Sexuelle Aufklärung in der Pubertät: So klären Sie Ihr Kind auf!

Erst mit durchschnittlich 11-13 Jahren verändert sich der kindliche Hormonhaushalt so, dass die Pubertät beginnt. Doch eine ganze Weile vorher werden sich Kinder ihrer geschlechtlichen Identität bewusst und sollten eine sexuelle Aufklärung bekommen. Lesen Sie, welche Fragen für die Aufklärung Kindern auf den Nägeln brennen und wie Sie darauf antworten können. 

Inhaltsverzeichnis

Aufklärung für Kindern

Das Interesse an Sexualität, aber natürlich auch an anderen gesellschaftlich relevanten Themen bemerken meist zuerst die Eltern, weil ihre Kinder unermüdlich entsprechende Fragen über die sexuelle Aufklärung stellen. Diese werden mit zunehmendem Alter auch immer konkreter, so dass ein Grundschulkind sich kaum noch mit ausweichenden Antworten bei der Aufklärung zufrieden gibt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt können Eltern sich nicht mehr vor ehrlichen, aber altersentsprechenden Antworten für die sexuelle Aufklärung der Kinder drücken. Das sollten sie auch nicht, wenn sie möchten, dass ihre Kinder eine unbefangene und natürliche Einstellung zur Sexualität entwickeln.

Versetzen Sie sich für die sexuelle Aufklärung in Ihr Kind hinein!

Aber wie konkret können Antworten bei der Aufklärung sein, ohne ein Kind zu überfordern oder sogar zu ängstigen? Es macht immer noch einen großen Unterschied für die sexuelle Aufklärung aus, ob ein sechsjähriges oder ein elfjähriges Kind nach der Entstehung neuen Lebens fragt. Versetzen Sie sich einfach in Ihr Kind und versuchen Sie für die sexuelle Aufklärung nachzuvollziehen, warum diese Frage gerade hier und jetzt gestellt wird. Folgendes kleine Rollenspiel macht es bei der Aufklärung leichter, die richtige altersgemäße Antwort zu finden. Und erklären Sie Ihrem Kind bei der sexuellen Aufklärung nur das, wonach es fragt.

Sexuelle Aufklärung: 10 Antworten auf neugierige Fragen!

Im Folgenden stelle ich Ihnen zehn typische Kinderfragen vor, die sich rund um Sexualität und Aufklärung drehen. Dabei habe ich die Antworten für die sexuelle Aufklärung eingeteilt in „einfach“ und „komplexer“. Die erste, etwas knappere Erklärung für die Aufklärung richtet sich an Kinder zwischen ungefähr sechs und acht Jahren, die Erweiterung an Kinder zwischen acht und elf Jahren. Da Kinder sich sehr unterschiedlich entwickeln, sind die Altersangaben natürlich nicht immer allgemein gültig. Entscheiden sie als Eltern daher bitte für die sexuelle Aufklärung selbst, ob Ihr Kind die einfache oder schon die etwas umfassendere Antwort verstehen kann.

Achtung: Ehrlichkeit und Vertrauen ist bei Teenagern entscheidend!

Ganz wichtig bei der sexuellen Aufklärung ist, dass Sie ehrlich sind und das Vertrauen Ihres Kindes nicht enttäuschen. Gestehen Sie lieber einmal ein, etwas nicht erklären zu können, als eine falsche Antwort zu geben. Bemerkt Ihr Kind nämlich diese Notlüge in der sexuellen Aufklärung, wendet es sich möglicherweise künftig nicht mehr an Sie. Falls Sie unsicher sind, helfen gute Aufklärungsbücher für Kinder.

Zum Beispiel: "Wachsen und erwachsen werden" von Sabine Thor-Wiedemann im Ravensburger Verlag (12,95€).

Frage 1: Was macht ihr eigentlich im Bett?

6 bis 8 Jahre: Sex ist etwas, das Erwachsene tun, wenn sie sich sehr lieb haben. Im Deutschen sagt man dazu auch Geschlechtsverkehr. Dabei wird der Penis des Mannes steif, so dass er ihn in die Scheide seiner Partnerin stecken kann.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Wenn der Sex am schönsten ist, also auf dem Höhepunkt, kommt aus dem Penis des Mannes eine Flüssigkeit: das Sperma. Dabei können auch Babys entstehen.

Frage 2: Was macht Mama mit dem Tampon?

6 bis 8 Jahre: Frauen können ab der Pubertät jeden Monat ein Baby bekommen. In dieser Zeit wird in ihrem Bauch alles vorbereitet, damit das Baby darin wachsen kann. Wenn eine Frau aber kein Baby bekommt, also nicht schwanger wird, bekommt sie ihre Monatsblutung (Menstruation, Regel, Periode). Damit ihre Kleidung nicht blutig wird, legt sie sich eine Binde hinein oder benutzt einen Tampon, der schon in der Scheide das Blut aufsaugt.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Damit Frauen schwanger werden können, bereiten die Hormone, zum Beispiel das Östrogen, die Gebärmutter darauf vor. Die Gebärmutter ist im Bauch der Frau. Darin wird das Baby wachsen, bis es auf die Welt kommt. Die Gebärmutter wird dann dick und widerstandsfähig. Wird die Frau nicht schwanger, braucht sie das nicht mehr: Die Gebärmutter stößt die Verdickung ab und blutet.

Frage 3: Was ist ein Kondom?

6 bis 8 Jahre: Ein Kondom ist ein Verhütungsmittel für den Mann. Es verhindert, dass ein Baby entsteht, wenn der Mann und die Frau Sex (Geschlechtsverkehr) haben. Das Kondom ist wie ein dünner Schlauch, der über den Penis gezogen wird.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Kondome fangen das Sperma des Mannes auf. Kondome kann man in vielen Geschäften kaufen, zum Beispiel in Apotheken oder im Supermarkt. Sie schützen auch vor ansteckenden Krankheiten.

Frage 4: Warum habe ich keinen Penis?

6 bis 8 Jahre: Der Penis ist ein Geschlechtsorgan von Jungen und Männern, Mädchen und Frauen hingegen haben eine Scheide und eine Klitoris. Die Scheide ist der Eingang in deinen Körper, aus dem später die Babys geboren werden. Die Klitoris ist ein kleiner Knubbel am Anfang der Scheide, wie ein Mini-Penis.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Ein Penis wird von Zeit zu Zeit steif, das heißt dann Erektion. Auch die Klitoris kann steif werden. Werden Penis oder Klitoris dann angefasst, ist das ein schönes Gefühl.

Frage 5: Wie kommt ein Baby eigentlich aus dem Bauch raus?

6 bis 8 Jahre: Normalerweise kommt das fertige Baby nach neun Monaten Schwangerschaft durch die Scheide heraus. Die meisten Frauen gehen zur Geburt Ihres Babys ins Krankenhaus, wo ihnen Hebammen und Ärzte dabei helfen. Manche bekommen ihr Baby auch zu Hause, wobei ihnen eine Hebamme hilft.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
 Bei manchen Frauen wird das Baby im Krankenhaus auch durch den Bauch herausgeholt, das nennt man dann Kaiserschnitt. Im Bauch, also in der Gebärmutter, wird das Baby durch die Nabelschnur mit allem versorgt, was es zum Wachsen braucht. Wird es geboren, muss die Nabelschnur abgeschnitten werden, und es entsteht beim Kind der Bauchnabel.

Frage 6: Kann ich im Sommer auch nackt herumlaufen?

6 bis 8 Jahre: Das kommt immer darauf an, wo du gerade bist. Bei uns in der Wohnung stört es niemanden, aber in der Schule wäre es schon sehr merkwürdig, weil alle anderen Kinder und die Lehrer angezogen sind.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Je älter Kinder werden, desto unangenehmer ist es ihnen meistens, wenn andere sie nackt sehen. Das nennt man Schamgefühl, und es gehört zum Älterwerden einfach dazu. Jeder muss dann selbst entscheiden, wem er sich gerne nackt zeigt und wem nicht.

Frage 7: Warum darf ich nicht an mir rumspielen?

6 bis 8 Jahre: Es ist völlig in Ordnung und ganz normal, wenn du deinen Körper überall anfasst. Das machen fast alle Menschen, weil es Spaß macht. Allerdings solltest du dabei allein sein und keinen zusehen lassen.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
  • Sich an seinem Penis oder seiner Klitoris anzufassen oder zu reiben nennt man Selbstbefriedigung. Manchmal bekommst du dabei ein ganz tolles Gefühl, und bei den Jungen kann aus dem Penis etwas Sperma herauskommen.
  • Kinder stimulieren sich oft nicht direkt mit der Hand. Auch Fahrradfahren, Bäumeklettern, Kletterstangen herunterrutschen oder ein Ringkampf mit einem Freund können sexuelle Gefühle erzeugen. Ebenfalls Doktorspiele gehören bei vielen Kindern zu ihrer sexuellen Entwicklung dazu. Kinder sollten lernen, dass in unserer Kultur Selbstbefriedigung/Masturbation eine ganz persönliche und private Sache ist, die daher in der Öffentlichkeit nicht geduldet werden kann.

Frage 8: Ist Samuel wirklich schwul?

6 bis 8 Jahre: Schwul ist ein anderes Wort für homosexuell. Das bedeutet, dass sich jemand zu seinem eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Ein Junge liebt dann einen anderen Jungen oder ein Mädchen ein anderes Mädchen. Es gibt viele Menschen, die schwul oder (bei Mädchen) lesbisch sind.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Früher hatten homosexuelle Menschen große Schwierigkeiten, aber heute ist das eigentlich ganz normal. In manchen Ländern können sie sogar heiraten. Es gibt sehr viele berühmte Homosexuelle, zum Beispiel Hape Kerkeling, Freddy Mercury, Keith Haring, Ulrike Folkerts, Anne Will u.v.m.

Frage 9: Warum seid ihr manchmal im Schlafzimmer so laut?

6 bis 8 Jahre: Wenn Menschen Sex miteinander haben, dann ist das manchmal so schön, dass sie laut lachen oder jauchzen. Es bedeutet, dass sie besonders viel Spaß zusammen haben. Da brauchst du dir keine Sorgen machen.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Wenn es beim Sex besonders schön ist, dann nennt man das „einen Orgasmus haben oder zum Höhepunkt kommen“. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, diesen Orgasmus zu erreichen. Er ist ein glückliches Gefühl, bei dem manche Menschen vor Freude laut stöhnen oder sogar schreien.

Frage 10: Warum stecken sich Menschen beim Küssen die Zunge in den Mund?

6 bis 8 Jahre: Es gibt viele verschiedene Arten, sich zu küssen. Wenn es beiden Personen Spaß macht, dann können sie mit der Zunge auch den Mund des anderen erforschen. Wenn einer das aber nicht möchte, dann darf der andere ihn nicht dazu zwingen.

Zusatzwissen zur sexuellen Aufklärung:
Sich zu küssen, ist eine sehr liebevolle und persönliche Sache. Niemand darf dazu gezwungen werden, auch nicht von den Eltern oder anderen Verwandten. Es ist völlig in Ordnung und ganz sicher nicht unhöflich, wenn jemand nicht küssen möchte. Ob das schön ist oder nicht, entscheidest immer du selbst!

Wann sprechen Eltern am besten über die Sexualität?

Es gibt kein bestimmtes Alter, in dem Sie damit anfangen sollten, über die Sexualität zu sprechen. Kinder werden aus ganz unterschiedlichen Gründen neugierig auf ihren Körper oder auf die Vorgänge rund um die Sexualität. Vielleicht wird das Thema in der Schule angesprochen, sie beobachten ein Liebespaar, sehen einen Liebesfilm oder schnappen ein paar spezifische Wörter auf. Sobald Ihr Kind sich an Sie wendet, ist auch schon der richtige Zeitpunkt gekommen.

  • Mein Tipp: Sie müssen die manchmal vielleicht schwierigen Fragen Ihres Kindes nicht immer sofort beantworten. Erklären Sie ihm gegebenenfalls, dass Sie das ein und andere nochmal nachsehen müssen und die Antwort später geben. So haben Sie Zeit, sich mit komplizierten Fragen auseinanderzusetzen. Beim nächsten geeigneten Zeitpunkt sollten Sie dann Ihr Versprechen aber unbedingt auch einlösen.