Mein Kind schwänzt! Was tun?

Immer mehr Kinder und Jugendliche schwänzen die Schule. Die meisten Schulschwänzer stammen dabei aus den Berufs-, Haupt- und Förderschulen. Gymnasiasten und Realschüler bleiben insgesamt weniger dem Unterricht unentschuldigt fern. Doch was steckt eigentlich hinter dem Schwänzen, und wie können Sie als Eltern angemessen reagieren, wenn Ihr Kind dem Schulunterricht unerlaubt fernbleibt? 

Inhaltsverzeichnis

Gründe für Schule schwänzen

Wurde früher noch ab und zu mal geschwänzt, so geht der Trend nun eher zum regelmäßigen Schwänzen. Das unentschuldigte Fernbleiben vom Unterricht hat in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass viele Bundesländer mittlerweile Schulschwänzer von der Polizei einsammeln und verwarnen lassen sowie Eltern mit Geldstrafen rechnen müssen, wenn Sie sich nicht um den regelmäßigen Schulbesuch Ihrer Kinder kümmern. 

Drei typische Schwänzerbeispiele

Torben, 13 Jahre, stromert seit einiger Zeit mit seinem gleichaltrigen Freund Arne während der Schulzeit durch die Straßen. Wenn sie gefragt werden, ob sie denn nicht Unterricht hätten, antworten sie: „Wir haben Projektunterricht und müssen eine Aufgabe lösen!“ In der Schule haben sich beide abgemeldet: Arzttermin! Erst nach einiger Zeit fliegt alles auf, als ein Lehrer sich bei Torbens Eltern nach seiner Krankheit erkundigt.

Elena, 15 Jahre, lebt in einer gespannten Familienatmosphäre. Ihre Eltern wollen sich trennen, zerren momentan an der Tochter, um sie jeweils für sich zu gewinnen. „Es hat sowieso alles keinen Sinn mehr“, meint sie. „Die sind nicht wirklich an mir interessiert. Da will nur jeder gewinnen. Ich bin ihnen völlig gleichgültig. Was soll ich da noch in der Schule? Es ist sowieso alles sinnlos.“

„Die wollen nur einen guten Schüler aus mir machen!“, so Björn, 16 Jahre. „Die stecken mir vorn und hinten alles rein. Nachhilfe und so. Alles. Aber ich lass sie auflaufen. Gehe nur unregelmäßig zur Schule. Schreib mir die Entschuldigung selber. Neulich sind sie mal dahintergekommen, meine Eltern. Da gab’s Druck. Aber mein Vater hielt es nur eine Woche aus. Meine Mutter wurde noch schneller weich.“

Wie diese drei Fallbeispiele zeigen, sind die Motive für das Schulschwänzen vielfältig und variieren von Schüler zu Schüler:

Gründe für Schwänzen

  • Das Schwänzen als bewusste Grenzverletzung, um auszutesten, wie weit man gehen kann. Torben und sein Freund Arne sind typische Beispiele dafür. Dieses Handlungsmuster findet sich häufig in der ersten Phase der Pubertät (etwa bis zum 13. Lebensjahr) und geht nicht selten mit anderen schulbezogenen Auffälligkeiten wie Vandalismus, undisziplinierten Verhaltensweisen oder aggressiven Handlungen einher. Überreaktionen bei diesem Verhalten helfen ebenso wenig wie Verharmlosung.
  • Häufig hat die Schulverweigerung mit häuslichen Problemen zu tun. Die Regelüberschreitung stellt dann, wie im Fallbeispiel von Elena, einen unbewussten Hilferuf dar, mit dem auf eine problematische Lebenssituation aufmerksam gemacht werden soll. Dieser Schulverweigerung liegt eine krisenhafte emotionale Grundsituation zugrunde. Findet der Pubertierende dann kein Gehör, können sich die störenden Verhaltensweisen ausweiten.
  • Schulschwänzen kann ein Zeichen dafür sein, dass sich Heranwachsende emotional vernachlässigt fühlen. Wenn Jugendliche spüren, dass sich ihre Bezugspersonen von ihnen zurückziehen, kann es sein, dass sie durch das Schulschwänzen auf ihre gefühlsmäßig bedrohliche Situation aufmerksam machen. Bei Elena trifft dies sicher im Ansatz auch zu, da ihre Eltern vermutlich mehr mit ihren eigenen Bedürfnissen als mit ihrer Tochter beschäftigt sind.
  • Hinter der Schulverweigerung kann auch Versagensangst stecken. Wie Björn spüren viele Pubertierende, dass sie den Erwartungen ihrer Eltern nicht entsprechen. Lösen sie diese nicht ein, erfahren sie häufig negative elterliche Sanktionen, die Ihnen aber in keiner Weise weiterhelfen.
  • Ein weiterer Grund für das Schulschwänzen können andere Ängste sein. Vor allem Mobbing durch Mitschüler oder Angst vor einzelnen Lehrern sind hier zu nennen.
  • Schulverweigerung kann auch schlicht Ausdruck einer pubertären Null-Bock-Haltung der Schule gegenüber sein.