Künstliche Weichmacher: Gefährlich für das ungeborene Kind?
Seit langem stehen sogenannte Weichmacher im Verdacht, bestimmte Chemikalien zu enthalten, die sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken und dem ungeborenen Kind im Mutterleib schaden können. Studien belegen, dass diese Ängste nicht unbegründet sind.
Schutz vor Weichmachern
Als Weichmacher werden umgangssprachlich bestimmte Stoffe bezeichnet, die Materialien biegsamer und eben weicher machen. Sie sind allgegenwärtig in Plastik und anderen Kunststoffen, in Lacken und Farben, in Gummiartikeln und sogar in Textilien. Zu den bekanntesten Weichmachern gehören Phtalate, die früher auch häufig in Babyspielzeug und anderen Babyartikeln verwendet wurden.
Die drei Phtalate DEHP, DBP und BBP können außerdem die männliche Fortpflanzungsfähigkeit negativ beeinflussen, während DPHP zumindest in Tierversuchen die Schilddrüse und die Hirnhangdrüse schädigte, die beide das Hormonsystem steuern. DINP und DIDP wiederum sind Gift für die Leber.
Problematisch an diesen Weichmachern ist vor allem, dass sie von Plastikprodukten in andere Stoffe übergehen können. Ein Beispiel: Wenn Sie Lebensmittel in Kunststoffbehältern aufbewahren, können die Phtalate aus dem Kunststoff ausdünsten und in die Lebensmittel übergehen. Verzehren Sie diese, verzehren Sie die Phtalate gleich mit. Babys und Kleinkinder nehmen sie oft zu sich, wenn sie auf Plastikspielzeug herumkauen oder am lackierten Kinderbettchen.
Mittlerweile sind die drei besonders gefährlichen Phtalate DEHP, DBP und BBP in der EU in Spielzeug und anderen Babyartikeln komplett verboten. Die Phtalate DINP, DIDP und DNOP dürfen zumindest nicht in Artikeln eingesetzt werden, die von Babys in den Mund genommen werden könnten.
Der Ärger mit Bisphenol A
Phtalate sind jedoch nicht die einzige Gefahrenquelle. Für mindestens genauso viel Ärger sorgt Bisphenol A (BPA), ein Stoff, der nicht zu den Weichmachern gehört. Er wird zur Herstellung des weit verbreiteten Kunststoffs Polycarbonat verwendet und kommt unter anderem in Plastikgeschirr, Konservendosen, Thermopapier und auch in Babyschnullern vor.
Auch er kann aus den Produkten in Lebensmittel übergehen und so in den menschlichen Körper gelangen. Eine Stichprobe des Bundes ergab, dass knapp drei Viertel (74 Prozent) der untersuchten Konservendosen mit Bisphenol A belastet waren. Der Stoff wird unter anderem mit Entwicklungsstörungen bei Kindern sowie mit Unfruchtbarkeit und Impotenz in Zusammenhang gebracht. Bislang wurde Bisphenol A nur teilweise verboten (unter anderem für Babyflaschen und seit 2020 auch für Thermopapier wie Kassenbons) und ist nach wie vor weit verbreitet.
Phtalate und BPA in der Schwangerschaft
Sie haben sich dazu entschlossen, das Wagnis Elternschaft anzugehen, haben den Fruchtbarkeitskalender ausgewertet und sind fleißig bei der Sache. Spätestens jetzt sollten Sie sich möglichst ausführlich mit dem Thema Weichmacher beschäftigen und herausfinden, wie Sie diese vermeiden. Wenn Sie warten, bis der Schwangerschaftstest endlich das ersehnte positive Ergebnis anzeigt, ist es schon zu spät. Denn dann können die in Ihrem Körper vorhandenen Schadstoffe den Fötus bereits beeinflussen.
Wie gefährlich Phtalate und Bisphenole während der Schwangerschaft sind, belegen verschiedene Studien. Eine Studie der Columbia University in New York stellte beispielsweise fest, dass die Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft die höchsten Konzentrationen der beiden Phtalate DNBP und DIBP im Körper aufwiesen, im Alter von sieben Jahren einen um 6,6 und 7,6 Punkte niedrigeren IQ hatten als die Kinder der am geringsten belasteten Mütter.
Eine Studie des Columbia Center for Children’s Environmental Health wiederum ergab, dass eine hohe Konzentration von Bisphenol A bei Schwangeren Übergewicht bei den Kindern begünstigte. Je höher die Konzentration, umso stärker war die Fettleibigkeit ausgeprägt – allerdings nur bei Mädchen.
Eine Studie der University of Maryland wiederum ergab, dass eine hohe BPA-Belastung im Mutterleib bei Kindern zu einem verringerten Lungenvolumen führte und damit die Entstehung von Asthma begünstigte. Nicht zuletzt ist schon lange bekannt, dass BPA bei Jungen die Gefahr eines Hodenhochstandes oder einer Harnröhrenfehlbildung begünstigen kann.
So können Sie Schadstoffe vermeiden
Dies klingt natürlich hochdramatisch, ist jedoch kein Grund zur Panik, solange Sie sich darüber informieren, wie Sie Phtalate und Bisphenole vermeiden. Denn dies ist durchaus möglich. Um möglichst wenig BPA zu konsumieren, sollten Sie zum Beispiel während der Schwangerschaft (beziehungsweise ab dem Punkt, wo Sie schwanger werden möchten) auf Konservendosen und Plastikflaschen verzichten. Achten Sie bei Kunststoffprodukten auf Hinweise wie "BPA-frei". Kaufen Sie lieber möglichst viel frisches Obst und Gemüse und bereiten Sie die Mahlzeiten daraus frisch zu. Statt Plastikflaschen verwenden Sie klassische Glasflaschen, die ohnehin besser für die Umwelt sind.
Schwieriger ist es, Phtalate zu vermeiden, da sie allgegenwärtig sind. Fangen Sie am besten damit an, alle Gegenstände aus PVC (Polyvinylchlorid, auch oft Vinyl genannt) zu vermeiden. Dies umfasst Plastikgeschirr, Frischhaltefolien und andere Lebensmittelverpackungen. Auch hier gilt wieder: Lieber möglichst viele Lebensmittel frisch kaufen und ansonsten darauf achten, dass sie nicht in Plastik verpackt sind. Gefriergut gibt es zum Beispiel auch häufig in Papierpackungen.
Vorsicht vor Pflegeprodukten und Binden
Phthalate werden häufig für Kosmetika verwendet, da sie die Duftstoffe besser festhalten. Am besten verzichten Sie während der Schwangerschaft auf sämtliche parfümierte Pflegeprodukte wie Duschgels, Seifen und natürlich Parfüm selbst. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl geruchsfreier Pflegeprodukte und sanfter Naturkosmetik. Als bedenklich gelten übrigens auch Binden, die zu bis zu 90 Prozent aus Kunststoff bestehen. Nutzen Sie lieber waschbare Mehrwegprodukte oder eine wiederverwendbare Menstruationstasse – bis zu dem wunderbaren Moment, wo Sie sie nicht mehr brauchen, weil Ihr Kinderwunsch in Erfüllung geht.