Was tun, wenn ein Kleinkind beim Wickeln nach der Mutter tritt?

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Liebe Frau Dr. Schmelz,

unser Sohn Samuel ist 18 Monate alt und meiner Meinung nach schon voll in der Trotzphase. Die Situation bei uns ist nicht ganz so einfach, denn ich bin in der 39. Woche schwanger und momentan nicht wirklich belastbar. Manchmal denke ich, er merkt das und provoziert mich deshalb bis aufs Blut.

Wie verhalte ich mich richtig, wenn er auf dem Wickeltisch wie verrückt in meinen Bauch strampelt? Das tut höllisch weh und ist ja auch gefährlich für das Baby. Bisher schimpfe ich mit ihm und halte ihm die Beine fest, aber er findet es furchtbar lustig und ich denke manchmal, dass er absichtlich weiter macht und wartet, was als nächstes kommt. Ich werde mit der Zeit zwar laut, schlage ihn aber natürlich nicht! Ich versuche nur, ihm mit meinem Blick und meiner Stimme klarzumachen, dass es so nicht geht. Aber es wird irgendwie nicht besser…

Ich hoffe, Sie können mir einige hilfreiche Tipps geben. 

von Daniela E.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Daniela,

Ihr Sohn steckt mit Sicherheit schon in der Trotzphase und testet gerade intensiv seine und Ihre Grenzen aus. Dass Sie in der momentanen Situation – und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den Wochen nach der Geburt mit dem Neugeborenen – schnell überlastet sind, ist verständlich.

Wenn Ihr Sohn Sie beim Wickeln tritt, wäre es die beste logische Konsequenz, wenn Sie ihn einfach alleine auf dem Wickeltisch sitzen lassen könnten, bis er sich wickeln lässt. Doch das ist zu gefährlich. Deshalb schlage ich vor, Sie erklären ihm vorbeugend einmal (nicht jedes Mal wieder) in einem guten Moment, dass er Sie nicht treten darf, weil Ihnen das weh tut. Natürlich wird er beim nächsten Wickeln trotzdem wieder treten – war ja bisher auch immer so lustig…

Stellen Sie sich schon vorher einen Stuhl vor die Wickelfläche und setzen Sie sich hin, wenn er zu treten beginnt. Sagen Sie ihm, dass Sie ihn nicht wickeln können, wenn er nicht ruhig hält. Je nach den Gegebenheiten bei Ihnen „bewachen“ Sie ihn dann auf der Wickelauflage, damit er nicht herunterfällt, oder halten im Sitzen (dann ist es für Sie nicht so anstrengend) seine Beine fest, bis er nicht mehr tritt. Während dieser Zeit bleiben Sie möglichst ruhig, schimpfen auch nicht, sondern sagen ihm alle paar Minuten: „Ich kann dich erst wickeln, wenn du mitmachst und dich ruhig hältst.“ Dann hat Samuel es selbst in der Hand, wie lange er auf dieser langweiligen Wickelauflage sitzen muss, statt wieder spielen zu können. Sie reden bitte nicht andauernd auf ihn ein – er soll keine vermehrte Aufmerksamkeit bekommen und sich da oben ruhig ein bisschen langweilen oder blöd vorkommen. Macht er dann endlich mit, loben Sie ihn begeistert und sagen: „Schau, wie schnell das Wickeln geht, wenn du mitmachst!“

Ich will Sie allerdings vorwarnen: Es kann beim ersten Mal ziemlich lange dauern, bis Samuel davon überzeugt ist, dass Sie tatsächlich das machen, was Sie ihm angekündigt haben. Es kann auch sein, dass er es mehrmals versucht, um zu testen, ob Sie wirklich jedes Mal wieder so konsequent reagieren. Je weniger ihm seine Show nutzt, umso eher wird er das Treten beim Wickeln bleiben lassen.

Viel Erfolg und alles Gute für die bevorstehende Geburt!

Herzliche Grüße

Ihre Dr. med. Andrea Schmelz