Geschwister erziehen: Besonderheiten der Geschwisterposition

Je nachdem, ob ein Kind als erstes, zweites oder drittes Kind geboren wurde, wird es zu bestimmten Charaktereigenschaften neigen. Diese haben Auswirkungen auf das gesamte Leben. Unsere Erziehungs-Tipps helfen Ihnen, Ihre Kinder je nach Geschwisterposition gezielt zu stärken. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungstipps bei Geschwistern

Der amerikanische Psychologe Dr. Kevin Leman hat die Charakteristika der verschiedenen Geschwisterpositionen so auf den Punkt gebracht: Erstgeborene sind perfektionistisch, Mittelkinder drücken sich und Nesthäkchen tanzen immer aus der Reihe. Natürlich ist das sehr vereinfacht, doch beeinflusst die Rangfolge in der Geschwisterreihe tatsächlich unser Verhalten. Kinder werden dabei nicht nur durch die Eltern, sondern auch durch ihre Geschwister stark beeinflusst. Den stärksten Einfluss hat immer das Geschwisterkind, das in der Geschwisterreihe genau eine Position vor ihm ist. 

Die  Besonderheiten der Geschwisterposition

Das erstgeborene Kind bekommt zunächst die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern, leidet dann aber stark unter dem Schock der „Entthronung“, wenn das zweite Kind auf die Welt kommt. Nach Auffassung verschiedener Psychologen führt das zu einem „Knacks“ im Urvertrauen, was Erstgeborene durch besondere Tüchtigkeit wieder wettmachen wollen. Den jüngeren Geschwistern sind sie in vielen Dingen überlegen, und sie spielen ihre Macht, die ihnen ihre Geschwisterposition gibt, gerne aus, übernehmen aber häufig auch viel Verantwortung. Speziell älteste Schwestern werden nicht selten in die Rolle des Kindermädchens gedrängt.

Geschwister erziehen – Erziehungs-Tipps für Erstgeborene:

So können Sie Geschwister erziehen:

  • Achten Sie darauf, die Neigung zum Perfektionismus nicht zu verstärken. Bitte nicht verbessern, wenn Ihr Kind selbst etwas tut oder vorschlägt.
  • Überhäufen Sie das Erstgeborene nicht mit Aufgaben und Pflichten, sondern ziehen Sie auch die jüngeren Kinder dazu heran. Achten Sie darauf, das Älteste nicht zu häufig auf das/die kleineren Geschwister aufpassen zu lassen.
  • Ihrem Ältesten gebühren gewisse Privilegien gegenüber den jüngeren Geschwistern, z. B. eine etwas spätere Schlafenszeit. Diese sollten konsequent geachtet werden. Auch wenn es sich für Sie nur um Kleinigkeiten handelt: Für Ihr Kind sind sie sehr wichtig!
  • Verbringen Sie Zeit allein mit dem Ältesten. Gerade Erstgeborene reagieren auf das Zusammensein mit Erwachsenen besonders positiv.

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Für Zweitgeborene ist es völlig normal, die Eltern teilen zu müssen. Sie sind unbekümmerter und haben weniger Angst, die Liebe der Eltern zu verlieren. Da sie dem Ältesten jedoch in vielem unterlegen sind, stehen sie in ständiger Konkurrenz zu ihm. Schon in den ersten Lebensjahren entscheidet sich für den zweitgeborenen „Herausforderer“, ob er mit dem Erstgeborenen in Konkurrenz treten wird oder ob er sich in eine ganz andere Richtung entwickeln wird. Ist z. B. das erste Kind in der Schule gut, entwickelt sich das zweite dann zu einer Sportskanone. Die Abgrenzung vom Geschwisterkind ist besonderes unter gleichgeschlechtlichen Kindern schwierig und führt zu starker Rivalität. Bei einem Altersabstand unter fünf Jahren entwickelt sich das zweite Kind oft zum puren Gegenteil des ersten. In Familien mit mehr als zwei Kindern gehört das Zweitgeborene zu den Mittelkindern (siehe dort).

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Geschwister erziehen – Erziehungs-Tipps für 2-Kinder-Familien:

Beachten Sie die Erziehungs-Tipps für Erstgeborene.

  • Verteilen Sie die Rechte und Aufgaben in der Familie gerecht: Das ältere Kind sollte ruhig etwas mehr übernehmen, aber auch z. B. mehr Taschengeld bekommen oder etwas länger aufbleiben dürfen.Achten Sie darauf, dass das jüngere Kind seinen Teil der Arbeiten erledigt.
  • Vermeiden Sie Vergleiche der beiden Kinder (Deine Schwester kann schon …Warum kannst du das noch nicht?). Das ist allerdings oft schwerer, als man denkt!
  • Versuchen Sie nicht sklavisch, beide Kinder genau gleich zu behandeln. Behandeln Sie stattdessen jedes Kind nach seinen individuellen Bedürfnissen.
  • Verbringen Sie Zeit mit jedem Kind allein.

Mittelkinder, auch Sandwich-Kinder genannt, haben oft einen schweren Stand. Sie besitzen weder die Überlegenheit und Privilegien des Erstgeborenen noch die besondere Aufmerksamkeit, die dem Jüngsten zuteil wird. So kämpfen sie nicht selten durch provokatives Verhalten um die Beachtung der Eltern, sind fordernder und aggressiver. Doch können auch ein besonders verschlossenes Verhalten und schon früh viele Kontakte außer Haus auftreten. Am besten getroffen hat es noch der einzige Sohn unter lauter Schwestern, dem besondere Aufmerksamkeit sicher ist. Auch die einzige Schwester unter Brüdern genießt oft den Status einer „Prinzessin“ und hat eine besondere Geschwisterposition inne.

Geschwister erziehen – Erziehungs-Tipps für Mittelkinder:

  • Ein Mittelkind braucht das Gefühl, auch etwas „Besonderes“ zu sein. Beachten und loben Sie seine Leistungen gebührend. Machen Sie Ihre Liebe aber nicht von Leistung abhängig!
  • Verschlossenen Mittelkindern helfen Gespräche unter vier Augen, sich zu öffnen.
  • Achten Sie besonders darauf, wie Ihr Kind seine Umwelt wahrnimmt oder über bestimmte Situationen denkt. Um Konflikte zu vermeiden, neigt es dazu, vieles mit sich selbst auszumachen.
  • Räumen Sie auch Ihrem Mittelkind bestimmte Privilegien ein, z. B. auch mal allein die Großeltern besuchen zu dürfen oder allein mit Ihnen in die Bücherei zu gehen.
  • Damit es nicht immer die Sachen des/der Älteren „vererbt“ bekommt, sollten Sie hin und wieder bewusst ein neues, möglichst „besonderes“ Kleidungsstück kaufen, etwa ein T-Shirt mit seinem Lieblingshelden.

Das Nesthäkchen wird oft verwöhnt und bedient sowie von den Eltern besonders beachtet,was nicht selten zu starker Eifersucht der älteren Geschwister führt. Diese können dem Jüngsten dann das Leben schwer machen. Um bei den „übermächtigen“ Geschwistern Anerkennung zu ernten, versucht es oft, diese zum Lachen zu bringen, und entwickelt sich so zum Clown. Ist das Nesthäkchen ein Nachzügler und hat es daher bereits erheblich ältere Geschwister,wird es meist auch von diesen umsorgt und wächst als kleiner Prinz oder kleine Prinzessin heran. Nicht selten bleibt es sein ganzes Leben lang das „Baby“, das sich um nichts kümmern muss und von allen erwartet, dass sie für es sorgen.

Geschwister erziehen – Erziehungs-Tipps für Nesthäkchen:

  • Sorgen Sie dafür, dass auch das Jüngste altersgemäße Aufgaben im Haushalt erledigt und Verantwortung übernimmt.
  • Auch das Nesthäkchen muss die Familienregeln einhalten!
  • Fordern Sie Ihr Nesthäkchen. Letztgeborene sind meist nur wenig ehrgeizig oder geben den Clown, weswegen sie oft hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.
  • Ähnlich wie Mittelkinder brauchen auch jüngste Kinder das Gefühl, wichtig und etwas „Besonderes“ zu sein. Speziell bei einer großen Kinderschar können sie sich zu wenig beachtet vorkommen. Stellen Sie seine Leistungen daher besonders heraus, indem Sie z. B. darauf achten, dass auch seine Bilder und Basteleien ausgestellt bzw. gewürdigt werden.

Zwillinge sind ein Sonderfall. Dass Zwillinge nicht aufeinander eifersüchtig wären oder immer zusammenhielten, sind Ammenmärchen. Unter Zwillingen gibt es Rivalität wie bei anderen Geschwistern auch. Oft vergleichen sie sich sogar besonders stark miteinander und haben Angst, zu kurz zu kommen. In den ersten beiden Lebensjahren kristallisiert sich meist eine Rangfolge heraus: Eines der Kinder wird die Rolle des Älteren übernehmen. Doch sind Zwillinge (insbesondere eineiige) viel stärker aufeinander bezogen als andere Geschwister. Daher haben sie oft Schwierigkeiten, ihre eigene Identität zu finden.

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Geschwister erziehen – Erziehungs-Tipps für Zwillinge:

  • Fördern Sie die eigene Identität. So ist z. B. die Gepflogenheit, Zwillinge stets gleich zu kleiden, zwar niedlich, aber nicht unbedingt förderlich für die Kinder.
  • Fördern Sie individuelle Neigungen und Interessen jedes Kindes (eines geht z. B. ins Ballett, das andere in die Musikschule).
  • Stärken Sie das Selbstwertgefühl jedes Kindes, indem Sie individuell loben (also nicht: „Das habt ihr gut gemacht!“) und es nicht an den Leistungen des anderen Zwillings messen.
  • Trennen Sie die Zwillinge zeitweise voneinander, z. B. indem sie verschiedene Kindergartengruppen besuchen. Dies verringert den ständigen Wettbewerbsdruck untereinander, aber auch Entwicklungen in einen verantwortlichen und einen eher passiven Zwilling.