So fördern Sie die Talente Ihres Kindes richtig

Talente entstehen aus Begabungen heraus, die es früh zu erkennen und zu fördern gilt. Wie Sie am besten damit umgehen und Ihr Kind optimal unterstützen, lesen Sie in diesem Artikel 

Inhaltsverzeichnis

Talente erkennen und fördern

Man sollte man nicht vergessen, dass sich ein Talent üblicherweise aus vielen verschiedenen Begabungen zusammensetzt. Ist Ihr Kind z.B. ein hervorragender Fußballer, so bringt es gute koordinative und weitere wichtige körperliche Voraussetzungen wie etwa Schnelligkeit und Ausdauer mit. Zusätzlich besitzt es aber sicher auch eine gute Spielübersicht, Durchsetzungsvermögen und Teamgeist.

Musikalische Talente haben in der Regel ein Ausnahmegehör und eine besondere emotionale Verbindung zur Musik. Doch auch hier sind koordinative Fähigkeiten wie Fingerfertigkeit, Rhythmusgefühl etc. erforderlich.

Menschen mit sozialen Talenten fallen hingegen durch ihre Fähigkeit auf, sich gut in andere Menschen (z.B. alte oder behinderte Menschen, kleine oder schwierige Kinder) hineinversetzen und so deren Gefühle und Bedürfnisse erkennen und befriedigen zu können. Ohne ihre vielschichtige Begabung der Empathie ist das kaum möglich.

Beobachten Sie die Talente Ihres Kindes – reflektieren Sie Ihre eigene Haltung

Um Begabungen und Talente zu erkennen, reicht es eigentlich, wenn Sie Ihr Kind beim Ausprobieren genau beobachten. Fühlt es sich z.B. in seiner Funktion als Rettungsschwimmer wohl, probt es engagiert für seine Auftritte mit der Schulband oder liest es alles, was es finden kann, rund um das Thema "Luft- und Raumfahrttechnik"? Ist das so, liegt der Verdacht nahe, dass Ihr Kind gemäß seinen Begabungen aktiv ist.

Trotzdem fällt es manchen Eltern schwer, offen liegende Talente zu erkennen. Das kann daran liegen, dass der Blick durch bestimmte persönliche Erfahrungen, Wünsche und Erwartungen getrübt ist. Wer selbst am liebsten Fussball-Profi oder Ballett-Tänzerin geworden wäre, tut nun vielleicht alles dafür, damit der eigene Sohn oder die eigene Tochter diese Wünsche erfüllen. Solche unbewussten Projektionen können aber verhindern, dass Sie als Eltern die wirklichen Talente Ihres Kindes wahrnehmen. Hinzu kommt, dass Kinder und Jugendliche oft sehr sensibel auf solche Erwartungen Ihrer Eltern reagieren. Meist versuchen Sie, diese Erwartungen zunächst zu erfüllen, spüren dann aber irgendwann, dass sie es nicht können oder wollen, weil ihre Stärken eben nicht in diesen Bereichen liegen. Belohnungen können das Problem sogar noch verschärfen. Spätestens in der Pubertät kann es dann zu größeren Rebellionen kommen.

Sprechen Sie mit den Lehrern, Trainern etc. Ihres Kindes über seine Talente

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob z.B. Schwimmen wirklich die richtige Sportart für Ihr Kind ist bzw. wo überhaupt seine Stärken liegen, sprechen Sie am besten mit den Trainern und Lehrern Ihres Kindes. Die können vermutlich am besten einschätzen, ob und wo Ihr Kind beispielsweise tatsächlich besondere Begabungen hat.

Hinzu kommt, dass man Begabung oder Talent nicht messen kann, wohl aber Leistung und Erfolg. Ob Ihr Kind in einem bestimmten Bereich eine besondere Begabung hat, äu- ßerst sich anfangs oft eher als Gefühl. Erst durch Vergleiche mit Gleichaltrigen, Tempo des Lernfortschritts etc. erlangen Sie und Ihr Kind Gewissheit, dass es sich hier tatsächlich um ein Talent handelt. Das heißt allerdings nicht, dass nur solche Fähigkeiten die Bezeichnung "Talent" verdienen, bei denen man besser ist als alle anderen. Der Begriff Talent ist dehnbar und kann das "außerordentliche oder sogar einzigartige Talent" meinen, zugleich kann Talent aber auch ganz ohne äußere Messlatte starke persönliche Fähigkeiten im Verhältnis zu schwächeren beschreiben: "Zum Schlagzeug spielen habe ich deutlich mehr Talent als zum Singen."

Werten Sie die Begabungen und Talente nicht

Wenn Sie Ihr heranwachsendes Kind dabei unterstützen wollen, seine Stärken zu entdecken, sollten Sie grundsätzlich darauf verzichten, Begabungen und Talente zu bewerten. Spürt Ihr Kind, dass Sie Tennis vielleicht besser als Tischtennis, Mathe wichtiger als Englisch oder Trompete besser als Waldhorn finden, bremst das nicht nur die Motivation Ihres Kindes, sondern es fühlt sich auch aufgrund seiner "falschen" Talente abgewertet.

Deshalb: Unterstützen Sie Ihr Kind auf der Suche nach seinen Begabungen, und wenn es ein Talent entdeckt hat, dann akzeptieren und fördern Sie es. Nicht Sie müssen mit dem Waldhorn glücklich werden, sondern Ihr Kind!

Fördern Sie die Talente Ihres Kindes

Wenn es darum geht, Ihrem Kind weitere Fördermöglichkeiten anzubieten, sind sicher die Trainer oder Lehrer Ihres Kindes eine gute Adresse, an die Sie sich wenden können. Oft bieten Schulen auch sogenannte Förder- oder Leistungskurse für Schüler mit besonderen fachlichen Stärken an, sowie Möglichkeiten, ein Instrument zu lernen und in der Schulband mitzuspielen, vermitteln Schüler in Sportvereine oder Sportleistungszentren, organisieren Arbeitsgruppen für "Jugend forscht" und vermitteln sogar für ältere Schüler Kontakte an Universitäten für ein Schülerstudium.

Wichtig ist, dass Sie dafür sorgen, dass die Stärken Ihres Kindes tatsächlich auch gefördert werden, denn fehlt die Förderung, geht leider oft bald das Interesse verloren.

Auch bedeutet Förderung nicht, dass nur ein bestimmtes Talent, z.B. Geige spielen, gefördert wird. Damit Ihr Kind auch dann, wenn es – trotz Begabung – vielleicht mal nicht so gut ist oder nicht so viel Spaß an der Sache hat, nicht gleich aufgibt, benötigt es noch weitere Fähigkeiten: ?

  • Frustrationstoleranz ?
  • Flexibilität und Offenheit ?
  • Durchhaltevermögen etc.

Auch hier können Sie unterstützen, z.B. indem Sie ?

  • Mut machen, ?
  • Erfolge statt Misserfolge in Aussicht stellen, ?
  • an bereits gute Leistungen und Erfolge erinnern

Bedenken Sie den Zusammenhang von Talent und Üben

Neben Begabungen und Talent sind die gerade genannten Fähigkeiten auch deshalb wichtig, weil sich Talente ohne regelmäßiges und intensives Üben in der Regel nur wenig oder gar nicht entfalten. Alles Talent, z.B. zum Tennis spielen, nützt also nichts, wenn Ihr Kind nicht regelmäßig trainiert. Aber auch begabte Schüler haben nicht immer Lust zum Trainieren, und fehlendes Talent kann durch Fleiß durchaus kompensiert werden. So ist es nicht selten, dass vielleicht der weniger begabte, dafür aber fleißigere Spieler das Tennismatch gewinnt.

Von wissenschaftlicher Seite wird sogar vermutet, dass bestimmte genetische Eigenschaften existieren, die dafür verantwortlich sind, ob ein Mensch die Bereitschaft zum Üben mitbringt. Auch scheint es Zeiten zu geben, in denen bestimmte Talente besonders gut gefördert werden können: Wer mit fünf oder sechs Jahren das Üben mit einem Musikinstrument anfängt, zwischen acht und zwölf Jahren speziell sportlich oder während der Grundschulzeit im analytischen Denken gefördert wird, hat gute Chancen, sein Talent in diesen Bereichen maximal zu entwickeln. Aber auch in späteren Jahren, z.B. während der Pubertät, kann Ihr Kind mit Fleiß und Ausdauer seine Begabungen noch hervorragend ausbauen.

Grundsätzlich kann man sagen: Je früher hohe Leistung gefordert wird, z.B. bei Wettkämpfen, umso früher sollte mit der intensiven Förderung begonnen werden. Acht bis zehn Jahre Spezialförderung sind meist notwendig, bevor Ihr Kind Spitzenleistungen abliefern kann. Doch als Eltern sollte man sich auch immer bewusst sein, dass sich Spitzenleistungen nicht von außen erzwingen lassen. Sie resultieren am besten aus dem eigenen Gefühl und dem Drang Ihres Kindes etwas unbedingt machen zu wollen.