vermehrt ausgeschütteten Hormone Progesteron und Relaxin sorgen jedoch dafür, dass die Schambeinfuge weicher und elastischer wird, um das Becken auf die Geburt vorzubereiten. Diese erhöhte Beweglichkeit führt bei einige Schwangeren zu Schmerzen in der Leistengegend. Doch auch Schmerzen im unteren Rücken oder ein Ausstrahlen der Schmerzen in die Beine ist nicht selten. Diagnostiziert ein Arzt die Beckenschmerzen jedoch fälschlicherweise als Rückenschmerzen und behandelt sie dementsprechend, können sich die Beschwerden verschlimmern. Beckenschmerzen während der Schwangerschaft werden entweder mit Physiotherapie behandelt, wenn Bewegungsstörungen die Ursache sind oder es wird den betroffenen Frauen ein orthopädischer Stützgürtel verschrieben, der die Symptome meist lindert.

Die meisten Ursachen für schwangerschaftsbedingte Rückenschmerzen sind harmloser Natur

Die Wirbelsäule ist die stabilisierende Achse des Körpers und trägt somit einen großen Teil des Körpergewichts. Im Laufe der Schwangerschaft wächst das Baby im Mutterleib heran und verursacht so ein immer weiteres Zunehmen des Körpergewichts. Auch die Gewichtszunahme der Schwangeren selbst, belastet die Wirbelsäule zusätzlich. Deshalb leiden besonders viele Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel an Rückenschmerzen.

Die Belastung, die von dem immer schwerer werdenden Bauch und den schwereren Brüsten ausgeht, versuchen viele Frauen durch eine veränderte Körperhaltung auszugleichen. Bilden sie ein Hohlkreuz, verschafft das zwar erst einmal die gewünschte Erleichterung, führt jedoch rasch zu neuen Problemen. Die anhaltende Fehlbelastung der Wirbelsäle hat schmerzhafte Verspannungen der Muskeln und eine starke Beanspruchung der Bandscheiben zur Folge.

Ein weiterer Grund für das Auftreten von Rückenschmerzen in der Schwangerschaft ist, dass der Kopf des immer größer werdenden Kindes oder die Gebärmutter selbst auf die Nerven des Beckens drücken. Die Folge sind ischiasartige Rückenschmerzen. Grundsätzlich sind diese Rückenschmerzen zwar unangenehm, jedoch unbedenklich. Zu beachten ist jedoch, dass insbesondere ischiasartige Rückenschmerzen auch auf eine Entzündung zurückzuführen sein können. Es ist deshalb immer ratsam, die Ursachen bei anhaltenden Rückenschmerzen von einem Arzt abklären zu lassen.

Therapiemöglichkeiten: Das können Sie bei schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen tun!

Niemand muss Rückenschmerzen, die in der Schwangerschaft auftreten, einfach hinnehmen. Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden, die die Schmerzen lindern oder sogar gänzlich beseitigen können.

Gezieltes Bewegungstraining mit Hilfe von Schwangerschaftsgymnastik und -schwimmen

Sind die Rückenschmerzen hauptsächlich auf eine, durch das zunehmende Gewicht in der Schwangerschaft ausgelöste, stärkere Belastung der Wirbelsäule zurückzuführen, kann gezieltes Bewegungstraining Abhilfe schaffen. Dabei sollte das Training jedoch besonders schonend sein, um die sowieso schon stark beanspruchte Muskulatur nicht weiter zu belasten. Schwangerschaftsgymnastik ist eine gute Methode, um Rückenschmerzen in der Schwangerschaft zu lindern. Diese Kurse werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst und geben der Schwangeren die Möglichkeit, in der Gruppe hilfreiche Übungen zu erlernen, die die Muskulatur stärken und die Wirbelsäule entlasten. Zudem ist es ratsam, wenn Schwangere sich einen Gymnastikball anschaffen und auch Zuhause regelmäßig Übungen ausführen.

Schwangerschaftsschwimmen ist eine weitere Möglichkeit die Muskeln schonend zu trainieren. Im Wasser fühlt sich der Körper schwerelos an, wodurch die Wirbelsäule entlastet wird. Die Bewegungen im Wasser lockern und trainieren zudem die Muskulatur.

Akupunktur: Alternativen Heilverfahren als zusätzliche Behandlungsmaßnahme!

Bei der Akupunktur handelt es sich um ein traditionelles chinesisches Heilverfahren. Zwar gibt es verschiedene Akupunkturformen (z. B. die Akupunktur mit einem Laser), diese haben jedoch alle gemein, dass sie die Ursache der Schmerzen in einer Blockierung des Chi, also der Lebensenergie, welche durch den Körper fließt, sehen. Werden Akupunkturnadeln entlang der Meridiane des Körpers an bestimmten Stellen gesetzt, kann die Lebensenergie wieder ungehindert fließen und die Schmerzen klingen ab. Vor allem bei Rückenschmerzen, die durch Muskelverspannungen ausgelöst werden, kann Akupunktur helfen. Doch das Setzen von Nadeln allein, reicht in der Regel nicht aus. Gezieltes Bewegungstraining ist bei der Behandlung von Rückenschmerzen in der Schwangerschaft essentiell. Das traditionelle chinesische Heilverfahren kann jedoch als zusätzliche Behandlungsmethode durchaus sinnvoll sein.

Prävention: So können Sie Rückenschmerzen in der Schwangerschaft vorbeugen

Vorsorge ist bekanntlich besser als Nachsorge, das gilt auch für Rückenschmerzen in der Schwangerschaft. Wer schon im Vorfeld der Schwangerschaft immer mal wieder mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte oder wer seinen Körper einfach optimal auf die zusätzliche Belastung vorbereiten will, sollte Maßnahmen zur Prävention ergreifen.

Aufbau einer starken Rückenmuskulatur durch Yoga und Pilates

Um Rückenschmerzen im Allgemeinen und Rückenschmerzen in der Schwangerschaft im Besonderen vorzubeugen, ist eine starke Rückenmuskulatur entscheidend. Yoga und Pilates vermögen es, die Rückenmuskulatur gezielt aufzubauen. Deshalb ist es ratsam, schon vor Beginn der Schwangerschaft regelmäßig an Kursen teilzunehmen und den Körper gezielt auf die zusätzliche Belastung der Schwangerschaft vorzubereiten. Doch auch während der Schwangerschaft können zahlreiche Yoga oder Pilates Übungen durchgeführt werden. Wichtig ist dabei jedoch die korrekte Ausführung. Zwar gibt es viele Tutorials im Internet, doch nur ein qualifizierter Lehrer oder eine qualifizierte Lehrerin kann beurteilen, ob die Übungen richtig ausgeführt werden. Falsch ausgeführte Übungen können zu Verspannungen führen und Rückenschmerzen so überhaupt erst auslösen. Als Präventionsmaßnahme übernehmen viele Krankenkassen auch bei Yoga oder Pilates einen Großteil der anfallenden Kursgebühr. Ist die richtige Ausführung der Übungen einmal erlernt, kann natürlich auch jederzeit Zuhause eine Trainingseinheit eingelegt werden.

Die positive Wirkung von Wärme und Massagen bei Rückenleiden

Wer schon einmal von Rückenschmerzen geplagt wurde, weiß, welch lindernde Wirkung Wärme und Massagen haben können. Genauso helfen sie auch bei der Vorbeugung von Rückenschmerzen. So macht es Sinn, sich als Schwangere nach einem langen Tag auf den Beinen eine Wärmflasche in den unteren Rückenbereich zu legen. Noch entspannender empfinden viele Schwangere ein warmes Bad oder auch den regelmäßigen Besuch im Thermalbad.

Die müden und stark beanspruchten Muskeln im unteren Rücken, seitlich der Wirbelsäule, können zudem regelmäßig vom Partner oder einer anderen Vertrauensperson massiert werden. Dabei darf dieser allerdings nicht zuviel Druck ausüben.

Bestehen bereits schmerzende Verspannungen, ist es jedoch ratsamer, einen Masseur beziehungsweise einen Physiotherapeut aufzusuchen, damit dieser eine qualifizierte Massage vornehmen und somit die Muskeln lockern kann. Auch Hebammen sind qualifiziert, die Rückenmuskulatur so zu massieren, dass sich die Rückenschmerzen erst gar nicht voll entfalten können. Ist der Partner währenddessen anwesend, kann er sich einige Massagetechniken abschauen und zukünftig regelmäßig den Rücken der werdenden Mutter massieren.

Erholsamer Schlaf in der Schwangerschaft

Die meisten Frauen schlafen mit zunehmendem Bauchumfang immer schlechter. Sie finden einfach keine gemütliche Position, um entspannt einschlafen zu können. Auch auf den Rücken wirkt sich die ungewohnte Körperhaltung, während des Schlafens, negativ aus. Viele Betroffene empfehlen, ein Stillkissen zwischen den Knien und eines im Rücken zu platzieren. Die Kissen stabilisieren den Körper und entlasten so die Lendenwirbelsäule. Doch auch die falsche Matratze kann ein Grund für das verstärkte Auftreten von Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sein. So können Wasserbetten einen erholsamen Schlaf in der Schwangerschaft fördern. Die positive Wirkung der Wärme und der hohe Liegekomfort tragen zudem dazu bei, schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen vorzubeugen. Laut EWP (European Waterbed Production) sind Schwangere in der Wahl ihrer Liegeposition deutlich flexibler, wenn sie auf einer Wassermatratze schlafen.

Fazit: Gezieltes Bewegungstraining als ideale Prävention!

Die Schwangerschaft ist eine wunderschöne und aufregende Zeit, aber eben auch immer eine Extrembelastung für den Körper. Das Auftreten von Rückenschmerzen in der Schwangerschaft ist nichts Ungewöhnliches. Vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel leiden viele Frauen an den typischen Rückenschmerzen, die auf Fehlhaltung, stark beanspruchte Muskeln und überdehnte Bänder zurückzuführen sind. Kreuzschmerzen im ersten Schwangerschaftsdrittel können hingegen ein Warnsignal sein und erfordern in jedem Fall die Einholung eines ärztlichen Rates.

Wer aktiv etwas gegen seine Rückenschmerzen tun möchte, kommt um gezieltes Bewegungstraining nicht herum. Traditionelle Heilverfahren, wie Akupunktur können lediglich eine zusätzliche Behandlungsmaßnahme sein.

Je fitter eine Frau zu Beginn der Schwangerschaft ist, desto weniger wird sie mit Rückenschmerzen konfrontiert werden. Deshalb ist Prävention das A und O. Kurse zur Stärkung der Rückenmuskulatur, wie Yoga und Pilates, aber auch Wärme und regelmäßige Massagen helfen, Rückenschmerzen vorzubeugen. Nicht zuletzt sind aber auch Faktoren, wie die Wahl der richtigen Matratze, nicht zu unterschätzen.