Was tun, wenn das Kind nicht mehr in der Spielgruppe bleiben will?

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Sehr geehrte Frau Dr. Schmelz,

Meine Tochter, 3 ½ Jahre alt, besucht als Vorbereitung auf den Kindergarten seit Mai dieses Jahres eine Spielgruppe. Diese findet zweimal in der Woche für zwei Stunden statt. Am Anfang ist meine Tochter gerne gegangen, sie hat sich auch darauf gefreut. Zwischendurch hat sie auch mal geweint, aber es hat immer gut geklappt.

Doch seit zwei Wochen haben wir ein Riesentheater. Sie wehrt sich mit Händen und Füssen, wenn sie weiß, dass wieder Spielgruppe ist. Mittlerweile will sie immer eine „Belohnung“ dafür, dass sie hingeht. Sie bleibt dann aber nicht dort. Sie weint und schreit etwa 30 Minuten lang, bis ich sie wieder abholen muss oder gleich mit nach Hause nehme. Es ist für mich jedes Mal unglaublich anstrengend. Meine Geduld ist langsam zu Ende, ich hoffe sehr, dass Sie mir helfen können.

von Natascha A.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Natascha,

weil Ihre Tochter bis vor zwei Wochen gerne in der Spielgruppe gewesen ist, vermute ich, dass es irgendeinen Grund geben muss, warum sie plötzlich nicht mehr hingehen will. Hat sich bei Ihnen zu Hause etwas verändert? Ist beispielsweise Ihr Mann berufsbedingt jetzt sehr viel unterwegs, sodass Ihre Tochter den Papa nur noch selten sieht? Ist eine Oma oder Tante gestorben, zu der Ihre Tochter viel Kontakt gehabt hat? Das könnte ein Grund sein, warum sie nicht mehr von zu Hause weg will.

Es könnte auch sein, dass in der Spielgruppe etwas vorgefallen ist, was Ihrer Tochter das Hingehen verleidet. Ein neues Kind, mit dem sie nicht zurechtkommt? Wird sie gehänselt oder viel geschubst und darf nicht mitspielen? Fragen Sie unbedingt die Erzieherinnen genau nach solchen Dingen. Erst wenn Sie wissen, warum Ihre Tochter nicht mehr will, können Sie überlegen, was dagegen getan werden kann.

Mit Belohnungen sollten Sie Ihre Tochter nicht ködern, denn Sie sind sehr schnell so weit gekommen, dass es Hingehen nur noch gegen „Bezahlung“ gibt. Machen Sie mit Ihrer Tochter aus, dass sie ein- oder zweimal zu Hause bleiben darf, dann aber ohne Belohnung wieder zur Spielgruppe geht („Jeder braucht mal eine Pause, aber dann gehst du wieder hin.“). Wenn es nicht anders geht und die Erzieherinnen es erlauben, sollten Sie wieder wie bei der Eingewöhnung dabeibleiben und die Zeit alleine in der Spielgruppe langsam steigern, sofern Sie das Gefühl haben, Ihre Tochter leidet unter Trennungsangst.

Es könnte aber auch sein, dass Ihre Tochter nur mal ausprobieren will, wie weit sie ihren Kopf durchsetzen kann. Das kenne ich auch von meiner Tochter Hanna: Die ersten Kindergartentage gab es keinerlei Trennungsprobleme und es hat ihr prima gefallen. Theater gab es erst, als sie feststellte, dass sie nun regelmäßig jeden Tag da hingehen soll. In diesem Fall hilft nur Konsequenz und die Erzieherinnen müssten es aushalten, wenn Ihre Tochter ein Riesentheater macht. Dann sollten Sie hart bleiben und Ihre Tochter nicht verfrüht wieder abholen. Denn so lernt sie nur, dass sie bloß lange genug schreien und weinen muss, bis sie ihren Kopf durchgesetzt hat und heimgehen darf.

Herzliche Grüße und alles Gute!

Ihre Dr. med. Andrea Schmelz